Zehn Jahre höhere Lebenserwartung durch Ernährungsumstellung

Wie sich die Ernährung auf die Lebenszeit auswirkt

Menschen können ihre Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre erhöhen, indem sie ihre Ernährung optimieren und mehr Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Nüsse verzehren sowie zusätzlich den Verzehr von ungesunden Lebensmitteln wie beispielsweise rotem und verarbeitetem Fleisch eingeschränken.

In einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der University of Bergen wurde festgestellt, dass für Menschen jeden Alters eine nachhaltige Umstellung der Ernährung erhebliche gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Je früher die Ernährungsumstellung erfolgt, desto größere Effekte auf die Lebenserwartung sind zu erwarten, berichten die Forschenden.

Veröffentlicht wurden ihre Studienergebnisse in dem englischsprachigen Fachblatt „PLoS Medicine“.

Elf Millionen Tote aufgrund von Ernährung jährlich

Die Ernährung ist von grundlegender Bedeutung für die Gesundheit und ernährungsbedingte Risikofaktoren sind laut Schätzungen jährlich weltweit für elf Millionen Todesfällen verantwortlich, berichten die Forschenden.

Auch das Robert Koch-Institut (RKI) betont, dass der Mangel ebenso wie ein Überangebot an Nahrungskomponenten maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf von vielen Erkrankungen habe. Zusätzlich wirke sich die Qualität der Ernährung auf das Wohlbefinden aus.

Auswirkungen auf die Lebenserwartung berechnet

In der aktuellen Studie wurde nun auf Basis der Daten aus der Global Burden of Disease study ein Modell erstellt, mit dem sich die Auswirkungen einer Reihe von Ernährungsänderungen auf die Lebenserwartung sofort abschätzen lassen. Dieses Modell ist auch als öffentlich zugängliches Online-Tool mit der Bezeichnung Food4HealthyLife Calculator verfügbar.

Das Online-Tool kann Menschen dabei helfen, die gesundheitlichen Auswirkungen von Ernährungsentscheidungen besser zu verstehen, betonen die Fachleute. So könnten dem Modell zufolge zum Beispiel junge Erwachsene in den Vereinigten Staaten durch eine Umstellung ihrer typischen westlichen Ernährung auf eine gesündere Ernährung von einer erheblich höheren Lebenserwartung profitieren.

Bis zu 13 Jahre längeres Leben

Eine solche Ernährungsumstellung ab dem Alter von zwanzig Jahren könnte die Lebenserwartung von Frauen um 10,7 Jahre und von Männern um 13,0 Jahre erhöhen, berichtet das Team. Dabei sei der größte Zugewinn an Lebensjahren auf den Verzehr von mehr Hülsenfrüchten, mehr Vollkornprodukten, mehr Nüssen und weniger rotem und verarbeitetem Fleisch zurückzuführen.

Bei Menschen im Alter von 60 Jahren könne eine optimierte Ernährung die Lebenserwartung von Frauen um acht Jahre und von Männern um 8,8 Jahre erhöhen und selbst im Alter von 80 Jahren könne die Ernährungsumstellung noch durchschnittlich 3,4 Jahre Zugewinn an Lebensjahren bewirken, so das Team.

„Das Verständnis des relativen Gesundheitspotenzials der verschiedenen Lebensmittelgruppen könnte es den Menschen ermöglichen, machbare und signifikante Gesundheitsgewinne zu erzielen“, betonen die Forschenden in einer Pressemitteilung.

Die bisherige Forschung habe den gesundheitlichen Nutzen einzelner Lebensmittelgruppen oder bestimmter Ernährungsmuster aufgezeigt, aber nur wenige Informationen über die gesundheitlichen Auswirkungen anderer Ernährungsänderungen geliefert. Das neu entwickelte Modell schließe nun diese Lücke.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) berichtete bereits vor Jahren von einer Studie (siehe „Lancet Public Health“), die gezeigt habe, dass eine Ernährung mit einem sehr niedrigen oder einem sehr hohen Anteil an Kohlenhydraten langfristig mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden ist.

Auf Basis der wissnschaftlichen Erkenntnisse rät die DGE daher zu dem Verzehr von ballaststoffreichem Lebensmitteln wie Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst. Dagegen sollten einfache Kohlenhydrate in Form von zugesetzten Zuckern und raffinierter Stärke gemieden werden.

Mit dem Food4HealthyLife Calculator werden nun jedoch die Vorteile der einzelnen Lebensmittelgruppen direkt erkennbar, was nach Ansicht der Forschenden für Ärztinnen und Ärzte, politisch Verantwortliche und Laien nützlich sein kann, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Ernährungsgewohnheiten zu verstehen. (as)