Beschwerden der Patienten über Zahnärzte nehmen zu. Wachsende Kritik der Patienten an behandelnden Zahnärzten.
23.11.2010
Bei der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) gehen jedes Jahr unzählige Beschwerden von Bundesbürgern ein, die sich über das Fehlverhalten ihres behandelnden Arztes beklagen. Dabei sind mit Abstand am meisten Beschwerden über Zahnärzte zu verzeichnen, während das Verhalten der Hausärzte verhältnismäßig wenig in der Kritik stand.
Die UDP hat jetzt die Zahlen für das erste Halbjahr 2010 im Rahmen einer Studie untersucht und am Montag in Berlin veröffentlicht. Aus den Zahlen geht hervor, dass dieses Jahres bisher mindestens 40.000 Menschen eine der 22 bundesweiten UPD-Stellen aufgesucht haben. Wobei jeder Fünfte von ihnen eine konkrete Beschwerde über einen Mediziner vorzubringen hatte, wie die Geschäftsführerin der UDP, Astrid Burkhardt, erklärte. Insgesamt richtete sich der Großteil der Beschwerden gegen Krankenhäuser und Kliniken, Pflegeeinrichtung und Mediziner mit eigener Praxis, so Burkhardt. Jedoch standen auch die gesetzlichen Krankenkassen relativ häufig in der Kritik, wie dem UDP-Bericht zu entnehmen ist.
Von den rund 8.000 Beschwerden, die bei der UDP über behandelnde Ärzte eingegangen sind, richteten sich gut 30 Prozent gegen Zahnärzte. Damit stehen die Zahnärzte mit Abstand an der Spitze der Beschwerdeliste, allerdings sind eher selten mögliche Behandlungsfehler Ansatzpunkt der Kritik, sondern vermutetet falsche Abrechnungen der Zahnmediziner. Hausärzte werden nach Auskunft der UDP von den Bundesbürgern, trotz der erheblich höheren Patientenzahlen, weit weniger kritisiert als Zahnärzte. Lediglich 17,5 Prozent der Beschwerden richteten sich gegen Hausärzte. Sehr zufrieden zeigten sich die Patienten mit den Leistungen der Kinderärzte. Nur 0,8 Prozent der gesamten Beschwerden betrafen Kinderärzte, was mit Abstand am wenigsten unter den aufgelisteten Ärztegruppen waren.
Weil die Patienten in den letzten Jahren immer mehr Zahnarzt-Leistungen aus eigener Tasche bezahlen müssen, ist die Anzahl der Beschwerden über zu hohe Rechnungen parallel erheblich gestiegen, erklärte die Geschäftsführerin der UDP die wachsende Unzufriedenheit mit den zahnärztlichen Behandlungen. Zudem betonte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, dass „ die Verrechnung der Kosten direkt über die Krankenkassen (…) eine friedensstiftende Wirkung“ Wirkung hat. Der Experte warnte daher davor, die bei Zahnbehandlungen gängige Eigenbeteiligung auch auf andere medizinische Bereiche zu übertragen, wie es im Rahmen der aktuellen Gesundheitsreform versucht worden sei.
Mit den Ergebnissen des aktuellen Berichtes der unabhängigen Patientenberatung wird sich nach eigener Auskunft demnächst auch Wolfgang Zöller, Patientenbeauftragter der Bundesregierung, beschäftigen. Die Bundesregierung werde den Bericht der Patientenberatung mit besonderem Blick auf die Rolle der Zahnärzte auswerten, erklärte Zöller in einer Stellungnahme zu den aktuellen Zahlen der UDP. Anschließend will Zöller bis Ende Dezember einen Vorschlag vorlegen, um die Rechte der Patienten in Deutschland weiter zu stärken. Dieser könnte dann nach Diskussion und entsprechender Anpassung bereits 2011 als Gesetzentwurf formuliert und von der Bundesregierung verabschiedet werden. (fp)
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