Was kann der 1-Stunden-Troponin-Test?
Der Herzinfarkt ist nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland. Etwa 49.000 Menschen sterben jährlich hierzulande daran. 220.000 Betroffen werden pro Jahr in deutschen Kliniken aufgrund eines Herzinfarktes behandelt. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, denn nicht alle Herzinfarkt-Patienten wissen, dass sie einen Infarkt hatten. Andere Patienten denken hingegen fälschlicherweise, dass sie einen Infarkt haben, ohne dies tatsächlich der Fall wäre. Nicht immer sind die Symptome eindeutig. Ein neuer Schnelltest soll nun eine schnellere und sicherere Behandlung bei Herzinfarkt gewährleisten.
Die Deutsche Stiftung für Herzforschung (DSHF) testete mit Unterstützung der Deutschen Herzstiftung erfolgreich eine neue Schnelltestmethode namens 1-Stunden-Troponin-Test zur Diagnose eines Herzinfarkts an 1.500 Hochrisikopatienten. Der Test erkennt innerhalb einer Stunde, ob ein Herzinfarkt vorliegt oder nicht. Dies ist ausschlaggebend für die weitere Behandlung der Betroffenen.
Ein Herzinfarkt kann viele Gesichter haben
Wie die Herzexpertinnen und Herzexperten der Deutschen Herzstiftung berichten, kann sich ein Herzinfarkt auf verschiedene Art und Weise zeigen. Viele Betroffene klagen über brennende und drückende Brustschmerzen, die mit einem Gefühl der Enge einhergehen. Andere beschreiben ihre Symptome als ausstrahlende Schmerzen, die sich vom Brustbein in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer und Oberbauch ziehen. Daneben können auch Begleitbeschwerden wie übermäßiges Schwitzen, Übelkeit und Atemnot eintreten. Bei manchen Patienten zeigen sich auch weniger deutliche Anzeichen.
Verwechslungsgefahr
Viele Symptome, die im Zusammenhang mit einem Herzinfarkt auftauchen, können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. „Je schneller und sicherer die bestehende Erkrankung diagnostiziert werden kann, desto rascher kann die passende Therapie erfolgen und umso größer sind die Heilungsaussichten für die Patienten“, erläutert Oberarzt Professor Dr. med. Willibald Hochholzer in einer Pressemitteilung zu der neuen Diagnose-Methode. Bislang nutzen Ärzte vorwiegend ein Elektrokardiogramm zur Analyse der Herzströme. Dies sei jedoch nicht das zentrale Kriterium, um eine Herzinfarkt-Diagnose zu untermauern.
Ein Proteinkomplex weißt auf Herzschäden hin
Die Herzspezialisten erklären, dass man nur anhand des sogenannten Troponins eine sichere Diagnose stellen kann. Dabei handelt es sich um einen Proteinkomplex, der den Herzmuskelzellen bei der Kontraktion hilft und so sicherstellt, dass das Herz seine Aufgabe als Blutpumpe erfüllt. Erhalten diese Muskelzellen infolge eines Infarkts zu wenig Sauerstoff, wird das Troponin ins Blut ausgeschüttet. Laut der Deutschen Herzstiftung geschieht dies auch bei anderen Krankheiten, bei denen das Herz geschädigt ist, wie beispielsweise bei einer Lungenembolie, einem septischen Schock oder bei bestimmten Herzrhythmusstörungen. „Diese Patienten machen, bedingt durch einen relativen Sauerstoffmangel, auch eine Art ,Infarkt’ ohne Gefäßverschluss durch, einen sogenannten Myokardinfarkt Typ 2“, erklärt Professor Hochholzer.
Jeder Infarkt erfordert die richtige Behandlung
Nach der zugrundeliegenden Ursache entscheidet sich auch die richtige Behandlung. Spricht man von einem Herzinfarkt ist in erster Linie der Myokardinfarkt Typ 1 gemeint. Dieser muss in der Regel möglichst schnell behandelt werden, indem das betroffene Herzkranzgefäß umgehend wieder mit einem Ballon geöffnet und eine Gefäßstütze (Stent) implantiert wird. „Der Test funktioniert hervorragend für den Ausschluss eines Herzinfarktes auch bei Hochrisikopatienten“, resümiert der Professor die Testergebnisse.
Wie funktioniert der 1-Stunden-Troponin-Test?
Im Test wird das vorhandene Troponin im Blut gemessen. Der sogenannte 1-Stunden-Troponin-Diagnose-Algorithmus erkennt binnen einer Stunde, ob tatsächlich ein Herzinfarkt vorliegt oder nicht. Der neue Test wird in den aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) für Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt empfohlen. Derzeit soll der Test dahingehend verbessert werden, dass er auch ein Myokardinfarkt Typ 1 von einem Myokardinfarkt Typ 2 abgrenzen kann. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.