Ein Verzicht auf Gluten kann langfristig der Darmflora schaden und so weitreichende Folgen für die Darmgesundheit, das Immunsystem und den Stoffwechsel haben. Ohne medizinische Indikation auf Gluten zu verzichten, kann der Gesundheit demnach mehr schaden als nutzen.
Ein französisches Forschungsteam von der Université Clermont Auvergne/INRAE hat die Auswirkungen des Glutenverzichts auf die Darmmikrobiota bei gesunden Erwachsenen untersucht. In dem Fachmagazin „Nutrients“ berichtet das Team, wie stark und in welche Richtung sich die Darmflora durch den Verzicht auf Gluten verändert.
Gesundheitsvorteile durch Glutenverzicht?
Nicht nur Menschen mit Zöliakie verzichten notgedrungen auf Gluten, sondern auch viele Gesunde ernähren sich in der Hoffnung auf gesundheitliche Vorteile glutenfrei. Jedoch hatten frühere Untersuchungen bereits darauf hingedeutet, dass dies die Zusammensetzung der Darmflora verändern kann.
Gleichzeitig ist bekannt, dass viele glutenfreie Produkte weniger Ballaststoffe, dafür aber mehr Fett und Zucker enthalten, eine Kombination, die das Mikrobiom eher belastet. Anhand von 40 gesunden Erwachsenen versuchten die Forschenden daher, die Auswirkungen des Glutenverzichts auf die Darmflora konkret zu bestimmen.
Wie verändert sich die Darmflora?
Die Teilnehmenden ernährten sich zunächst glutenreich und anschließend wurde ihre Ernährung zwei Mal für acht Wochen auf eine glutenarme Kost umgestellt. Hierfür wurden Weizenprodukte durch Reis- und Maisvarianten ersetzt. Eine Untergruppe der Teilnehmenden führte den Glutenverzicht über 16 Wochen fort, um kumulative Effekte sichtbar zu machen.
Die Veränderungen der Darmflora wurden mittels Gensequenzierung und weiterer Verfahren analysiert und anhand von Stuhlproben auch die Stoffwechselprodukte der Darmmikrobiota ermittelt.
Verschiebung in Richtung dysbiotischem Profil
Bereits nach der achtwöchigen Ernährungsumstellung sank die mikrobielle Vielfalt messbar und nach 16 Wochen war dieser Effekt noch ausgeprägter, berichtet das Team. Dies könne weitreichende Auswirkungen haben, da das Mikrobiom unter anderem direkt die Darmgesundheit, das Immunsystem und den Stoffwechsel beeinflusse.
Auffällig sei der starke Rückgang potenziell gesundheitsfördernder Arten wie Akkermansia muciniphila (unterstützt die Darmbarriere) und Bifidobacterium spp. und die verstärkte Ausbreitung von Enterobacteriaceae (unter anderem E. Coli).
Insgesamt erfolgt eine Verschiebung hin zu einem dysbiotischen Profil, das mit negativen Gesundheitseffekten in Verbindung gebracht wird, so das Forschungsteam.
Zwar sei metabolisch das Verhältnis der wichtigsten kurzkettigen Fettsäuren (Acetat, Propionat, Butyrat) erstaunlich stabil geblieben, doch zum Beispiel habe sich der Ethanolgehalt im Stuhl mehr als verdreifacht und Ethanol bilde ein Zwischenprodukt bakterieller Zuckerfermentation, das in hohen Mengen schädlich wirken könne.
Risiken des Glutenverzichts bedenken
Eine 16-wöchige Low-Gluten-Diät veränderte sowohl die Zusammensetzung als auch die metabolische Aktivität der Darmmikrobiota signifikant und gesunde Menschen sollten sich der potenziellen Risiken bewusst sein, wenn sie Gluten ohne medizinische Notwendigkeit dauerhaft reduzieren, so das Fazit des Forschungsteams.
Die Darmflora kann demnach durch den Glutenverzicht langfristig Schaden nehmen, wobei der geringere Anteil an Ballaststoffen offenbar eine wesentliche Rolle spielt. Bei glutenarmer Ernährung empfiehlt es sich daher, bewusst alternative Ballaststoffquellen wie Hülsenfrüchte, Gemüse, Buchweizen oder Quinoa aufzunehmen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eve Delmas, Rea Bingula, Christophe Del’homme, Nathalie Meunier, Aurélie Caille, Noëlle Lyon-Belgy, Ruddy Richard, Maria Gloria Do Couto, Yohann Wittrant, Annick Bernalier-Donadille: A Low-Gluten Diet Reduces the Abundance of Potentially Beneficial Bacteria in Healthy Adult Gut Microbiota; in: Nutrients (veröffentlicht 22.07.2025), mdpi.com
Wichtiger Hinweis:
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