Blasenentzündungen und andere Harnwegsinfekte werden meist durch Escherichia coli (E.coli) verursacht, wobei die Bakterien laut einer neuen Studie in jedem fünften Fall von verunreinigtem Fleisch stammen. Das Risiko lebensmittelbedingter Harnwegsinfektionen wurde demnach bislang offenbar deutlich unterschätzt.
Ein Forschungsteam um Professor Lance B. Price von der George Washington University hat untersucht, welcher Anteil an Harnwegsinfektionen auf zoonotische E. coli-Stämme zurückgeht. Die in dem Fachmagazin „mbio“ veröffentlichten Ergebnisse, lassen auf einen wesentlichen Einfluss lebensmittelbedingter Übertragungen schließen.
Harnwegsinfektionen durch E. Coli
Harnwegsinfektionen sind relativ weit verbreitet, wobei Frauen und ältere Menschen überproportional häufig erkranken. Die häufigste Ursache bilden Infektionen mit E. coli und bislang galt die Annahme, dass die Erreger aus der eigenen Darmflora stammen.
Allerdings sind E. coli-Stämme auch auf rohem Geflügel und Fleisch zu finden, so dass durch Lebensmittel übertragene Stämme ebenfalls eine Rolle bei den Harnwegsinfekten spielen könnten, erläutert das Team.
Welche Rolle spielen Erreger tierischen Ursprungs?
Ob dies so ist, untersuchten die Forschenden nun an über 5.700 E. Coli-Isolaten, die von Personen mit Harnwegsinfekten und von Fleischproben aus dem Einzelhandel ihres Stadtteils stammten. Mit Hilfe eines speziellen genomischen Modellierungsansatzes analysierte das Team, welche Bakterienstämme wahrscheinlich von Menschen und welche von Tieren stammten.
Dabei zeigte sich, dass 18 Prozent der Harnwegsinfekte in der untersuchten Population im Zusammenhang mit E. coli-Stämmen tierischen Ursprungs standen, die als lebensmittelbedingte Harnwegsinfekte bezeichnet werden, berichten die Forschenden. Die Erreger tierischen Ursprungs seien dabei am häufigsten in Hühner- und Putenfleisch aufgetreten.
Jede fünfte Harnwegsinfektion lebensmittelbedingt
Rund jede fünfte Harnwegsinfektion in der Studie wurde durch E. coli-Stämme verursacht, die durch verunreinigtes Fleisch übertragen werden, was auf ein verstecktes lebensmittelbedingtes Risiko für Millionen Menschen hindeutet – nicht nur in Kalifornien, so die Fachleute weiter.
Zudem sei der Anteil der lebensmittelbedingten Harnwegsinfekte in einkommensschwachen Gebieten deutlich höher ausgefallen als in wohlhabenderen Gebieten.
Problem der Lebensmittelsicherheit
„Harnwegsinfektionen galten lange Zeit als persönliches Gesundheitsproblem, doch unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sie auch ein Problem der Lebensmittelsicherheit darstellen“, fasst Prof. Price zusammen.
Diese Erkenntnis eröffne allerdings auch neue Wege zur Prävention wie zum Beispiel durch einen hygienischen Umgang mit Lebensmitteln, das Vermeiden von Kreuzkontaminationen in der Küche, ein gründliches Durchgaren von Fleisch und Geflügel sowie das Waschen der Hände und Oberflächen nach der Zubereitung von rohem Fleisch.
Nun seien weitere Studien erforderlich, um die lebensmittelbedingte Übertragung von anderen möglichen Expositionen zu unterscheiden, Modelle zur Bestimmung spezifischer Fleischquellen zu verbessern und die Erkenntnisse in anderen Regionen und bei anderen Infektionsarten zu überprüfen, resümiern die Forschenden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- George Washington University: Nearly 1 in 5 urinary tract infections linked to contaminated meat (veröffentlicht 23.10.2025), eurekalert.org
- Maliha Aziz, Daniel E. Park, Vanessa Quinlivan, Evangelos A. Dimopoulos, Yashan Wang, Edward H. Sung, Annie L. S. Roberts, Ann Nyaboe, Meghan F. Davis, Joan A. Casey, Julio Diaz Caballero, Keeve E. Nachman, Harpreet S. Takhar, David M. Aanensen, Julian Parkhill, Sara Y. Tartof, Cindy M. Liu, Lance B. Price: Zoonotic Escherichia coli and urinary tract infections in Southern California; in: mBio (veröffentlicht 23.10.2025), journals.asm.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.







