Die Unterschiede im Denken können einen wichtigen Anteil an dem Erfolg eines Unternehmens haben. Die Neurodiversität unter den Mitarbeitenden ist demnach keine Schwäche, sondern eine Stärke, die es angemessen zu nutzen gilt.
Ein Forschungsteam um Dr. Sebastiano Massaro von der University of Surrey hat Vor- und Nachteile der Neuodiversität in Unternehmen untersucht und die Ergebnisse in dem Fachbuch „Neurodiversity in Entrepreneurship“ veröffentlicht.
Was ist Neurodiversität?
Das Konzept der Neurodiversität beschreibt die natürlichen Unterschiede der Gehirnfunktionen, woraus auch Unterschiede im Denken, Lernen und in der Wahrnehmung resultieren. Eine besondere Gruppe bilden in diesem Konzept neurodivergente Personen, die zum Beispiel ADHS, Legasthenie, Autismus, Dyskalkulie oder bipolare Störungen haben.
Diese Personen können über einzigartige Fähigkeiten verfügen, die unternehmerisches Handeln, Innovation und Unternehmenswachstum fördern, wenn ihre Einbindung in das Unternehmen nicht als Hemmnis, sondern als Chance verstanden wird, erläutern die Forschenden.
Besondere Stärken bei ADHS, Dyslexie & Co
Auf Basis einer systematische Auswertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Jahren 2011 bis 2023 kommen die Fachleute zu dem Schluss, dass zum Beispiel Unternehmerinnen und Unternehmer mit ADHS häufig eine hohe unternehmerische Aufmerksamkeit und starke Leistungen in den Bereichen Innovation und Risikobereitschaft aufweisen.
Dyslektische Unternehmerinnen und Unternehmer können indes ihre Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten oftmals durch die Entwicklung ausgefeilter Delegationsstrategien kompensieren und so das Unternehmenswachstum beschleunigen, erläutern die Forschenden.
Merkmale der bipolaren Störungen seien indes mit Kreativität, Ideenfindung und der Bereitschaft verbunden, mutige Unternehmungen anzugehen.
Neurodiversität ein Vorteil
„Wir verhalten uns oft so, als ob Neurodiversität automatisch ein Defizit bedeuten würde. Die biologischen Erkenntnisse zeigen jedoch etwas völlig anderes“, betont Dr. Massaro. So gebe es starke Hinweise darauf, dass sie im unternehmerischen Kontext wertvolle Stärken mit sich bringen.
Neurodiversität sollte daher nicht länger als Problem betrachtet werden. Hier gelte es, über defizitorientierte Konzepte hinauszugehen und zu verstehen, wie kognitive Unterschiede als unternehmerische Stärken genutzt werden können.
So plädieren die Forschenden für einen Wandel in der Betrachtung von Programmen zur Förderung der Neurodiversität. Sie fordern ein Geschäftsumfeld, das Unterschiede wertschätzt, anstatt sie zu normalisieren, und praxisorientierte Organisationsstrategien, die die Stärken neurodiverser Menschen aktiv nutzen.
„Unseres Wissens liefern wir die erste fundierte Erklärung dafür, warum Neurodiversität in der Wirtschaft relevant ist, indem wir einen direkten Zusammenhang zwischen neuronalen Mechanismen und unternehmerischem Verhalten herstellen“, betont Dr. Massaro.
„Wenn Universitäten, Wirtschaft und Regierungen die Auswirkungen dieser biologischen Grundlagen auf das Unternehmertum außer Acht lassen, könnten sie wertvolle, offensichtliche Potenziale übersehen“, so der Experte. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Giuseppe Bongiorno, Mariacarmela Passarelli, Frédéric Ooms, Sebastiano Massaro: The Neuroscience of Neurodiversity in Entrepreneurship Available to Purchase ; in Neurodiversity in Entrepreneurship; Emerald Publishing Limited (2025), emerald.com
- University of Surrey: Why neurodiversity might be the hidden engine of entrepreneurial success (veröffentlicht 17.12.2025), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.









