Geldsorgen lassen Herz schneller altern als andere Risikofaktoren

Finanzielle Probleme und Unsicherheiten bei der Versorgung mit Lebensmitteln haben einen äußerst nachteiligen Einfluss auf das Herz und sie erhöhen das frühzeitige Sterberisiko. Der Einfluss ist dabei stärker, als der von vielen anderen Risikofaktoren.

Forschende der Mayo Clinic (USA) haben in einer groß angelegten Studie den Einfluss von sozialen Faktoren und anderen Risikofaktoren auf die Herzalterung und die Sterblichkeit untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Mayo Clinic Proceedings“ veröffentlicht.

Welche Rolle spielen soziale Faktoren?

Neben den allgemein bekannten Risikofaktoren für die Herz-Kreislauf-Gesundheit wie beispielsweise Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung können auch soziale Determinanten eine wichtige Rolle spielen, erläutern die Forschenden.

Die Fachleute entwickelten daher eine KI-gestützte Methode, die anhand von Elektrokardiogrammen eine Vorhersage der Herzalterung ermöglicht, und überprüften mit deren Hilfe die Auswirkungen von psychosozialen Faktoren und anderen bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren auf die Herzalterung von über 280.000 Patientinnen und -Patienten der Mayo Clinic.

Zur Erfassung der psychosozialen Faktoren befragten die Forschenden die Teilnehmenden in Bezug auf die Stressbelastung, körperliche Aktivität, soziale Kontakte, Wohnungsunsicherheiten, finanzielle Belastungen, Ernährungsunsicherheiten, Transportbedarf, Ernährung und Bildung.

Anschließend berechneten die Fachleute die Zusammenhänge zwischen den psychosozialen Determinanten, konventionellen Risikofaktoren und dem Herzalter sowie dem Sterberisiko innerhalb des Studienzeitraums.

Die Differenz zwischen dem chronologischen und dem kardialen Alter wurde zur Verdeutlichung des Effekts herangezogen. Liegt das kardiale Alter höher als das chronologische Alter, so ist das Herz biologisch älter als die Person, was auf ein erhöhtes Risiko für zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweist, erläutert das Team.

Stärkere Einfluss als bekannte Risikofaktoren

Den Fachleuten zufolge hatten die psychosozialen Determinanten im Zusammenspiel stärkeren Einfluss auf die kardiale Alterung als die traditionellen klinischen Risikofaktoren und finanzielle Belastung und Ernährungsunsicherheit waren dabei besonders relevant.

Auch waren die psychosozialen Determinanten robuste Prädiktoren für ein erhöhtes frühzeitiges Sterberisiko und sie erreichten oder übertrafen sogar bestimmte konventionelle Sterberisikofaktoren, ergänzen die Forschenden.

Soziale Faktoren stärker berücksichtigen

Insgesamt verdeutlicht die Studie, dass auch soziale Faktoren die Herzgesundheit beeinflussen und dass finanzielle Sorgen sowie Probleme bei der Lebensmittelversorgung eine besonders nachteilige Wirkung auf das Herzalter und das frühzeitige Sterberisiko haben.

„Unsere Studie unterstreicht die Rolle der sozialen Determinanten bei der Herzalterung und der Sterblichkeit (und) die Identifizierung der wichtigsten Risikofaktoren für die Herzalterung ermöglicht gezielte präventive Maßnahmen in der Bevölkerung“, resümiert der Studienleiter Dr. Amir Lerman von der Mayo Clinic in Rochester.

Bisher werden die sozialen Faktoren bei der Bewertung des kardiovaskulären Risikos oftmals außer Acht gelassen, weshalb hier nach Ansicht der Forschenden dringend ein Umdenken erforderlich ist. (fp)