Stevia ist nicht nur ein kalorienfreier Zuckerersatz. Fermentiert mit Milchsäurebakterien aus Bananenblättern zeigt die Pflanze überraschende Fähigkeiten zur Abtötung von Krebszellen.
In einer neuen Studie von Fachleuten der Hiroshima University in Japan wurde untersucht, welches Potenzial Steviablattextrakt, der mit dem pflanzlichen Stamm Lactobacillus (L.) plantarum SN13T fermentiert wurde, zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs aufweist. Die Ergebnisse sind im englischsprachigen „International Journal of Molecular Sciences“ nachzulesen.
Fermentation mit Milchsäurebakterium aus Bananenblättern
Das Team nutzte für die Untersuchung einen besonderen Prozess. Dabei handelte es sich um die mikrobielle Fermentation von Stevia mittels einem Milchsäurebakterium namens Lactobacillus plantarum SN13T, das ursprünglich aus Bananenblättern isoliert wurde.
Dann verglichen die Forschenden die Wirkung des fermentierten Stevia-Extrakts mit nicht fermentiertem Stevia, insbesondere im Hinblick auf seine Wirkung auf PANC-1-Krebszellen und gesunde embryonale Nierenzellen (HEK-293). Alle Zellen stammten aus etablierten Zelllinien und wurden unter Laborbedingungen behandelt, erläutert das Team.
Deutlich stärkere Wirkung durch Fermentation
Die Fachleute stellten fest, dass fermentierter Stevia-Extrakt eine deutlich höhere Zytotoxizität (Zellschädigung) gegenüber Krebszellen zeigte als die nicht fermentierte Variante, gleichzeitig die Wirkung auf gesunde Zellen jedoch erstaunlich gering blieb.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass fermentierter Stevia-Extrakt bei vergleichbaren Konzentrationen eine deutlich höhere Zytotoxizität aufweist als der nicht fermentierte Extrakt. Dies deutet darauf hin, dass der Fermentationsprozess die Bioaktivität des Extrakts erhöht“, berichtet der Studienautor Professor Masanori Sugiyama
Geringere Schädigung der Nierenzellen
„Bemerkenswerterweise zeigte fermentierter Stevia-Extrakt eine geringere Toxizität gegenüber den HEK-293-Zellen, wobei selbst bei der höchsten getesteten Konzentration nur eine minimale Hemmung beobachtet wurde“, fügt der Mediziner in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu.
Die Studie habe gezeigt, dass selbst bei der höchsten getesteten Konzentration die Schädigung der gesunden Nierenzellen nur minimal ausfiel.
Worauf beruht die Wirkung?
Die Forschenden identifizierten eine Verbindung mit der Bezeichnung Chlorogensäure-Methylester (CAME) als entscheidenden Einflussfaktor. Während des Fermentationsprozesses sank die ursprüngliche Chlorogensäure-Konzentration auf ein Sechstel, was darauf hinweist, dass die Bakterien den Pflanzenstoff enzymatisch umwandeln, erläutern die Forschenden.
Diese veränderte Form habe eine deutlich erhöhte zellschädigende und zelltodfördernde Wirksamkeit gegenüber PANC-1-Krebszellen als Chlorogensäure in Reinform gezeigt.
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Mikrobielle Prozesse verstärken natürliche Pflanzenstoffe
Insgesamt wird deutlich, wie mikrobielle Prozesse natürliche Pflanzenstoffe in ihrer Wirkung verstärken und damit neue Wege in der komplementäre Krebstherapie eröffnen können. Heilpflanzen wie Stevia haben mehr Potenzial, als bisher angenommen wurde, vorausgesetzt, ihre Inhaltsstoffe werden entsprechend aktiviert.
Die gezielte Umwandlung pflanzlicher Inhaltsstoffe durch Fermentation könnte demnach künftig eine Schlüsselrolle spielen und die nächsten Schritte sehen jetzt Untersuchungen an Tieren vor, um die Wirksamkeit und Sicherheit von fermentiertem Stevia-Extrakt im lebenden Organismus zu prüfen. Dabei soll auch analysiert werden, welche Dosierungen sinnvoll und verträglich sind, so das Forschungsteam. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rentao Zhang, Narandalai Danshiitsoodol, Masafumi Noda, Sayaka Yonezawa, Keishi Kanno, et al.: Stevia Leaf Extract Fermented with Plant-Derived Lactobacillus plantarum SN13T Displays Anticancer Activity to Pancreatic Cancer PANC-1 Cell Line; in: International Journal of Molecular Sciences (veröffentlicht 28.04.2025), International Journal of Molecular Sciences
- Hiroshima University: Stevia leaf extract has potential as anticancer treatment, researchers find (veröffentlicht 18.07.2025), Hiroshima University
Wichtiger Hinweis:
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