Smartwatches könnten Grippe und andere ansteckbare Erkrankungen bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome erkennen, was dazu beitragen würde, zukünftige Pandemien wirksam einzudämmen oder sogar vollständig zu verhindern.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Texas A&M University wurde untersucht, inwiefern die Verwendung von Smartwatches zur Eindämmung von Pandemien wie COVID-19 oder Influenza beitragen könnte. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „PNAS Nexus“ nachzulesen.
Einsatz von Smartwatches untersucht
Das Team entwickelte ein computergestütztes Modell, das verschiedene Szenarien für den Einsatz von Smartwatches bei Krankheitsausbrüchen simulierte. Es wurde analysiert, wie sich eine frühzeitige Detektion durch sogenannte Wearables auf das Infektionsgeschehen bei Pandemien wie COVID-19 oder Influenza auswirken könnte.
Die Simulation basierte auf realen physiologischen Veränderungen, die bei einer beginnenden Infektion auftreten, wie beispielsweise eine veränderte Herzfrequenz, Schlafmuster oder Körpertemperatur.
Die Forschenden wollten herausfinden, ob Menschen durch diese Frühwarnsignale schneller Maßnahmen wie eine Selbstisolation oder einen COVID-Test einleiten würden und ob dies die Gesamtverbreitung des Virus senken kann.
Übertragungsrate um fast 50 Prozent gesenkt
Es zeigte sich, dass durch den Einsatz von Smartwatches die Übertragungsrate bei Pandemien um nahezu 50 Prozent gesenkt werden könnte. Entscheidend ist dabei, dass Erkrankungen bereits vor Beginn der Symptome erkannt wurden, ein Zeitraum, in dem Infizierte dennoch ansteckend sind, erläutert das Team.
„Noch bevor eine Person Krankheitssymptome zeigt, kommt es zu physiologischen Veränderungen im Körper, wie beispielsweise einem Temperaturanstieg oder einer Veränderung des Schlafverhaltens, die normalerweise zu subtil sind, um von Betroffenen bemerkt zu werden, die aber von einer Smartwatch erkannt werden können“, ergänzt Studienautor Dr. Martial Ndeffo-Mbah,
Pandemien beenden, bevor sie entstehen
Wenn Menschen früher gewarnt würden, könnten sie früher handeln und damit ihre Mitmenschen besser schützen. Nach Ansicht des Teams könnten Smartwatches daher, wenn sie in großem Maßstab eingesetzt werden, Pandemien effektiv beenden, bevor sie entstehen.
Die Forschenden betonen, dass vor allem Risikogruppen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem besonders profitieren würden. Denn je früher eine Behandlung beginnt, desto höher sind die Chancen, schwere Verläufe zu verhindern.
„Wenn Sie morgens aufwachen und sich etwas müde fühlen, denken Sie wahrscheinlich nicht daran, sich auf COVID-19 oder Grippe testen zu lassen“, erläutert Dr. Ndeffo in einer aktuellen Pressemitteilung. Aber wenn die Smartwatch anzeige, dass etwas nicht stimmt, könne dies ein Anstoß sein, sich isolieren oder testen zu lassen.
„Wir hoffen, dass wir damit auch Menschen erreichen, die mit herkömmlichen Tests allein nicht erreicht werden“, fügt der Mediziner hinzu.
Lesen Sie auch:
- So hilfreich sind Smartwatches bei Typ-2-Diabetes
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: So können Smartwatches helfen
- Herzrhythmus- und Herzdurchblutungsstörungen per Smartwatch erkennen
Der nächste Schritt sei nun, die Technologie zu verfeinern und für den breiten Einsatz nutzbar zu machen, auch für andere Krankheiten wie RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus).
Technologie als Schlüssel zur Prävention
Insgesamt machen die Studienergebnisse deutlich, dass Smartwatches eine zentrale Rolle im Kampf gegen zukünftige Pandemien spielen könnten, nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung klassischer Testverfahren.
Frühwarnungen durch tragbare Technik könnten Infektionsketten früher unterbrechen, gezieltes Handeln fördern und damit viele schwere Krankheitsverläufe verhindern. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Märt Vesinurm, Martial Ndeffo-Mbah, Dan Yamin, Margaret L. Brandeau: Terminating pandemics with smartwatches; in: PNAS Nexus (veröffentlicht 04.03.2025), PNAS Nexus
- Texas A&M University: Your smartwatch might know you’re sick before you do — and it might help stop pandemics (veröffentlicht 23.06.2025), Texas A&M University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.