Wiederholte Fehlgeburten können offenbar auf Veränderungen des Vitamin-B3-Stoffwechsels und bestimmter Stoffwechselprodukte von Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) zurückgehen. Dies könnte auch bei der Identifizierung von Frauen mit einem erhöhten Fehlgeburtsrisiko helfen und die Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen ermöglichen.
Ein australisches Forschungsteam um Dr. Hartmut Cuny und Prof. Dr. Sally Dunwoodie von der University of New South Wales in Sydney hat in einer aktuellen Studie die möglichen Zusammenhänge zwischen den NAD-bezogenen Metaboliten und wiederholten Fehlgeburten aufgezeigt. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Human Reproduction“ veröffentlicht.
Extrem belastende Ereignsisse
Fehlgeburten sind durchaus keine Seltenheit und für die betroffenen Frauen, aber auch für ihre Partner oftmals extrem belastende Ereignisse. „Jede Fehlgeburt ist herzzerreißend“, betont Dr. Cuny. Umso schlimmer, wenn diese wiederholt auftreten.
Vor einigen Jahren hatte das Team um Professor Dunwoodies bereits entdeckt, dass niedrige NAD-Werte zu Geburtsfehlern und Fehlgeburten bei Mäusen führen und dies durch eine Vitamin-B3-Supplementierung vermeidbar ist. So bestand der Verdacht, das unzureichende NAD-Spiegel auch mit Fehlgeburten bei Menschen in Verbindung stehen könnten.
Welche Rolle spielt der NAD-Stoffwechsel?
In der neuen Studie haben die Forschenden nun die Unterschiede in der Verstoffwechselung von Vitamin B3 (Niacin) und NAD (essenzielles Molekül für die Zellgesundheit) bei 88 Frauen mit und ohne wiederholte Fehlgeburten untersucht, um mögliche Zusammenhänge zu überprüfen.
Bei der Analyse der Blut-, Plasma- und Urinproben der Teilnehmerinnen zeigten sich laut den Fachleuten deutliche Veränderungen in drei NAD-bezogenen Stoffwechselprodukten bei den Frauen mit wiederholten Fehlgeburten.
Bestimmte Metaboliten erhöht
So waren den Forschenden zufolge erhöhte Konzentrationen der Metaboliten „1-Methylnicotinamid, N-Methyl-2-pyridon-5-carboxamid und N-Methyl-4-pyridon-3-carboxamid“ feststellbar. Diese seien jedoch unabhängig von einer Vitamin-B3-Supplementierung aufgetreten, was auf ein tieferliegendes metabolisches Ungleichgewicht hindeute.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass Frauen mit wiederholten Fehlgeburten im Vergleich zu Frauen der Kontrollgruppe höhere Konzentrationen der NAD-Abbauprodukte im Blut, Plasma und Urin aufwiesen und dass auch die Ausscheidung von Nicotinamid (NAM) im Urin bei ihnen erhöht war, resümiert das Forschungsteam.
Biomarker & Indikator für Erkrankungen
Die NAD-bezogenen Stoffwechselprodukte könnten demnach potenzielle Biomarker zur Identifizierung eines erhöhten Risikos wiederholter Fehlgeburten sein. Allerdings führen auch manche Erkrankungen, die mit Fehlgeburten in Verbindung stehen, zu Veränderungen im NAD-Stoffwechsel und zu erhöhten Konzentrationen dieser Metaboliten, ergänzen die Forschenden.
Daher seien diese Metaboliten möglicherweise nicht nur Biomarker, sondern auch ein Indikator für die zugrunde liegenden Mechanismen wiederholter Fehlgeburten. Nun seien daher bereits weitere Studien in Planung, die die Zusammenhänge zwischen dem NAD-Stoffwechsel und wiederholten Fehlgeburten genauer überprüfen sollen.
Letztendlich könnten die Erkenntnisse zur Entwicklung von Tests beitragen, um gefährdete Frauen zu identifizieren, und das Verständnis der beteiligten biologischen Mechanismen könnte auch Ansätze eröffnen, um die Fehlgeburten künftig zu vermeiden, so die Hoffnung des Forschungsteams. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Victor Chang Cardiac Research Institute: New clues to why some women experience recurrent miscarriage (veröffentlicht 19.11.2025), eurekalert.org
- Hartmut Cuny, Antonia W Shand, Jennifer Goth, Delicia Z. Sheng, Tamarah Tossey, Ella M. M. A. Martin, Alena Sipka, Olga Aleshin, Francisco J. Schneuer, Natasha Nassar, Sally L. Dunwoodie: Identification of potential NAD-related biomarkers of recurrent miscarriage risk; in: Human Reproduction (31.10.2025), academic.oup.com
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