Gehirnerschütterung erhöht das Suizidrisiko laut Studie um das Dreifache
Weltweit findet durchschnittlich alle 40 Sekunden eine Selbsttötung statt. Ein häufiger Grund für Suizid ist Experten zufolge eine nicht optimal behandelte psychische Erkrankung. Kanadische Forscher haben in einer Studie nun festgestellt, dass das Selbstmordrisiko durch Gehirnerschütterungen drastisch erhöht wird. Besonders groß ist die Gefahr, wenn sich die Kopfverletzung am Wochenende ereignet.
Fakten zum Thema Selbstmord
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge nehmen sich jedes Jahr mehr als 800.000 Menschen weltweit das Leben. In Deutschland wählen jährlich etwa 10.000 Menschen den Freitod. Fast 90 Prozent davon erfolgen laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe vor dem Hintergrund einer oft nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. Bei älteren Männern sind die Selbstmordraten hierzulande mit Abstand am höchsten. Das sind nur einige Fakten zum Thema Suizid. Über weitere Erkenntnisse wird nun aus Kanada berichtet: Demnach erhöhen Gehirnerschütterungen das Suízidrisiko um ein Vielfaches.
Gehirnerschütterungen erhöhen Suizidrisiko
Einer kanadischen Studie zufolge erhöhen Gehirnerschütterungen das Suizidrisiko um das Dreifache. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, ist die Gefahr eines Selbstmords demnach noch größer, wenn sich die Gehirnerschütterung an einem Wochenende ereignet. Bei Männern ist die Suizidrate den Angaben zufolge doppelt so hoch wie bei Frauen. Die Studienergebnisse, die kürzlich im Fachmagazin „Canadian Medical Association Journal“ veröffentlicht wurden, bestätigen frühere Untersuchungen, wonach Gehirnerschütterungen dauerhafte physiologische Veränderungen auslösen können, die einem medizinischen Scanner verborgen bleiben. Dabei soll es laut AFP um Störungen des zum Wohlbefinden beitragenden Botenstoffs Serotonin im Hormonhaushalt gehen.
Auswirkungen von Gehirnerschütterung werden unterschätzt
„Weil die Symptome wie Schwindel oder Kopfschmerzen nach einer Gehirnerschütterung rasch verschwinden, neigen die Ärzte dazu, deren verhängnisvolle Auswirkungen zu unterschätzen“, erläuterte der Hauptverfasser der Studie, Donald Redelmeier von der Universität Toronto. Nach seiner Einschätzung könnte eine stärkere Beachtung der Folgen von Gehirnerschütterungen wegen der Wirksamkeit von Suizidprävention Leben retten. Da viele Gehirnerschütterungen unerkannt bleiben, haben sich in der Vergangenheit auch deutsche Experte dafür ausgesprochen, etwa Zusammenstöße beim Sport untersuchen zu lassen. Einige Sportverbände haben Anzeichen einer Gehirnerschütterung auf Informationsblättern zusammengefasst. Vor zwei Jahren haben Wissenschaftler zudem über einen neuen Bluttest berichtet, mit dem sich Verletzungen im Gehirn nachweisen lassen.
Eine der häufigsten Todesursachen
Laut der AFP-Meldung gebe es in Kanada jährlich 400.000 Fälle von Schädel-Hirn-Trauma, in den USA vier Millionen. In beiden Ländern gehört Suizid den Angaben zufolge zu den häufigsten Todesursachen. Demnach waren es im Jahr 2010 in Kanada 3.951 und in den USA 38.364 Fälle. Die Studienautoren untersuchten die Krankengeschichte von 235.110 Patienten, die während eines Zeitraums von 20 Jahren in der kanadischen Provinz Ontario eine Gehirnerschütterung erlitten. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 41 Jahren. (ad)
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