Rauschmittel zum Hören: Neues Modell im Internet wurde durch eine Wissenschaftlerin auf Wirkunsgweisen und Gefahren für die Gesundheit untersucht.
(12.08.2010) Klangdateien als Rauschmittel zu verkaufen ist die Idee eines relativ neuen Geschäftsmodells im Internet. Die Klänge sollen dabei eine ähnliche Drogen-Wirkung entfalten wie bei LSD, Kokain oder Ecstasy.
Per Kopfhörer kommen die „Drogen“ direkt zu einem nach Hause und was wie Elektrobeats klingt, verändert nach Aussage der Betreiber durch spezielle Frequenzen die Hirnströme derart, dass eine Wirkung ähnlich den herkömmlichen Rauschmitteln wie LSD, Kokain oder Marihuana eintreten soll. Vom schrecklichen Alptraum bis zu trancehaften Glückszuständen ist alles dabei, was dem Rausch der potenziellen Kunden dient.
Welche Wirkung die Hördrogen jedoch tatsächlich haben, ist zwar intensiv diskutiertes Thema in verschiedenen Foren, doch eindeutige Aussagen lagen bisher nicht vor. Nun hat die Pariser Neuropsychologin Brigitte Forgeot jedoch nachgewiesen, dass die Töne tatsächlich den Gemütszustand der Betroffenen beeinflussen. Doch das Klänge bzw. Töne die menschliche Psyche beeinflussen, war eigentlich längst bekannt. Nicht ohne Grund wurde manche Art der Musik schon vor Jahrzehnte als Folterinstrument eingesetzt.
Neu ist, das mit Hilfe von Klängen bestimmte Gemütszustände gezielte herbeigeführt werden können. Doch ob dies so funktioniert, wie die Macher der Seite behaupten, lässt sich auch anhand der Untersuchungen der Pariser Neuropsychologin nicht eindeutig bestimmen. Und die Aussagen der Nutzer in den verschiedenen Foren sind hinsichtlich der Wirkung der Hördrogen ebenfalls sehr ambivalent. Während manche eine eindeutig Wirkung verspüren, sprechen andere von reinen Placebo-Effekten.
Bei Preisen zwischen 2,50 Dollar und 199,95 Dollar bisweilen ein teurer Spaß mit zweifelhafter Wirkung. Und selbst wenn sich die versprochen Wirkung erzielen lässt, wer ist schon bereit für einen ca. 30 minütigen Alptraum, der durch die Hördroge „Tor zum Hades“ hervorgerufen werden soll, über 150,- Dollar zu zahlen? Einige, auch wenn es uns leicht verwundert! Denn 1,4 Millionen Mal wurden die verschiedenen Dateien seit 2007 schon abgerufen.
Die Suchtgefahr durch die Nutzung der Hördroge hält die Neuropsychologin Forgeot allerdings für gering, denn „die Wirkung hört auf, sobald das Zuhören beendet wird“ und es trete kein Gewöhnungseffekt ein, so Forgeot. Zudem verspüren die Konsument keinen Drang, die Dosis zu erhöhen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Bundesdrogenbeauftragte in Berlin sich des Themas noch nicht angenommen hat. Selbst wenn laut Forgeot bei intensivem Gebrauch langfristige Schäden wie z. B. Schlafstörungen oder Angstzustände auftreten können. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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