Über die Hälfte der HIV Infizierten sind Frauen
Weltweit sind mehr Frauen als Männer mit HIV infiziert. Wissenschaftler fordern eine geschlechtsspezifische Aids-Forschung.
Über die Hälfte alle HIV-Infizierten sind Frauen: Weltweit leiden rund 22,5 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit AIDS. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind Frauen und Mädchen. Deshalb ist es wichtig verstärkt eine „Frauen-spezifische“ HIV-Forschung voranzutreiben, wie ein Sprecher des deutschen Kompetenznetzes HIV/AIDS anlässlich des bevorstehenden Welt-Aids-Tages forderte.
Am ersten Dezember 2010 ist der Welt-Aids-Tag. Fast 23 Millionen Menschen sind derzeit mit dem HI-Virus weltweit infiziert. Mehr als die Hälfte aller Erkrankten und Infizierten sind Mädchen und Frauen. In diesem Zusammenhang forderte Norbert Brockmeyer vom Kompetenznetzes HIV/AIDS am Montag in Bochum, dringend eine „verstärkte Frauen-spezifische HIV-Forschung“ voranzutreiben. Frauen stecken sich im Vergleich zu Männern viel häufiger mit dem bislang noch unheilbaren Virus an. Das Infektionsrisiko sei nach Angaben des wissenschaftlichen Kompetenznetzes weltweit aus gesellschaftlichen sowie anatomischen Gründen weit aus höher, als bei Männern.
Bei der geschlechtsspezifischen Verteilung der Infektionen gibt es im weltweiten Vergleich allerdings deutliche Unterschiede. In Deutschland und in den anderen westlichen Industrienationen sind vordergründig Männer vom Aids-auslösenden Virus infiziert. 80 Prozent der Betroffenen sind nach neusten Erhebungen Männer. In den afrikanischen Entwicklungsstaaten südlich der Sahara haben Frauen ein bis zu acht mal höheres Infektionsrisiko als Männer.
Speziell befasse sich das deutsche Kompetenznetz momentan mit schwangeren HIV- infizierten Patientinnen. Ein wesentlicher Aspekt der Forschungsarbeiten ist, ob sich die medizinische HIV-Behandlung geschlechtsspezifisch optimieren lässt. Einige Forschungen weisen darauf hin, dass möglicherweise Unterschiede bei den Therapieeffekten bei Männern und Frauen existieren. Das Kompetenznetz HIV/AIDS (KompNet HIV/AIDS) ist eines von 18 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden.
In Deutschland leben nach aktuellen Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) rund 70.000 Menschen mit dem HI-Virus oder mit der Immunschwäche-Krankheit Aids. Im Jahr 2010 haben sich rund 3000 Menschen mit dem tödlichen Virus neu infiziert. Derzeit stagniert die Neu-Infektionsrate, da die Zahlen identisch mit denen der Vorjahre blieben.
Unterdessen warnte die Deutsche Aids-Hilfe vor weiteren Sparmaßnahmen bei den Beratungsangeboten für Betroffene. In den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen gebe es Hinweise darauf, dass die Landesregierungen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stellen wollen. Durch diese Kürzungen könne es passieren, dass zahlreiche Beratungsstellen schließen müssten. So sagte ein Sprecher: „Wenn die derzeitigen Zuwendungen weiter gekürzt werden, wird eine Aids-Beratung in einigen Landkreisen künftig wohl nicht mehr möglich sein.“ Solche Kürzungen könnten die bisherigen Erfolge im Kampf im Aids deutlich mindern. (sb, 29.11.2010)
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