Die Neuerkrankungen an Leberkrebs werden sich in den kommenden Jahrzehnten rund verdoppeln, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Eine Fachkommission hat nun Vorschläge zur Reduzierung der Leberkrebsinzidenz erarbeitet und betont, dass rund 60 Prozent der Erkrankungen vermeidbar wären.
Wie sich die Neuerkrankungen an Leberkrebs in den kommenden Jahrzehnten global entwickeln werden und wie sich die Krankheitslast reduzieren ließe, hat ein internationales Team aus Expertinnen und Expertin untersucht und die Ergebnisse in dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.
Wie die Leberkrebserkrankungen reduzieren?
Leberkrebs ist weltweit die sechsthäufigste Krebsart und die dritthäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle, berichten die Fachleute der „Lancet Commission on addressing the global hepatocellular carcinoma burden“.
Die Fachkommission unter dem Vorsitz von Professor Masatoshi Kudo von der Kindai-Universität (Japan) sowie Professor Jian Zhou und Professor Jia Fan von der Fudan-Universität (China) hat sich daher zum Ziel gesetzt, geeignete Maßnahmen für die Reduzierung der Leberkrebsinzidenz zu bestimmten.
Drohende Verdopplung der Leberkrebsfälle
Um den Handlungsbedarf zu verdeutlichen, erfolgte zunächst eine Analyse der voraussichtlichen Entwicklung der Krankheitslast. Hierbei wurde deutlich, dass sich die Zahl der neuen Leberkrebsfälle bei Fortsetzung des aktuellen Trends von 0,87 Millionen im Jahr 2022 auf 1,52 Millionen im Jahr 2050 fast verdoppeln wird, berichtet das Team.
Die Forschenden berechneten, dass die sogenannte altersstandardisierten Inzidenzraten bei Leberkrebs jährlich um mindestens zwei Prozent gesenkt werden müssten, um der wachsenden Krankheitslast entgegenzuwirken.
Viele Lebererkrankungen vermeidbar
Dies erscheint durchaus möglich, wenn man bedenkt, dass es eine Reihe beeinflussbarer Risikofaktoren für Leberkrebs gibt, wie beispielsweise Hepatitis-Infektionen oder Alkoholkonsum. „Nach einer konservativen Schätzung sind mindestens 60 % der Leberkrebsfälle durch die Kontrolle dieser Risikofaktoren vermeidbar“, betont Prof. Kudo.
So empfiehlt die Kommission zum Beispiel, die bekannten Strategien zur Prävention, Früherkennung und Behandlung von Virushepatitis zu stärken, den Alkoholkonsum durch staatliche Maßnahmen zu senken, umweltbedingte Risikofaktoren zu beseitigen bzw. zu vermeiden und auch bei den nicht-alkoholischen Fettlebererkrankungen gegenzusteuern.
Darüber hinaus sei es besonders wichtig, das Bewusstsein für die Lebergesundheit in der gesamten Bevölkerung zu schärfen und mögliche Barrieren beim Zugang zur Gesundheitsversorgung abzubauen. Hier gelte es auch das Screening zur Früherkennung von Leberkrebs insbesondere in Hochrisikogruppen zu verbessern.
Insgesamt zehn evidenzbasierte Empfehlungen zur Krankheitsprävention, Früherkennung und Behandlung des Leberzellkarzinoms hat die Fachkommission vorgelegt, mit denen eine signifikante Reduzierung der Krankheitslast möglich scheint.
Wenn es mit diesen Maßnahmen gelingt, die Inzidenz in den nächsten 25 Jahren jährlich um zwei bis fünf Prozent zu senken, könnten schätzungsweise 8,8 bis 17,3 Millionen neue Fälle von Leberkrebs verhindert und 7,7 bis 15,1 Millionen Leben gerettet werden, resümieren die Fachleute. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stephen Lam Chan, Masatoshi Kudo, Jia Fan, Jian Zhou, et al.: The Lancet Commission on addressing the global hepatocellular carcinoma burden: comprehensive strategies from prevention to treatment; in: The Lancet (veröffentlicht 28.07.2025), thelancet.com
- Kindai University: Reducing the global burden of liver cancer: Recommendations from The Lancet commission (veröffentlicht 08.08.2025), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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