Die Bittergurke (Momordica charantia) ist eine schlanke, grüne Kletterpflanze, die im asiatischen Raum bereits seit vielen hundert Jahren sowohl als Lebensmittel wie auch als Heilpflanze bekannt ist. Mittlerweile wird sie zum Beispiel auch in den Niederlanden im Gewächshaus kultiviert.
Je nach Herkunftsland existieren die unterschiedlichsten Sorten der Bittergurke. Sie unterscheiden sich in Größe, Farbe, Form und Beschaffenheit. Ihr Name beschreibt ihren etwas strengen, beißenden und bitteren Geschmack. Die Bittergurke ist auch bekannt unter den Namen Bittermelone, Goya Gurke, Balsambirne und Balsamapfel.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Momordica charantia
- Volksnamen: Bittergurke, Bitterkürbis, Goya-Gurke, Karela, Balsambirne, Balsamgurke, Balsamapfel, Bittere Springgurke
- Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
- Verbreitung: Diese Tropenpflanze wächst ursprünglich in Indien und China und wird heute im Tropen- und Subtropengürtel Afrikas, Asiens und Amerikas angebaut.
- Verwendete Pflanzenteile: Frucht, in Asien auch die Blätter, Samen und Samenöl
- Inhaltsstoffe: Protein, Aminosäuren, Vitamine (Provitamin A, Vitamin C und B-Vitamine), Mineralstoffe und Spurenelemente (Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen), verschiedene Bitterstoffe
- Anwendungsgebiete: Senken des Blutzuckerspiegels und der Cholesterinwerte, Magenbeschwerden, Gallenleiden, Krämpfe, Entzündungen und Fieber, diätische Ernährung bei extremer Fettleibigkeit, Menstruationsbeschwerden, Wurmbefall
Bittergurke/Bittermelone – eine Übersicht
- Die Bittergurke oder auch Bittermelone stammt aus Südasien und gedeiht in einem feuchtwarmen Klima. Sie wird in den tropischen Gebieten Asiens und Afrikas angebaut.
- In Asien dient sie als Lebensmittel und wird in der Regel unreif zu Gemüse verarbeitet. Das in Scheiben geschnittene Fruchtfleisch wird meist mit Salz eingerieben, um die Bitterstoffe zu entfernen. Auch die Blätter werden zubereitet und ergeben ein Blattgemüse.
- Die Früchte des Kürbisgewächses erinnern an Gurken, sie sind unreif grün, reif gelborange, und das Fruchtfleisch ist tiefrot. Darin liegen die weißen und braunen Samen.
- Die unreifen Früchte dienen in der Volksmedizin Indiens und Chinas als Mittel gegen diverse Beschwerden: Gegen Magen-Darm-Erkrankungen, Gallenschmerzen, Blasen- wie Nierensteine, gegen Wurmbefall und Fettleibigkeit. In der Karibik werden Extrakte aus Bittermelone eingesetzt, um den Blutzucker zu senken.
- In Deutschland lässt sich Bittergurke im Freiland kaum pflanzen, da sie ein feuchtwarmes Klima benötigt. Sie eignet sich hingegen sehr gut für den Anbau im Gewächshaus. Dabei sollte der Boden viel Feuchtigkeit speichern können.
Inhaltsstoffe
Bittergurken/Bittermelonen sind reich an Vitamin C und Eisen. Auch Inhaltsstoffe wie Calcium, Karotin, Riboflavin und Vitamin A sind zu erwähnen. Ebenso sind sie reich an Proteinen, Kohlenhydraten und Mineralstoffen. Weitere Inhaltsstoffe sind – enthalten in den Blättern, der Frucht und in den Samen – die Triterpenglykoside (Momordicine und Momordicoside).
Wichtige Bestandteile der Bittergurke sind ein insulinähnliches Peptid und Glykoside wie Charantin und Momordin. Diese beiden Stoffe haben einen positiven Einfluss auf den Kohlenhydratstoffwechsel. Des Weiteren ist noch das Momordicin enthalten, ein Bitterstoff, der den Cucurbitacinen ähnelt, die in Kürbisgewächsen vorkommen.
Heilpflanzenwirkung
Der Bittergurke wird eine stoffwechselanregende Wirkung nachgesagt. So soll sie zur Gewichtsreduzierung beitragen und das Abnehmen erleichtern. Des Weiteren wird sie als natürliche Unterstützung bei Verstopfung eingesetzt und soll generell die Verdauung anregen. Magenbeschwerden sollen mit der Einnahme gelindert und dem Bakterium Heliobacter pylori entgegengewirkt werden.
Die Bittergurke/Bittermelone wirkt antiviral und antibakteriell und kann zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt werden. Diese Pflanze enthält in den Früchten und Samen ein sogenanntes Polypeptid, das, sowohl als Gemüse verzehrt wie auch als Extrakt eingenommen, den Glukosestoffwechsel reguliert, die Inselzellen (Langerhanssche Inseln, wichtig für den Zuckerstoffwechsel) in der Bauchspeicheldrüse regeneriert und die Glukoseverwertung verbessert.
Bittermelone zur Blutzuckerregulation
Studien belegen die Wirkung der Bittergurke/Bittermelone bei der Blutzuckerregulation. Die Inhaltsstoffe der Bittergurke, die Saponine und Lipide, sind in der Lage, den Blutzuckerspiegel bis zu 25 Prozent zu senken. Gleichzeitig wirken diese Stoffe auch gewichtsreduzierend, was ja gerade beim metabolischen Syndrom (eine Kombination aus erhöhtem Blutzucker, erhöhten Blutfettwerten, Adipositas und Bluthochdruck) zum Tragen kommt.
Momordica charantia ist in der Lage, den HbA1c-Wert um circa 0,5 Prozent zu reduzieren und vor allem im Bauchbereich die Fettablagerungen beziehungsweise den Taillenumfang zu reduzieren. Auch soll die Einnahme erhöhte Werte von Triglyceriden und LDL senken und das „gesunde“ HDL erhöhen.
Zum metabolischem Syndrom zählt auch Bluthochdruck, der im Zusammenhang mit Angiotensinogen stehen kann. Die Bittergurke wurde als natürlicher ACE-Hemmer (Angiotensinkonversionsenzym-Hemmer) entdeckt. Somit ist diese etwas schrumpelig aussehende Kletterpflanze ein natürlicher Versuch, um die Behandlung des metabolischen Syndroms zu unterstützen.
Senkung der Cholesterinwerte
Eine Übersichtsarbeit, die in der Fachzeitschrift „Phytotherapy Research“ veröffentlicht wurde, zeigt zudem, dass der Bittermelonenkonsum zu einer Senkung des Gesamtcholesterins, des LDL-Cholesterins und der Triglyceride im Blut beitragen kann.
Demnach ist der Verzehr von Bittermelonen allgemein mit einer signifikanten Abnahme des Gesamtcholesterins und der Triglyceride im Blut verbunden, und bei einer regelmäßigen Aufnahme von täglich mindestens zwei Gramm Bittermelone über einen Zeitraum von acht Wochen lässt sich zudem eine signifikante Senkung des LDL-Cholesterins sowie einen Anstieg des „gesunden“ HDL-Cholesterins erwarten.
Bittermelone gegen Krebs?
Linolensäuren, wie sie in Samen der Bittergurken enthalten sind, wirken gegen manche Krebszellen. Ein Team von Forschenden um Ratna Ray von der St. Louis University veröffentlichte die Ergebnisse einer Studie (2010) darüber, wie Extrakt aus Bittermelone gegen Brustkrebszellen wirkt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Bittermelone die Signale beeinflusst, die den Tod von Brustkrebszellen auslösen. Der Auszug soll das Wachstum und die Teilung von Brustkrebszellen bremsen.
Demnach hat die Pflanze ein Potenzial, um Brustkrebs vorzubeugen. Ray warnt aber davor, voreilige Schlüsse zu ziehen, denn es handelt sich bei dieser Studie „nur“ um einen Laborversuch. Gewissheit würde erst eine klinische Studie an Menschen bringen.
Kontraindikationen, Nebenwirkungen
Die Bittergurke sollte bei Kindern, Schwangeren und Stillenden auf keinen Fall verwendet werden. Auf die genaue Dosierung ist unbedingt zu achten. Sie wird in der Regel in Tropfen oder auch als Extrakt in Kapseln angeboten. Überdosierungen können zu Magenschmerzen, Durchfall, Krämpfen, Kopfschmerzen und Unterzuckerung (Hypoglykämie) führen. Des Weiteren kann die Bittergurke Frucht und Spermien schädigen und auch abortiv wirken.
Anwendung
Die Bittergurke ist keine Nahrungsergänzung, die einfach so mal ausprobiert und auf eigene Faust angewendet werden sollte. Gerade Diabetikerinnen und Diabetiker sind dazu angehalten, die Einnahme unbedingt mit ihrem/ihrer behandelnden Arzt/Ärztin zu besprechen und sich genau an die Angaben und Dosierungen zu halten.
In der Küche
In Ländern wie Japan, Indonesien, China, Malaysia, Sri Lanka und auf den Philippinen ist die Bittergurke ein bekanntes Gemüse, das in der Küche vielseitig verwendet wird. Sie kommt gebraten, geschmort, gefüllt, gekocht oder sogar roh, im Salat, auf den Tisch. Die Kerne werden teilweise auch als Gewürz verwendet.
Bei der Zubereitung steht das Abmildern des bitteren Geschmacks im Vordergrund. Die Bittergurke wird grob geschält, aufgeschnitten, Mark und Kerne entfernt, in Stücke geschnitten und dann für circa 20 Minuten kräftig mit Salz bedeckt. Danach wird dies abgespült und das Fruchtfleisch ausgedrückt und weiter verarbeitet, wie zum Beispiel gekocht oder gebraten. Eine Alternative ist das kurze Blanchieren in Salzwasser, wobei der Kochsud danach natürlich weggeschüttet wird.
Bittergurken werden bei uns in der Regel nur in Asia-Märkten verkauft. Je fester, desto unreifer und weniger bitter sind die Früchte.
Bittergurke selbst anbauen
Um die Bittermelone/Bittergurke in Deutschland anzubauen, sollten Sie diese in der Wohnung oder einem beheizten Gewächshaus im März vorziehen. Dazu setzen Sie ein bis zwei Samen in Anzuchttöpfe mit kompostreicher Gartenerde und stellen diese an ein helles Fenster. Die Temperatur sollte 22 bis 25 Grad Celsius betragen.
Die Samen müssen gleichmäßig feucht bleiben, wichtig ist, dass der Boden Feuchtigkeit speichern kann. Nach rund zwei Wochen, wenn die Keimlinge gewachsen sind, pflanzen Sie diese in größere Töpfe um.
Am besten gedeihen die Pflanzen weiterhin im Gewächshaus. In besonders warmen Regionen Deutschlands können Sie die jungen Bittergurken auch an einem geschützten Platz im Abstand von 40 Zentimetern im Garten pflanzen. Bewährt haben sich dabei Pflanzkübel.
Bittergurke ist eine Kletterpflanze und braucht ähnliche Rankhilfen wie Wein. Sie können dafür Gitter, Gestelle oder Schnüre nutzen. Die Jungpflanzen brauchen reichlich Flüssigkeit. Vor allem, wenn Sie im Freien oder in Kübel einpflanzen, müssen Sie gut angießen, damit die Bittermelonen überleben. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Michael B. Krawinkel, Christine Ludwig, Mark E. Swai, Ray-yu Yan, Kwok Pan Chun, Sandra D. Habicht: Bitter gourd reduces elevated fasting plasma glucose levels in an intervention study among prediabetics in Tanzania, in Journal of Ethnopharmacology, Volume 216, 2018, Pages 1-7, (Abruf 22.10.2021), sciencedirect
- Mohammad Raish, Ajaz Ahmad, Basit L. Jan, Khalid M. Alkharfy, Mushtaq Ahmad Ansari, Kazi Mohsin, Fahad al Jenoobi, Abdullah Al-Mohizea: Momordica charantia polysaccharides mitigate the progression of STZ induced diabetic nephropathy in rats, International Journal of Biological Macromolecules, Volume 91, 2016, Pages 394-399, (Abruf 22.10.2021), sciencedirect
- Rhiannon Brunner: Superfood Bittergurke: Die vergessene Wunderfrucht, Books on demand, 2018
- K. Müssig: Senkt Bittergurke den Nüchternzucker?, MMW - Fortschritte der Medizin 160, 37 (2018), (Abruf 22.10.2021), Springer
- Pratibha V. Nerurkar, Yun-Kung Lee, Vivek R Nerurkar: Momordica charantia (bitter melon) inhibits primary human adipocyte differentiation by modulating adipogenic genes, BMC Complement Altern Med 10, 34 (2010), (Abruf 22.10.2021), Springer
- Jens Bielenberg: Die blutzuckersenkende und fettabbauende Aktivität der Bittermelone – Neue Erkenntnisse hinsichtlich der Wirkmechanismen, in Zeitschrift für Phytotherapie 33(05):215-220 (2012), (Abruf 22.10.2021), researchgate
- Ratna B. Ray, Amit Raychoudhuri, Robert Steele et al.: Bitter Melon (Momordica charantia) Extract Inhibits Breast Cancer Cell Proliferation by Modulating Cell Cycle Regulatory Genes and Promotes Apoptosis; in: Cancer Research, Volume 70, Issue 5, 2010, AACR Publications
- Mohammad Reza Amini, Niloufar Rasaei, Moharam Jalalzadeh, Sanaz Pourreza, Azita Hekmatdoost: The Effects of Bitter Melon (Mormordica charantia) on Lipid Profile: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials; in: Phytotherapy Research (veröffentlicht 23.10.2024), onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
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