AOK Nordost: Neue große Krankenkasse ab 2011.
(28.08.2010) Die Fusionswelle unter den gesetzlichen Krankenkassen setzt sich fort. Die Verwaltungsräte der AOK Berlin-Brandenburg und die AOK Mecklenburg-Vorpommern haben beschlossen, dass die beiden Krankenkassen zum 01.01.2010 unter dem neuen Namen AOK Nordost fusionieren.
Mit der Fusion wollen die beiden AOKen ihre Kräfte bündeln, um ihre Konkurrenzfähigkeit zu steigern und dem immer stärkeren Wettbewerbsdruck im Bereich der Krankenversicherungen gerecht zu werden. Mit knapp 1,8 Millionen Mitgliedern (1,3 Mio. AOK Berlin-Brandenburg; 475.000 AOK Mecklenburg-Vorpommern) wird die AOK Nordost in Zukunft die neunt größte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands bilden. Hauptsitz der neuen AOK soll voraussichtlich Potsdam werden. Der Zusammenschluss muss jedoch von den Aufsichtsbehörden der betroffenen Länder noch genehmigt werden.
Die bisher von der schwarz-gelben Regierungskoalition eingeführten Veränderungen des Gesundheitssystems haben den Wettbewerbsdruck unter den Krankenkassen maßgeblich gesteigert. Dabei hat insbesondere die Erhebung von Zusatzbeiträgen einigen Krankenkassen massive Mitgliederverluste beschert. So hofft der designierte Vorstands-Chef der neuen AOK Nordost, Frank Michalak “durch Synergien im eigenen Haus, eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Vertragspartnern und weiteren Mitgliederzuwachs (…) auch 2011 keinen Zusatzbeitrag zu erheben.” Auch aus Sicht von Friedrich Wilhelm Bluschke, dem Vorstandsvorsitzenden der AOK Mecklenburg Vorpommern, sind die Anforderungen des Wettbewerbs ausschlaggebend für den Zusammenschluss. Zudem ist die Fusion auch ein wichtiges Signal für eine sichere Zukunft der Mitarbeiter, denn “mit der Fusion wird es eine Beschäftigungssicherung bei der neuen AOK Nordost geben“, so Bluschke. Beide Vorstandsvorsitzenden betonen, dass das Netz der Geschäftsstellen und Servicepunkte mit den bestehenden 112 Standorten in der Region erhalten bleibt.
Das Versprechen auch 2011 keine Zusatzbeiträge zu erheben, lässt sich nach Aussage des zukünftigen Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Frank Michalak jedoch nur einhalten, wenn aus Richtung der Politik die bisherigen Zusagen zur Reduzierung von Kosten auf allen Ebenen des Gesundheitssystems umgesetzt werden. So müssen neben den Beitragszahlern und den Krankenkassen auch die übrigen Anbieter von Leistungen im Gesundheitswesen ihren Beitrag zur Finanzierung leisten, um die im Zuge des Demografischen Wandels stetig steigenden Kosten aufzufangen, erklärte Michalak.
Die bereits von allen Fachleuten auf Basis der Gesundheitsreform von 2007 erwartete Fusionswelle unter den Krankenkassen, setzt sich demnach fort. Dabei hat sich die Zahl der gesetzlichen Versicherungen seither bereits von über 230 auf aktuell 163 reduziert. Auch die jetzt in der neuen AOK Nordost aufgehende AOK Berlin-Brandenburg war erst zu Beginn des laufenden Jahres durch die Fusion der Allgemeinen Ortskrankenkassen in Berlin und in Brandenburg entstanden.
Branchenkenner beurteilen die derzeitige Fusionswelle jedoch mit wachsender Sorge und erste Stimmen warnen bereits vor einem möglichen Kollaps der Gesundheitssystems. Während bisher immer die Möglichkeit bestand, das Krankenkassen bei mangelnder Finanzierung eine mögliche Insolvenz beim Bundesversicherungsamt anmelden, haben einige Krankenkassen im Zuge der Fusionen bereits eine Größe erreicht, die ein solches Verfahren (ähnlich wie bei der Bankenkrise) ausschließt. Manche Fachleute wie zum Beispiel Rolf Stuppardt vom Bundesverband der Innungskassen gehen sogar davon aus, dass die jetzigen Fusionen generell „wenig mit Gesundheits- ökonomischen Zielen zu tun“ haben, sondern im Wesentlichen dazu diene, eine System relevante Größe zu erreichen, um im Falle einer möglichen Insolvenz von staatlicher Seite aus gerettet zu werden. (fp)
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