Chirurgen: Kommerz in der Medizin? Professor Dr. med. Reiner Gradinger, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) , hat nach Medienberichten angemahnt, dass für viele Ärzte und Kliniken in Deutschland ökonomische als Patienteninteressen im Vordergrund ihrer Arbeit stünden.
(20.04.2010) Professor Dr. med. Reiner Gradinger, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) , hat nach Medienberichten gegenüber dem Magazin „Focus“ angemahnt, dass für viele Ärzte und Kliniken in Deutschland ökonomische als Patienteninteressen im Vordergrund ihrer Arbeit stünden. Die DGCH veranstaltet am kommenden Wochenende ihren 127. Kongress in Berlin und will dort die Problematik thematisieren. Als Beispiel nannte Professor Gradinger Rückenschmerzpatienten, die teilweise Therapien, wie die Schmerzkatheter nach Racz, bekämen, die gewinnmaximierend, aber wissenschaftlich nicht erwiesen seien. Der sogenannte Racz-Katheter ist nach dem us- amerikanischen Anästhesisten Prof. Gabor Racz benannt. Dabei wird an einer Schmerzstelle, meist an der Lendenwirbelsäule, ein lokales Betäubungsmittel, 10% Kochsalzlösung, Kortison und Hyaluronidase ( Enzym, welches Bindegewebe auflösen kann) gegeben. Die Leistung soll nach Medienberichten mehrere Tausend Euro kosten. Desweiteren gab Gradinger an, dass eventuell es sogar so weit gehen könnte, dass gleichzeitg bei älteren Menschen bei Hüftprothesesn gespart werde. Ihnen könnte „aufgrund des kommerziellen Drucks“ bei einer Hüftprothese die billigere zementierte Variante eingesetzt werden.
Bei Professor Reiner Gradingers Beurteilungen ist Sachkenntnis und Insiderwissen voraus zu setzen. Er ist neben seiner Präsidentschaft bei der DGCH noch in München am Klinikum rechts der Isar Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor. So sollte er schon wissen wovon er spricht, wenn er unnötige Eingriffe anprangert, die den beteiligten Medizinern oder Institutionen mehr Geld als den Patienten Nutzen bringen könnten. Gespannt darf man also auf Diskussionen innerhalb der Ärztschaft auf dem Kongress der DGCH am kommenden Wochenende am ICC in Berlin sein, wo die Problematik weiter thematisiert und erörtert werden soll. (Thorsten Fischer, HP Osteopathie)
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