Psychische Leiden wie Depressionen können chronische Schmerzen im späteren Leben begünstigen. Jetzt hat sich gezeigt, dass depressive Symptome und Einsamkeit bereits lange vor dem Auftreten körperlicher Schmerzen zunehmen und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen können.
In einer neuen Studie haben Fachleute vom University College London (UCL) den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Schmerzen im Alter untersucht. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachjournal „eClinicalMedicine“ nachzulesen.
Daten zu Gesundheit & Lebensqualität ausgewertet
Die Forschenden analysierten für ihre Untersuchung Daten der English Longitudinal Study of Ageing (ELSA), in der Menschen ab dem Alter von 50 alle zwei Jahre zu ihrer Gesundheit, Lebensqualität und sozialen Situation befragt werden.
Das Team verglich die Teilnehmenden, die chronische Schmerzen entwickelten, mit einer gleichgroßen Kontrollgruppe aus Personen ohne Schmerzen über zwei Jahrzehnte hinweg. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Erleben von Einsamkeit, depressiven Symptomen und sozialer Isolation.
Verbindung zwischen Depression und späteren Schmerzen
Während Depressionen und Einsamkeit starke Prädiktoren für spätere Schmerzen waren, spielte soziale Isolation nur eine geringere Rolle, berichten die Fachleute. Offenbar zählt also die Qualität der Beziehungen mehr als deren Anzahl.
Laut den Forschenden nahmen die depressiven Symptome und das Gefühl der Einsamkeit bereits bis zu acht Jahre vor dem Auftreten von Schmerzen zu. Damit konnte das Team erstmals belegen, dass psychische Belastungen häufig lange vor dem Schmerzereignis beginnen und sich danach weiter verschärfen.
„Unsere Studie zeigt, dass sich depressive Symptome und Einsamkeit lange vor Schmerzbeginn verschlimmern. Dies ist wichtig, da es darauf hindeutet, dass frühzeitige psychische Gesundheitsförderung und soziale Unterstützung spätere Schmerzen lindern oder verzögern können“, betont die Studienautorin Dr. Mikaela Bloomberg in einer aktuellen Pressemitteilung.
Diese Erkenntnis eröffne Chancen für frühe Interventionen im Bereich psychischer und sozialer Gesundheit, um spätere Schmerzen möglicherweise zu verhindern oder abzumildern.
Wie führen Einsamkeit & Depression zu Schmerzen?
„Faktoren wie Depression und Einsamkeit können über verschiedene Mechanismen zu Schmerzen beitragen. Durch Stress können sie Entzündungen verstärken, die wiederum Schmerzen verursachen können“, erläutert die Medizinerin. Auch könnten sie die Schmerzempfindlichkeit erhöhen, indem die Immunreaktionen verändert und das autonome Nervensystem dysreguliert werden.
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Die Studienergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die psychische Gesundheit frühzeitig und ganzheitlich in die Prävention von körperlichen Beschwerden einzubeziehen. Denn die Stärkung der psychischen Stabilität etwa durch soziale Unterstützung, Gesprächstherapie oder achtsamkeitsbasierte Verfahren kann möglicherweise auch körperlichen Beschwerden im Alter vorbeugen.
Wer rechtzeitig auf Warnzeichen wie depressive Symptome und Einsamkeit reagiert, kann möglicherweise spätere chronische Schmerzen vermeiden. Und die Studie liefert auch einen weiteren Beleg dafür, dass ganzheitliche Gesundheitsversorgung mehr denn je gefragt ist. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mikaela Bloomberg, Feifei Bu, Daisy Fancourt, Andrew Steptoe: Trajectories of loneliness, social isolation, and depressive symptoms before and after onset of pain in middle-aged and older adults; in: eClinicalMedicine (veröffentlicht 19.05.2025), eClinicalMedicine
- University College London: Depression linked to physical pain years later (veröffentlicht 20.05.2025), UCL
Wichtiger Hinweis:
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