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Epstein-Barr-Virus: Antikörperantwort nur schwach und/oder von kurzer Dauer

Alfred Domke
Verfasst von Alfred Domke, Redakteur für Gesundheits-News
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10. Oktober 2022
in News
3D-Illustration des Epstein-Barr-Virus
Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Der Körper ist nicht in der Lage eine Infektion mit EBV vollständig auszulöschen, sodass diese ein Leben lang besteht. (Bild: Kateryna_Kon/stock.adobe.com)
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Epstein-Barr-Virus: Antikörperantwort äußerst ineffizient

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist weit verbreitet. Eine Infektion mit dem Erreger bleibt in den meisten Fällen ohne Folgen, doch kann das Virus auch schwere Krankheiten auslösen. Forschende berichten nun, dass die Antikörperantwort im Vergleich zu der anderer Viren unerwartet ineffizient ist.

Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, kurz EBV genannt, erfolgt in der Regel im jungen Kindesalter, verläuft dann meist ohne Symptome und bleibt bei den meisten Menschen folgenlos. Das Virus kann jedoch auch schwere Krankheiten auslösen. So ist bekannt, dass es die Ursache für weltweit etwa 200.000 Krebserkrankungen pro Jahr ist, berichtet das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Die Antikörperantwort auf diesen Erreger fällt jedoch nur schwach aus und/oder ist von kurzer Dauer, wie eine in der Fachzeitschrift „PLOS Pathogens“ veröffentlichte Studie zeigt.

Infektion bleibt lebenslang bestehen

Über 90 Prozent der Bevölkerung infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Die akute Infektion mit dem Virus kann Pfeiffersches Drüsenfieber verursachen, welches die betroffenen Personen in der Regel für einige Wochen in ihrem generellen Befinden einschränkt, schreibt die Universität Duisburg-Essen (UDE) in einer aktuellen Mitteilung.

Der Körper ist aber nicht in der Lage eine Infektion mit EBV vollständig auszulöschen, so dass diese ein Leben lang besteht. Während für die meisten der Infizierten diese chronische Virusinfektion keine weiteren Nebenwirkungen hat, neigen manche Infizierte dazu, an bestimmten Krebsarten zu erkranken.

Bisherige Strategien einen Impfstoff gegen EBV zu entwickeln zielten darauf ab, sogenannte neutralisierende Antikörper zu stimulieren, die sich an Viren anlagern, um auf diese Weise die Infektion von Zellen zu verhindern.

Allerdings konnten mit dieser Strategie bisher nur die Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers gelindert, aber keine Infektion verhindert werden.

Eine Virologin des Instituts für translationale HIV-Forschung der Medizinischen Fakultät der UDE hat sich jetzt mit Kolleginnen und Kollegen des US-amerikanischen Ragon Institute of MGH, MIT and Harvard genauer angesehen, wie sich die Antikörperantwort im Verlauf der EBV-Infektion im Detail entwickelt.

Den Angaben zufolge sollte durch diese Arbeit ein besseres Verständnis darüber erlangt werden, ob möglicherweise andere Immunfunktionen, die ebenfalls durch Antikörper stimuliert werden, als Basis für eine neue Impf-Strategie infrage kommen könnten.

Schwache Antikörperantwort

Die Forschenden fanden heraus, dass die Antikörperantwort im Vergleich zu der anderer bekannter Viren schwach und/oder nur von kurzer Dauer war. „Im ersten Jahr der Infektion wurde nur gegen ein einziges von vier getesteten EBV-Proteinen eine funktionale Antikörperantwort entwickelt“, erläutert Juniorprofessorin Christina Karsten, Erstautorin der Studie.

„Diese Antikörperantwort kann prinzipiell zur Zerstörung infizierter Zellen beitragen und spielt möglicherweise bei der Bekämpfung einer aktiven Virusvermehrung in der akuten Phase der Infektion eine wichtige Rolle“, so die Wissenschaftlerin.

„Aber auch, wenn sie bei allen Probanden ausgebildet wurde, ist sie offensichtlich in ihrer natürlich stimulierten Ausprägung nicht ausreichend, um die Infektion wirksam auszulöschen.“

Deutliche Unterschiede zu bisher beschriebenen Ergebnissen

Weiterhin fanden die Forscherinnen und Forscher Hinweise darauf, dass über ein Jahr nach der Infektion zusätzliche schwache Antikörperfunktionen gegen andere EBV-Proteine ausreifen.

Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern, dass EBV mehrere zuvor nicht beschriebene nicht-neutralisierende Antikörperantworten induzieren kann. Möglicherweise könnte diese Art der Antikörperantwort im Rahmen einer neuen Impfstoff-Strategie stimuliert und ausgenutzt werden.

„Die Antikörperantwort zu EBV unterscheidet sich deutlich von dem, was bisher mit derselben Technologie für alle anderen untersuchten Viren beschrieben wurde“, sagt Jun.-Prof. Karsten. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass EBV mit noch unbekannten Mechanismen die Ausbildung einer schützenden Antikörperantwort verhindert.“

Den Fachleuten zufolge sollen künftige Studien zeigen, ob die neu beschriebenen Antikörperantworten tatsächlich einen Beitrag zum Schutz gegen eine EBV-Infektion und deren Folgen leisten können. (ad)

Autoren- und Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Autor:
Alfred Domke
Quellen:
  • Universität Duisburg-Essen: Epstein-Barr-Virus: Unerwartet ineffiziente Antikörperantwort, (Abruf: 10.10.2022), Universität Duisburg-Essen
  • Christina B. Karsten, Yannic C. Bartsch, Sally A. Shin, Matthew D. Slein, Howard M. Heller, Kumaran Kolandaivelu, Jaap M. Middeldorp, Galit Alter, Boris Julg: Evolution of functional antibodies following acute Epstein-Barr virus infection; in: PLOS Pathogens, (veröffentlicht: 06.09.2022), PLOS Pathogens
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: Epstein-Barr-Virus: DZIF und Helmholtz Munich entwickeln einen Impfstoff, (Abruf: 10.10.2022), Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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