Insbesondere morgens ist Kaffee für viele Menschen ein beliebter Wachmacher und die gute Nachricht vorab: Hierdurch ist keine erhöhte Impulsivität zu befürchten. Doch wird Kaffee zur falschen Tageszeit genossen, kann dies offenbar impulsives und rücksichtsloses Verhalten fördern.
Ein Forschungsteam der University of Texas at El Paso hat an Fruchtfliegen die verhaltensbezogenen Auswirkungen des Koffeinkonsums zu verschiedenen Tageszeiten untersucht. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „iScience“ veröffentlicht.
Beeinflusst Kaffee die Impulskontrolle?
Kaffee verdankt seinen Ruf als beliebter Wachmacher dem enthaltenen Koffein, das laut dem Studienautor Paul Rafael Sabandal „die weltweit am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz“ ist.
Die meisten Menschen erhalten dabei ihre tägliche Dosis Koffein mit dem Kaffee am Morgen oder Vormittag, doch insbesondere Personen, die Schichtarbeit nachgehen, führen ihrem Körper oftmals auch nachts höhere Mengen Koffein zu.
Die Forschenden stellte sich daher die Frage, ob dies möglicherweise Auswirkungen auf das Verhalten haben kann. An Fruchtfliegen überprüften sie, wie nächtlicher Koffeinkonsum die sogenannte Hemmungskontrolle und die Impulsivität beeinflusst.
Eine Reihe von Experimenten, bei denen den Fliegen unter verschiedenen Bedingungen Koffein zugeführt wurde, sollten Aufschluss bringen. So erhielten die Fliegen nachts und tagsüber unterschiedliche Koffeindosen, teilweise in Kombination mit Schlafentzug.
Die Impulsivität der Fliegen beziehungsweise die Hemmungskontrolle ermittelte das Team anhand der Fähigkeit, als Reaktion auf einen starken Luftstrom die Bewegung zu unterdrücken.
„Unter normalen Umständen hören Fliegen auf, sich zu bewegen, wenn sie starkem Luftstrom ausgesetzt sind“, erläutert der Studienautor Erick Benjamin Saldes. Doch Fruchtfliegen, die nachts Koffein konsumierten, konnten ihre Bewegungen schlechter unterdrücken und zeigten zudem verstärktes impulsives Verhalten wie rücksichtsloses Fliegen zeigten, so Saldes.
Beeinträchtigte Hemmungskontrolle & Impulsivität
Der nächtliche Koffeinkonsum beeinträchtigte die Hemmungskontrolle der Fruchtfliegen und führte zu verstärktem impulsivem motorischem Verhalten, fassen die Forschenden zusammen.
Der Effekt sei zudem unabhängig von Hyperaktivität oder Schlafmangel aufgetreten und bei Weibchen deutlich ausgeprägter ausgefallen als bei männlichen Fruchtfliegen.
Und interessanterweise habe Koffein, das die Fliegen tagsüber konsumierten, keine vergleichbaren Auswirkungen gezeigt, was auf eine zirkadiane Steuerung der Koffeinwirkung hindeute.
Die Forschenden betrachteten auch die zugrundeliegenden Mechanismen und konnten dabei eine veränderte Dopaminsynthese, die Stilllegung bestimmter Neuronen und eine beeinträchtigte Dopamintransporteraktivität als Ursachen der verstärkten Impulsivität ermittelt.
Nachts auf Koffein verzichten
Insgesamt legen die Studienergebnisse den Schluss nahe, dass wir auf nächtlichen Koffeinkonsum eher verzichten sollten, da dieser impulsives und rücksichtsloses Verhalten fördern und damit nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Mitmenschen belasten könnte. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Erick Benjamin Saldes, Paul Rafael Sabandal, Kyung-An Han:Nighttime caffeine intake increases motor impulsivity; in: iScience (veröffentlicht 24.07.2025), cell.com
- University of Texas at El Paso: UTEP study: Drinking coffee at night increases impulsive behavior (veröffentlicht 05.08.2025), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.