Mit Hilfe der Darmflora schweren Entzündungen vorbeugen

Die Darmflora spielt eine wichtige Rolle bei Entzündungen und Butyrat produzierende Darmbakterien können das Risiko für schwere Infektionen, die in der Regel zu einem Krankenhausaufenthalt führen, deutlich senken.

In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Amsterdam wurde der Zusammenhang zwischen der Darmflora und dem Risiko zukünftiger infektionsbedingter Krankenhausaufenthalte anhand von zwei großen bevölkerungsbasierten Kohorten untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „The Lancet Microbe“ veröffentlicht.

Wie Darmbakterien Entzündungen beeinflussen

Personen, die mit schweren Infektionen ins Krankenhaus eingeliefert werden, weisen häufig Veränderungen ihrer Darmflora auf. Und präklinische Modelle haben laut den Forschenden bereits gezeigt, dass anaerobe Darmbakterien, die Butyrat produzieren, vor systemischen Infektionen schützen können.

Um mögliche Zusammenhänge zu identifizieren, wertete das Team die Ergebnisse der niederländischen HELIUS-Studie und der finnischen FINRISK-Studie aus, in denen die Teilnehmenden verschiedene Fragebögen ausfüllten, sich einer körperlichen Untersuchung unterzogen und zusätzlich eine Stuhlprobe abgaben.

Zusammensetzung der Darmflora untersucht

Die Fachleute analysierten die Zusammensetzung der Darmflora und insbesondere die Vielfalt und relative Häufigkeit der Butyrat-produzierenden Bakterien.

Während einer medizinischen Nachbeobachtungszeit von fünf bis sieben Jahren nach der Entnahme der Stuhlprobe registrierte das Team zudem die Krankenhauseinweisungen und Todesfälle unter den Teilnehmenden.

Bei 4.248 Teilnehmenden der HELIUS-Studie und 6.451 Teilnehmenden der FINRISK-Studie wurden Darmfloraprofile erstellt. Während der medizinischen Nachbeobachtungszeit wurden insgesamt 602 Teilnehmende aufgrund von Infektionen ins Krankenhaus eingewiesen oder verstarben.

Butyrat-produzierende Bakterien schützen

Die Fachleute stellten fest, dass Teilnehmende, die aufgrund von Infektionen hospitalisiert wurden oder verstarben, signifikante Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmflora aufwiesen im Vergleich zu Teilnehmenden, die nicht aufgrund von Infektionen hospitalisiert wurden.

Es zeigte sich, dass eine höhere relative Häufigkeit von Butyrat-produzierenden Bakterien mit einem geringeren Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Infektionen verbunden war, berichtet das Team.

Darmflora beeinflusst Entzündungen

Dies deutet nach Ansicht der Forschenden darauf hin, dass die Zusammensetzung der Darmflora, insbesondere die Besiedlung mit Butyrat-produzierenden Bakterien, mit einem verbesserten Schutz vor Krankenhausaufenthalten wegen Infektionskrankheiten verbunden ist.

In einer weiteren Studie, deren Ergebnisse in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cell Host & Microbe“ nachzulesen sind, konnte die positive Wirkung der Darmflora auf Entzündungen ebenfalls bestätigt werden.

Anhand von Mäusen, die ein erhöhtes Risiko für entzündliche Darmerkrankungen aufwiesen, untersuchten die beteiligten Fachleute den Einfluss der Darmflora und der Ernährung auf das Erkrankungsrisiko.

Ballaststoffe lindern Darmentzündung

Einige der Mäuse erkrankten an einer Darmentzündung mit unterschiedlichem Schweregrad. Die Forschenden stellten fest, dass das Vorhandensein bestimmter Bakterien und eine ballaststoffarme Ernährung die Entzündung offenbar verstärken.

Außerdem zeigte sich, dass die Entzündung, die durch eine ballaststoffarme Ernährung ausgelöst wurde, als Reaktion auf das vermehrte Vorkommen der Schleim abbauenden Bakterien Akkermansia mucinphila und Bacteroides caccae zuzunehmen schien.

Erhielten die Mäuse dagegen eine ballaststoffreiche Ernährung, konnte die Entzündung verhindert werden, betont das Team.

Butyrat-produzierende Bakterien schützen

Entzündliche Darmerkrankungen werden jedoch häufig mit einer sogenannten enteralen Ernährung behandelt, die keine Ballaststoffe enthält und trotz des Mangels an Ballaststoffen führt dies oft zu einem Rückgang der Entzündung, fügen die Forschenden hinzu.

In weiteren Versuchen mit Mäusen stellten die Fachleute fest, dass die verzweigtkettige Fettsäure Isobutyrat bei den Tieren, die eine enterale Ernährung erhielten, in erhöhten Mengen vorhanden war, was die Entzündung unterdrückte. Auch Isobutyrat produzieren bestimmte Bakterien im Darm.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studien, welche wichtige Rolle die Darmflora bei Entzündungen spielt und dass eine Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen die Zusammensetzung der Darmflora so beeinflussen kann, dass das Entzündungsrisiko sinkt. (as)