Eine neue internationale Analyse bringt Alltagschemikalien in Plastikverpackungen global mit über 350.000 Todesfällen durch Herzkrankheiten in Verbindung. Besonders betroffen sind Regionen mit starkem Plastikverbrauch und schwacher Regulierung.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der New York University wurde der Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber dem Weichmacher DEHP und der weltweiten Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Lancet eBiomedicine“ nachzulesen.
Phthalate: Verborgene Gefahr im Alltag
Phthalate sind Weichmacher, die in zahllosen Alltagsprodukten zum Einsatz kommen – von Lebensmittelverpackungen bis hin zu Kosmetika. Bereits frühere Studien machten auf deren gesundheitsschädliche Wirkung aufmerksam: Neben hormonellen Störungen und Unfruchtbarkeit wurden auch Zusammenhänge mit Diabetes, Fettleibigkeit und Krebs festgestellt.
Für das Di-2-ethylhexylphthalat (DEHP), welches häufig in weichen Kunststoffen vorkommt, hatten frühere Untersuchungen gezeigt, dass dies eine Entzündungsreaktion in den Herzarterien auslösen kann – die als Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle gilt, berichtet das Team.
Globaler Einfluss von DEHP untersucht
Für die neue globale Analyse des Einflusses von DEHP auf den vorzeitigen Tod aufgrund von Herzkrankheiten nutzten die Forschenden nun umfassende Daten aus Bevölkerungsumfragen und Umweltmessungen in über 200 Ländern.
Anhand von Urinproben, in denen Abbauprodukte von DEHP nachgewiesen wurden, schätzten die Fachleute die durchschnittliche Exposition der Bevölkerung. Ergänzend wurden Sterblichkeitsdaten vom Institute for Health Metrics and Evaluation herangezogen.
Im Fokus standen dabei Menschen im Alter von 55 bis 64 Jahren – eine Altersgruppe, in der Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders häufig auftreten. Trotz statistischer Anpassungen an die Bevölkerungsdichte innerhalb der Altersgruppe zeigten sich massive regionale Unterschiede.
Über 350.000 Todesfälle mit DEHP verbunden
Die Studie schätzt, dass weltweit 356.238 Todesfälle durch Herzkrankheiten im Jahr 2018 mit DEHP in Verbindung stehen – das entspricht mehr als 13 Prozent der kardiovaskulären Mortalität in der untersuchten Altersgruppe.
Besonders betroffen: Indien mit über 100.000 Todesfällen, gefolgt von China und Indonesien, so das Forschungsteam. Insgesamt seien rund 74 Prozent der DEHP-bedingten Todesfälle auf die Regionen Südasien, Ostasien, den Nahen Osten und den Pazifikraum entfallen.
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„Indem wir den Zusammenhang zwischen Phthalaten und einer der häufigsten Todesursachen weltweit hervorheben, ergänzen unsere Ergebnisse die zahlreichen Beweise dafür, dass diese Chemikalien eine enorme Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen“, betont die Studienautorin Sara Hyman in einer aktuellen Pressemitteilung.
„Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht, welche Teile der Welt die Hauptlast des erhöhten Herzrisikos durch Phthalate tragen. Unsere Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit globaler Regelungen zur Reduzierung der Belastung durch diese Giftstoffe, insbesondere in den Gebieten, die am stärksten von der rasanten Industrialisierung und dem Plastikverbrauch betroffen sind“, fügt der Studienautor Dr. Leonardo Trasande hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sara Hymana, Jonathan Acevedoa, Chiara Giannarellid, Leonardo Trasande: Phthalate exposure from plastics and cardiovascular disease: global estimates of attributable mortality and years life lost; in: Lancet eBiomedicine (veröffentlicht 28.04.2025), Lancet eBiomedicine
- NYU Langone Health / NYU Grossman School of Medicine: Heart disease deaths worldwide linked to chemical widely used in plastics (veröffentlicht 29.05.2025), NYU Langone Health / NYU Grossman School of Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.