Die Krankenkassen müssen sparen: Zukünftig soll es nur noch eine AOK für Hessen, Sachsen und Thüringen geben. Daraus entsteht dann die viert größte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands mit der Bezeichnung "AOK PLUS".
(27.06.2010) Offenbar treibt die Angst der Krankenkassen vor einer möglichen Insolvenz zum Zusammenschluss. Die Verwaltungsräte der Allgemeinen Ortskrankenkassen AOK Hessen und der AOK plus Sachsen-Thüringen haben bei einem Spitzentreffen die Fusion der zwei großen AOK Kassen beschlossen. Die neue "AOK plus" wird für insgesamt drei Bundesländer wird ihren Sitz in Dresden ansiedeln. Die bisherigen AOK Standort in Bad Homburg und Erfurt bleiben zunächst erhalten. Die Anzahl der Vorstandsmitglieder bleibt zudem ebenfalls erhalten, zukünftig werden in dem AOK Verbund drei Vorstandsmitglieder das sagen haben. Die Fusion ist zum ersten Januar 2011 geplant. Die neue Krankenkasse heißt dann "AOK plus".
Die AOK plus wird demnach mit 4,2 Millionen Mitglieder die viert größte gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland. An erster Stelle bleibt weiterhin die Barmer GEK mit rund 8,5 Millionen Versicherten. Dahinter folgen dann die Techniker Krankenkasse (TK) mit etwa 7,5 Millionen sowie die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) mit etwa 6,4 Millionen Mitgliedern. Nach Angaben des GKV-Verbandes existieren seit Jahresbeginn 169 Krankenkassen. Im Zuge der geplanten Fusionen auch weiterer Krankenkasse dürfte sich diese Anzahl demnächst minimieren. Denn auch weitere Krankenkassen planen aufgrund finanzieller Probleme Fusionen, um mögliche Engpässe besser abzufangen. Denn die finanzielle Not der Krankenkassen ist viel größer, als bislang angenommen.
Ein Sprecher der AOK Hessen betonte allerdings, dass die geplante Fusion nicht aus einer aktuellen Not enstanden sei. Im Vorfeld wurde geprüft, welche Kassen "organisatorisch und strukturell" passen würden. Die beiden Krankenkassen würden fusionieren, um "immer komplexer werdenden Aufgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen besser zu bewältigen". Mit weiteren AOK Kassen wolle man perspektivisch allerdings keine Partnerschaft eingehen.
Mögliche Zusatzbeiträge von den Versicherten würden dadurch vermieden werden. So sagte Viktor Bernecker der AOK Plus: "Als viertgrößte deutsche Krankenkasse werden wir auf dem nationalen Parkett ein größeres gesundheitspolitisches Gewicht erreichen. Aufgrund unserer stabilen Finanzlage können wir ohne Zusatzbeitrag ins Jahr 2011 gehen". Von dem Zusammenschluss erhoffe man sich "Synergien". Ein Personalabbau durch den Zusammenschluss der Kassen sei nicht geplant. Immerhin arbeiten bei der AOK Hessen rund 3800 Mitarbeiter, nach dem Zusammenschluss werden es dann insgesamt 8500 Angestellte sein, die für die AOK PLUS arbeiten. Auch die bisherigen 150 Standorte der AOK Filialen sollen nicht gekürzt werden. Diese bleiben erhalten, wie ein Sprecher der AOK Hessen betonte.
Was bedeutet der Zusammenschluss der AOK Krankenkassen für die Versicherten?
Zunächst einmal wurde angekündigt, dass für das Jahr 2011 keine Zusatzbeiträge geplant sind. Die bisherigen Versichertenkarten bleiben gültig und müssen erst nach Ablauf des Gültigkeitszeitraum umgetauscht werden. Das passiert in der Regel automatisch. Durch die Fusion erhoffen sich beide Krankenkassen einen besseren Service für die Mitglieder, ohne dass die "Verwaltungskosten steigen müssen".
Die AOK Hessen und AOK Thüringen-Sachsen sind nicht die einzigen Krankenkassen, die fusionierten. Allein im letzten Jahr haben 33 Kassen fusioniert. Der finanzielle Druck auf die Kassen steigt weiter an, so dass mit weiteren Zusammenschlüssen zu rechnen ist. Größere Krankenkassen können auf finanzielle Engpässe besser reagieren als kleine Kassen. Das dürfte der Hauptgrund für den Zusammenschluss sein. (sb)
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