Der Zuckerersatzstoff Sucralose kann über seine Auswirkungen auf die Darmflora die Wirksamkeit von Krebstherapien beeinträchtigen. So führt Sucralose zu einer Vermehrung spezieller Darmbakterien, die einen negativen Effekt auf den Erfolg moderner Immuntherapien haben.
Ein Forschungsteam der University of Pittsburgh und des University of California San Francisco Medical Center hat untersucht, ob der beliebte Zuckerersatz Sucralose den Erfolg einer Krebsbehandlung mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren beeinflusst. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Cancer Discovery“.
Darmflora beeinflusst Krebstherapie
Verschiedene frühere Studien konnten bereits Zusammenhänge zwischen der Darmflora und Krebserkrankungen sowie dem Erfolg von Krebstherapien aufzeigen. Beispielweise haben Forschende der Cornell University erst vor wenigen Monaten nachgewiesen, dass bestimmte Darmbakterien krebsbekämpfende Gallensäuren freisetzen.
Eine ältere Forschungsarbeit von Fachleuten der University of Virginia belegt zudem, dass die Darmflora das Risiko für Metastasen bei Brustkrebs beeinflusst und schon 2017 kam ein Fachbeitrag in dem renommierten Magazin Science zu dem Schluss, dass unsere Darmflora den Ausgang der Krebsbehandlung mitbestimmt.
Insbesondere die modernen Krebsbehandlungen in Form der Immuntherapien scheinen dabei abhängig von der Zusammensetzung der Darmflora. Laut den Forschenden gab es zudem Hinweise, dass Süßstoffe wie Sucralose die Darmflora verändern und Entzündungsprozesse anheizen können.
Sucralose verändert Darmflora
So zeigen Untersuchungen an Mäusen, dass Sucralose die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verändert, wobei sich Bakterienarten vermehren, die Arginin abbauen. Dies führt zu einer Verringerung des Gehalts von Arginin im Blut, in der Tumorflüssigkeit und im Stuhl, erläutert das Team.
Arginin sei jedoch für die Funktion der T-Zellen unerlässlich, die ihrerseits bei Krebstherapien mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren in der Regel eine wesentliche Rolle spielen.
Beeinträchtigte Funktion der T-Zellen
„Wenn der Argininspiegel aufgrund von Sucralose-bedingten Veränderungen im Mikrobiom verringert wurde, konnten die T-Zellen nicht richtig funktionieren und infolgedessen war die Immuntherapie bei Mäusen, die mit Sucralose gefüttert wurden, nicht so wirksam“, berichtet die Studienleiterin Dr. Abby Overacre
Erhielten mit Sucralose gefütterte Mäusen jedoch Arginin oder Citrullin (wird im Körper in Arginin umgewandelt), habe die Immuntherapie wieder ihre gewohnte Wirkung entfaltet.
Das Team untersuchte zudem den Einfluss von Sucralose auf den Therapieerfolg anhand von 132 Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Melanom oder nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, die eine Behandlung mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor (PD1-Inhibitor) allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie erhielten.
Alle Teilnehmenden füllten ausführliche Fragebögen zur Ernährung aus, die auch Fragen zum Konsum künstlicher Süßstoffe in Kaffee, Tee und Diätlimonade umfassten.
Sucralose gefährdet Therapieerfolg
Bei der Datenauswertung stellten die Forschenden fest, dass Teilnehmende, die hohe Mengen an Sucralose zu sich nahmen, signifikant schlechter auf die Immuntherapie ansprachen und eine geringere Überlebensrate aufwiesen als Teilnehmende, die den künstlichen Süßstoffs nur selten aufnahmen.
„Wir haben festgestellt, dass Sucralose die Wirksamkeit von Immuntherapien bei einer Reihe von Krebsarten, Stadien und Behandlungsmodalitäten beeinträchtigt“, fasst Dr. Davar zusammen. Ob auch andere Zuckeralternativen wie Aspartam, Saccharin, Xylit und Stevia den Erfolg von Immuntherapien beeinflussen können, sei nun in weiteren Studien zu klären.
Für Patientinnen und Patienten, die eine Immuntherapie erhalten, scheint angesichts der Studienergebnisse dringend eine Reduktion der Sucralose-Aufnahme angebracht. Gleichzeitig laufen bereits Studien mit Maßnahmen, die das Mikrobiom gezielt modulieren (von Probiotika bis Stuhltransplantationen), um Immuntherapien zu verstärken, so das Forschungsteam. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tzu-Yu Feng, Francesca N. Azar , Sally A. Dreger, Claire Buchta Rosean, Mitchell T. McGinty, et al.: Reciprocal interactions between the gut microbiome and mammary tissue mast cells promote metastatic dissemination of HR+ breast tumors; in: Cancer Immunology Research (veröffentlicht 02.11.2022), aacrjournals.
- Kristin M. Morder, Madison Nguyen, Drew N. Wilfahrt, Zakaria Larbi. Dahmani, Ansen BP. Burr, Bingxian Xie, Michael Morikone, Hector Nieves-Rosado, William G. Gunn, Drew E. Hurd, Hong Wang, Steven J. Mullett, Kaitlin Bossong, Stacy L. Gelhaus, Dhivyaa Rajasundaram, Lawrence P. Kane, Greg M. Delgoffe, Jishnu Das, Diwakar Davar, Abigail E. Overacre-Delgoffe: Sucralose consumption ablates cancer immunotherapy response through microbiome disruption; in: Cancer Discovery (veröffentlicht 30.07.2025), aacrjournals.org
- University of Pittsburgh: This artificial sweetener could make cancer treatment less effective (veröffentlicht 31.07.2025), eurekalert.org
- yJocelyn Kaiser: Your gut bacteria could determine how you respond to cutting-edge cancer drugs; in: Science (veröffentlicht 02.011.2017), science.org
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