Studie: Fluglärm erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt
Andauernder und starker Fluglärm über einen längeren Zeitraum erhöht das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden. Darauf verweist eine Schweizer Studie der Universität Bern. Je stärker und je länger die Fluglärmbelastung andauert, um so höher steigt auch das Risiko einen Infarkt zu erleiden.
Forscher der Uni Bern haben anhand einer Studie herausgefunden, dass Menschen die einem starken Fluglärm ausgesetzt sind, auch über ein erhöhtes Herzinfarkt Risiko verfügen. Je stärker der Fluglärm und je länger die Lärmbelastung, desto größer ist die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden. Wie das Wissenschaftsteam um Prof. Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern ermittelt hat, gilt dieser Kontext bereits ab einer Lärmbelastung von 60 Dezibel. Am meisten sind Menschen gefährdet, die einer Fluglärmbelastung schon seit mindestens 15 Jahren ausgesetzt sind. Allerdings wurden auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt. So ist ein erhöhtes Sterberisiko bei Frauen nicht erkennbar.
Herzinfarkt Risiko steigt auch unabhängig von Unweltbelastungen
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass chronischer sowie akuter Lärm sowie Umweltbelastungen in der Luft als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. Bislang fanden in diesem Zusammenhang nur Studien statt, die den Zusammenhang in Bezug auf Straßenlärm untersuchten. Doch Straßenlärm und umweltbedingte Luftverschmutzungen sind als wichtige Faktoren kaum miteinander trennbar, wie es hieß. Bei der Schweizer Studie zeigte sich allerdings, dass durch eine Fluglärmbelastung unabhängig von der Luftqualität das Herzinfarktrisiko ansteigt. Andere schwerwiegende und tödliche Krankheiten wie verschiedene Krebs oder Schlaganfall waren nicht an den Fluglärm gekoppelt. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass das Herzinfarkt-Risiko besonders hoch für Personen war, die in alten und schlecht isolierten Häusern wohnen. "Das deutet darauf hin, dass Schallschutzmaßnahmen gesundheitlich wirksam sein können" erklärte Professor Egger.
Fluglärm belastet das Hormon- und Nervensystem
Warum Menschen über ein erhöhtes Sterberisiko verfügen, wenn sie andauernd einer Fluglärmbelastung ausgesetzt sind, können die Forscher nur vermuten. Lärm gilt als Stress-Faktor der gleichzeitig auf das sympathische Nervensystem und das Hormonsystem wirkt. Dadurch steigt das Risiko an, einen Herzinfarkt zu erleiden. Allerdings, so die Forscher, sind weitere Studie erforderlich, um auch weitere Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht mit in die Ergebnisse einfließen zu lassen. So sagte Eggers: „Weitere Studien sind notwendig, um abzuklären, ob der beobachtete Zusammenhang kausal ist. Leider konnten in unserer Studie wichtige kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Rauchen oder Cholesterin nicht erfasst werden.“
„Insgesamt konnten wir eine eindeutige Verbindung feststellen zwischen Intensität und Dauer des Fluglärms und dem-Risiko einer dieser Lärmbelastung ausgesetzten Person, durch einen Herzinfarkt zu sterben. Dieses Risiko ist bei Männern höher als bei Frauen und scheint auch mit der schlechten Schallisolation von alten, nicht renovierten Häusern zusammenzuhängen“, erläuterte Martin Röösli.
Die Untersuchungen basieren auf einen umfangreichen Datensatz mit über 4,5 Millionen Menschen über 30 Lebensjahren aus der ganzen Schweiz (Schweizer Nationale Kohortenstudie). Die Studienergebnisse wurden im wissenschaftlichen Fachjournal „Epidemiology“ veröffentlicht.
Definition Lärmbelastung
Lärm ist unerwünschter, belästigender und gegebenenfalls gesundheitlich schädigender Schall. Seine Einwirkung auf den Menschen führt direkt zur Wahrnehmung durch das Ohr (aurale Wirkungen) und indirekt über die zentralnervöse Verarbeitung zu physischen und psychischen Reaktionen. Nach Angaben der Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V. wird durch einen fortlaufenden Fluglärm nicht nur das Herz-Kreislauf-System geschädigt, sondern es können auch negative gesundheitliche Folgen auf das menschliche Ohr erfolgen. So kann durch Fluglärm eine akute oder chronische Schwerhörigkeit entstehen. (sb, 05.10.2010)
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