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Essstörungen: Heißhunger bei Binge-Eating ist durch Hormone verursacht

Alfred Domke
Verfasst von Alfred Domke, Redakteur für Gesundheits-News
12. Februar 2018
in News
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Binge-Eating-Störung: Hormone könnten Schuld an den Heißhungerattacken sein

Immer mehr Menschen leiden an Essstörungen. Neben Magersucht und Bulimie ist auch die sogenannte „Binge-Eating-Störung“ (BES) stark verbreitet. Bei dieser kommt es zu periodischen Heißhungerattacken. Betroffene verlieren die bewusste Kontrolle über ihr Essverhalten. Schuld daran haben offenbar Hormone, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Essstörungen nehmen zu

In den vergangenen Jahren war ein drastischer Anstieg der Essstörungen zu verzeichnen. Vor allem Anorexia nervosa (Magersucht) und Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht) haben stark zugenommen. Doch auch die sogenannte „Binge-Eating-Störung“ (BES) ist auf dem Vormarsch. Bei dieser kommt es zu periodischen Heißhungerattacken mit Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten. Im Gegensatz zur Bulimie werden anschließend keine Gegenmaßnahmen unternommen, so dass längerfristig meist Übergewicht die Folge ist. Schuld an den Heißhungeranfällen haben offenbar Hormone, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Abends mehr Appetit als morgens

In einer 2013 veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern der Harvard University (USA) zeigte sich, dass unser Appetit stark vom Tagesablauf abhängig ist.

Die Forscher stellten damals fest, dass Menschen paradoxerweise am Morgen am wenigsten Hunger haben, obwohl die ganze Nacht keine Nahrungsaufnahme stattfindet.

Diese Arbeit half zu erklären, warum so viele Menschen das Frühstück auslassen, obwohl das Verzehren der meisten Kalorien zu Beginn des Tages optimal für die Gewichtskontrolle und einen gesunden Stoffwechsel ist.

Abendhunger „könnte eine evolutionäre Anpassung gewesen sein, die uns geholfen hat, durch die Nacht zu kommen,“ erklärte Dr. Satchidananda Panda vom Salk Institute for Biological Studies
in San Diego in einer Meldung der Zeitung Atlanta Journal-Constitution (AJC).

„Seit Millionen von Jahren war der nächtliche Zeitraum eine Zeit, in der wir keinen Zugang zu Nahrung hatten, und man konnte sich auch nicht gleich Essen holen, wenn man morgens aufwachte“, so der Experte.

In der modernen Zeit, mit leichtem Zugang zu Nahrung zu jeder Tages- und Nachtzeit, kann diese evolutionäre Anpassung nach hinten losgehen und zu Kontrollverlust und nächtlichen Fressattacken führen.

Grund für nächtliche Heißhungerattacken

Aufbauend auf den damaligen Ergebnissen zum abendlichen Hungergefühl, haben Forscher um Susan Carnell von der Johns Hopkins University School of Medicine und Charlotte Grillot von der Florida State University den Grund für nächtliche Heißhungerattacken untersucht.

Ihre Studie, die im Fachmagazin „Journal of Obesity“ veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass die Sättigungshormone (Peptid YY) in den Abendstunden niedriger sind, während die Hungerhormone (Ghrelin) gegen Abend ansteigen.

Übergewichtige Menschen mit einer Binge-Eating-Störung sind demnach besonders anfällig für den Einfluss von Schwankungen der Appetit-regulierenden Hormone.

Zudem zeigte sich, dass Stress die Hungergefühle bei allen 32 übergewichtigen Probanden ansteigen ließ.

„Es gibt mehr Möglichkeiten, am Abend zu essen, aber diese Studie zeigt, dass hormonelle Reaktionen sie dazu bringen, dies zu tun“, sagte Carnell.

Laut der Wissenschaftlerin sei aber nicht klar, ob diese hormonellen Muster dem Essverhalten von Essanfällen von Binge-Eating vorausgehen und es verursachen oder durch die Essgewohnheiten eines Individuums bedingt sind.

Keine Schuldzuweisungen

Kelly Costello Allison von der University of Pennsylvania meinte, die aktuelle Studie – an der sie nicht beteiligt war – sei eine wichtige Erinnerung daran, dass unzählige Faktoren zur Gewichtszunahme beitragen.

Und dass Scham und Schuldzuweisungen für Gewichtszunahme unangemessen sind.

„Es gibt so viele Vorurteile und Beurteilungen über Menschen, die übergewichtig sind, dass es ihre Schuld ist oder sie faul sind oder einfach nicht genug Willenskraft haben“, so Allison.

Doch vieles hänge einfach von biologischen Umständen ab.

Essens-Sperrstunde

Menschen, die wissen, dass sie am Abend und in der Nacht dazu neigen, zu viel zu essen, sollten sich laut Carnell Zeit nehmen, um während des Tages richtig zu essen und eine „Essenssperre“ festlegen, also eine bestimmte Zeit am Abend, zu der sie aufhören zu essen.

Allison stimmte zu. „Bestimme eine „Küche ist geschlossen“-Zeit“, riet die Forscherin. „Schalte das Küchenlicht aus, bewege dich von der Küche weg, putz dir die Zähne, und wenn du danach noch etwas willst, dann nimm Wasser.“

Sie und andere Experten stellten fest, dass Hormonspiegel auf Essgewohnheiten reagieren und möglicherweise überlistet werden können, wenn Menschen ihr Essverhalten ändern. (ad)

Autoren- und Quelleninformationen

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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