Spanische Wissenschaftler setzen Mäusen Gen gegen Alzheimer ein
24.04.2014
Ist Alzheimer durch eine Gentherapie umkehrbar? Spanische Wissenschaftlern der Autonomen Universität Barcelona (Universitat Autònoma de Barcelona) haben in Versuchen mit Mäusen einen genetischen Eingriff vorgenommen, der zu einer Umkehr des Gedächtnisverlustes führte. Die Ergebnisse der aktuellen Studie veröffentlichte das Forscherteam um Studienleiter Carlos Saura in der Fachzeitschrift „The Journal of Neuroscience“. Nach Ansicht der Wissenschaftler besteht begründete Hoffnung, dass das Verfahren auch auf den Menschen übertragen werden kann.
Die kognitiven Beeinträchtigung der Alzheimer-Krankheit sind laut Angaben der Forscher „mit Veränderungen der Genexpression im Gehirn verbunden“, wobei die zugrunde liegenden Mechanismen bislang unklar blieben. In der aktuellen Studie untersuchten sie mit Hilfe einer „genomweiten Transkriptom-Analyse“ daher die Auffälligkeiten im Gehirn der Alzheimer-Mäuse und stellten dabei fest, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Transkriptom (Summe aller von der DNA in RNA umgeschriebenen Gene beziehungsweise Gesamtheit aller in einer Zelle hergestellten RNA-Moleküle) und dem Krankheitsverlauf besteht. Eine wesentliche Rolle spielte hierbei das CRTC1-Gen, welches seinerseits maßgeblichen Einfluss auf die Produktion des Proteins mit dem gleichen Namen hat. Eine Überexpression des CRTC1-Proteins im Hippocampus habe wiederum zu einem Rückgang der Gedächtnisdefizite geführt, berichten die Forscher.
Wiederbelebung des Gedächtnisses möglich?
„Unsere Ergebnisse zeigen eine kritische Rolle der CRTC1-abhängige Transkription bei der räumlichen Gedächtnisbildung und liefern den ersten Beweis dafür, dass durch Therapien, die auf das Transkriptom zielen, der Gedächtnisverlust bei Alzheimer umgekehrt werden kann“, schreiben die spanischen Forscher in dem Fachmagazin „The Journal of Neuroscience“. Studienleiter Saura sprach von einer regelrechten „Wiederbelebung des Gedächtnisses.“ Sollten sich die aktuellen Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen lassen, könnte dies in Zukunft gänzlich neue therapeutischen Möglichkeiten für die Behandlung von Alzheimer eröffnen. Selbst im Spätstadium der Krankheit ließe sich möglicherweise die Gedächtnisleistung der Betroffenen wieder verbessern.
Intensive Suche nach Möglichkeiten zur Alzheimer-Therapie
Bislang ist bei Alzheimer lediglich eine therapeutische Verzögerung des Krankheitsverlaufs möglich. Das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen oder gar eine Heilung zu erreichen, bleibt auf Basis der verfügbaren Behandlungsoptionen ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Alzheimer-Patienten in den vergangenen Jahren bereits drastisch zugenommen hat und in den kommenden Jahren vermutlich noch schneller steigen wird. Heute leiden laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit bereits rund 35,6 Millionen Menschen an Alzheimer. Bis zum Jahr 2030 sei von einer Verdopplung und bis zum Jahr 2050 von einer Verdreifachung der Erkrankungen auszugehen, berichtet die WHO. Entsprechend intensiv wird die Forschung nach möglichen therapeutischen Ansätzen gegen Alzheimer seit einigen Jahren vorangetrieben, bislang allerdings ohne wirklichen Erfolg. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.