Bauchfett beeinflusst die kognitiven Fähigkeiten von Senioren
22.03.2012
Ein hoher Bauchfettanteil (Viszeralfett) steht im Zusammenhang mit der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter. Je größer der Bauchumfang, desto geringer die geistigen Fähigkeiten der Menschen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren, so die Aussage von südkoreanischen Forschern in dem Fachmagazin der Oxford Universität „Age and Ageing“.
Studienleiter Dae Hyun Yoon von der Abteilung für Psychiatrie am „Seoul National University Hospital Healthcare System Gangnam Center“ und seine Kollegen haben herausgefunden, dass ein hoher Bauchfettanteil bei den „jungen“ Senioren im Alter zwischen 60 und 70 Jahren mit einer deutlichen Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit einhergeht. Allerdings habe sich der Effekt bei den über 70-Jährigen wieder relativiert, so die Aussage der koreanischen Forscher.
Kognitive Leistungsfähigkeit sinkt mit wachsendem Bauchumfang
Die Wissenschaftler Dae Hyun Yoon hatten das Fettgewebe von 250 Studienteilnehmern im Alter von 60 Jahren oder älter mit Hilfe anthropometrischer Messungen und Computertomographie (CT) untersucht. Im Rahmen der Untersuchung ermittelten die Forscher den Body-Mass-Index (BMI), den Taillenumfang sowie das viszerale und subkutane abdominale Fett der Probanden. Darüber hinaus absolvierten die Studienteilnehmer verschiedene kognitiven Tests, um ihre geistige Fitness zu ermitteln. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Probanden im Alter von 60 bis 70 Jahren mit viel eingelagertem Bauchfett deutlich weniger kognitive Leistungsfähigkeit aufwiesen, als gleichaltrige Normalgewichtige. Die intellektuelle Leistungskraft ging mit wachsendem Bauchumfang kontinuierlich zurück, schreiben Dae Hyun Yoon und Kollegen. Der Zusammenhang bestehe jedoch nur in Bezug auf das viszerale Fettgewebe, während das subkutane Fett direkt unter der Haut kaum Einfluss auf die kognitiven Leistungsfähigkeit habe. Auch sei der hohe Bauchfettanteil lediglich mit „einer schlechten kognitiven Leistung Erwachsener zwischen 60 und 70 Jahren verbunden“, während die geistige Leistungsfähigkeit der älteren Probanden durch das Bauchfett nicht beeinflusst wurden. Mit zunehmendem Alter schien der Zusammenhang zwischen viszeraler Adipositas und geringer kognitiver Leistung wieder zu schwinden, berichten die südkoreanischen Forscher.
Vermeidung von Bauchfett zur Vorbeugung gegen Demenz?
Eine Erklärung für den entdeckten Zusammenhang zwischen Bauchfett und kognitiver Leistungsfähig im Alter konnten die Wissenschaftler jedoch nicht liefern. Ein unmittelbarer Kausalzusammenhang zum Beispiel über bestimmte Stoffwechseleinflüsse ließ sich nicht herstellen. Allerdings hätten frühere Studien bereits einen ähnlichen Zusammenhang zwischen dem Bauchfettanteil und der kognitiven Leistungsfähigkeit aufgedeckt, schreiben Dae Hyun Yoon und Kollegen. Die Forscher vermuten, dass das Bauchfett eher zu Störungen im Zucker- und Fettstoffwechsel des Körpers führen kann, als Fettgewebe unter der Haut und so möglicherweise ein Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit ausgeübt werde. Um die Ergebnisse zu bestätigen, seien jedoch umfassendere Studien mit deutlich größeren Stichproben erforderlich, so die Aussage der koreanischen Forscher. Doch auch die aktuelle „Studie hat wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit“, erklärte Dae Hyun Yoon, denn möglicherweise könne die Vermeidung von Übergewicht, insbesondere „zentralem Übergewicht“, bei der Vorbeugung gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer helfen.
Funktion des Gehirns durch Übergewicht beeinträchtigt
Schwedischen Forscher des Karolinska-Instituts in Stockholm legen den Verdacht nahe, dass ein Zusammenhang zwischen Erkrankungen des Gehirns und einem erhöhten Körpergewicht besteht. Auch Antonio Convit vom Nathan Kline vom Institut für Psychiatrieforschung in New York schrieben Anfang Januar im Fachmagazin „Brain“, dass eine deutliche Verkleinerung bestimmter Belohnungs- und Appetitzentren im Großhirn sowie erhebliche Strukturschäden des Gehirns bei Übergewichtigen festzustellen seien. Ihre Studie lege die Vermutung nahe, dass die bereits aus früheren Untersuchungen bekannte entzündungsfördernde Wirkung von Adipositas im Nervensystem, ganze Hirnbereiche schrumpfen lassen kann. Die schwedischen Forscher kamen zu ähnlichen Ergebnissen und wiesen besonders auf die Bedeutung einer gesunden Ernährung für das gesundheitliche Befinden im Alter hin. (fp)
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Bild: Etak / pixelio.de
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