Chronischer Schlafmangel gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – doch wie wirkt er sich kurzfristig auf Biomarker im Blut aus? Jetzt hat sich gezeigt, dass bereits wenige Nächte mit wenig Schlaf messbare Veränderungen im Herzstoffwechsel bewirken können, besonders in Kombination mit körperlicher Belastung.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Uppsala University in Schweden wurde untersucht, wie Schlaf 88 unterschiedliche Blutprotein-Biomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflusst und welche Rolle hochintensive körperlicher Betätigung dabei spielt. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Biomarker Research“ nachzulesen.
Wie Schlaf Proteine beeinflusst
Im Rahmen eines kontrollierten Cross-over-Designs durchliefen 16 normalgewichtige, gesunde Männer im Labor zwei Schlafbedingungen in zufälliger Reihenfolge: drei Nächte mit normalem Schlaf (8,5 Stunden pro Nacht) und drei Nächte mit stark eingeschränktem Schlaf (4,25 Stunden pro Nacht), berichtet das Team.
In beiden Phasen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten – morgens, abends sowie vor und nach einem 30-minütigen intensiven Ausdauertraining – Blutproben entnommen und diese Proben auf 88 spezifische Proteine hin untersucht, die im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen, fügen die Forschenden hinzu. Besondere Aufmerksamkeit habe auf Veränderungen durch Bewegung und dem Einfluss der Tageszeit auf den Biomarkerverlauf gelegen.
Schlafmangel verschiebt Biomarker-Profil
Die Studie brachte mehrere aufschlussreiche Erkenntnisse. Bestimmte Proteine zeigten starke tageszeitabhängige Schwankungen – ein Faktor, der laut den Forschenden bei medizinischen Blutuntersuchungen häufig übersehen wird.
Zudem waren bekannte Biomarker wie Interleukin-6 (IL-6) und der Hirn-abgeleitete neurotrophe Faktor (BDNF) nach sportlicher Belastung erhöht, unabhängig vom Schlafzustand, berichtet das Team weiter.
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Entscheidender jedoch sei, dass nach wiederholtem Schlafmangel ein Biomarkerprofil auftrat, das in früheren Großstudien mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert war – darunter höhere Konzentrationen von IL-27 und LGALS9.
Diese Veränderung trat deutlich stärker auf als nach normalem Schlaf und beeinflussten zudem die Reaktion des Körpers auf körperliche Aktivität, erläutern die Forschenden.
Schlaf als unterschätzte Präventionsstrategie
Insgesamt zeigt die Studie, wie empfindlich der Körper auf Schlafveränderungen reagiert – selbst bei jungen, gesunden Männern. Und die Erkenntnisse legen nahe, dass eine durchgehend gute Schlafqualität entscheidend für die Stabilität kardiovaskulärer Marker und damit für die Herzgesundheit ist.
Für die klinische Praxis bedeutet das: Schlafdauer und Schlafqualität sollten stärker in Risikobewertungen und Therapieempfehlungen integriert werden. Weitere Studien, insbesondere mit Frauen, älteren Menschen und Teilnehmenden mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sind nun notwendig, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse zu sichern.
Wer sein Herz schützen möchte, sollte allerdings schon jetzt nicht nur auf eine gesunde Ernährung und Bewegung achten, sondern auch auf ausreichenden Schlaf – möglichst konstant und in guter Qualität. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Luiz Eduardo Mateus Brandão, Lei Zhang, Anastasia Grip, Mun-Gwan Hong, Emil Kåks, et al.: The overlooked trio: sleep duration, sampling time and physical exercise alter levels of olink-assessed blood biomarkers of cardiovascular risk; in: Biomarker Research (veröffentlicht 29.04.2025), Biomarker Research
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