Bauchgefühl bei Senioren weniger ausgeprägt, als bei jungen Menschen
04.12.2012
Ältere Menschen sind oft Opfer von Betrügern und Bauernfängern. Eine US-Amerikanische Studie hat nunmehr untersucht, warum Senioren häufig Opfer von Betrugsfällen werden. Das überraschende Ergebnis: Ältere Menschen können eine Vertrauenswürdigkeit anhand von Gesichtern weniger gut einschätzten, als jüngere Menschen. Dennoch erzeugt dieVertrauensseligkeit älterer Menschen auch Positivgefühle, um im Alter trotz vermehrter Leiden glücklicher zu sein.
Offensichtlich können ältere Menschen anhand von Gesichtern weniger gut erkennen, ob ein Mensch einen vertrauenswürdigen Eindruck macht oder nicht. Nicht nur Medienberichte zeugen von Ehebetrügern, Erbschleichern, Sparbuchbetrügern und älteren Damen, die angeblichen Enkeln hohe Geldbeträge „leihen“, sondern auch eine Forschungsarbeit der University of California in Los Angeles, dessen Ergebnisse in dem US-Wissenschaftsmagazin „PNAS“ publiziert wurde.
Weniger vertrauensstiftende Personen wurden erkannt
Das Team um Studienautorin Shelley Taylor legten im Rahmen einer Studie jungen und älteren Probanden Bilder von Menschen vor, die einen Hinweis auf die Vertrauenswürdigkeit erkennen ließen. Alle Teilnehmer sollten mit Hilfe eines Fragebogens ankreuzen, ob die dargestellten Personen als Vertrauensselig, neutral oder weniger vertrauensvoll eingeschätzt werden können. In den Kategorien „Vertrauenswürdig“ und „Neutral“ erzielten die jungen und älteren Menschen gleich gute Ergebnisse. In der Sparte „weniger vertrauenswürdig“ zeigten sich die älteren Frauen und Männer weniger versiert. Ältere Menschen konnten laut der Resultate weniger vertrauensstiftende Personen schlechter einschätzen, als die jüngeren Teilnehmer“, wie die Autoren in dem Studienbericht schreiben.
Im zweiten Teil der Studie beobachteten die Wissenschaftler mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Gehirnaktivitäten der Teilnehmer. Während der Messung wurde den Teilnehmern erneut Fotos von Gesichtern gezeigt. Dabei zeigte sich, dass ältere Menschen Hirnaktivitäten in den Regionen der Inselrinde, der sogenannten anterioren Insula, aufwiesen. Laut neuerer Erkenntnisse ist Hirnregion dafür verantwortlich, Ekelgefühle und Risiken mit einzuschätzen und entsprechende Reaktionen auszulösen. Die Inselrinde nimmt innere Emotionen wahr und sehr wahrscheinlich an der Entstehung des Bauchgefühls beteiligt. In den Resultaten war signifikant zu erkennen, dass „bei älteren Menschen das Frühwarnsignal der Inselrinde deutlich schwächer ausgeprägt war. Das Gehirn meldete bei ihnen nicht im gleichen Maße wie bei jungen Menschen, sei vorsichtig“, wie die Studienleiterin Taylor berichtet.
Vertrauensseligkeit verschafft Positivgefühle
Das weniger gute Einschätzen von Gefahren hat für Rentner vielmals schwerwiegende Folgen. Laut einer im Jahre 2010 durchgeführten Untersuchung entstand Bürgern über 60 Lebensjahren in den USA durch Betrug und Schwindel ein Finanzschaden von rund 2,9 Milliarden US-Dollar. Doch das größere Vertrauen könne auch positiv betrachtet werden, wie Taylor betonte. „Die Vertrauensseligkeit trage vermutlich auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei.“ So würden Senioren laut einiger Studien beispielsweise negative Emotionen weniger stark belasten. Zudem „erinnern sich ältere Menschen weniger gut an schlechte Nachrichten, behalten dafür aber positive Informationen länger im Gedächtnis“. (sb)
Bild: Gerd Altmann/Anja Wichmann / pixelio.de
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