Blutdruckmedikamente könnten vor Typ-2-Diabetes schützen
Der Abbau von Übergewicht, die richtige Ernährung und ausreichende Bewegung sind wichtige Maßnahmen zur Diabetes-Prävention. Auch Blutdruckmedikamente könnten dazu beitragen, dass weniger Menschen an der sogenannten Zuckerkrankheit erkranken, berichten Forschende.
Die Senkung von hohem Blutdruck ist laut einer vor kurzem in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Studie ein wirksamer Weg, um das Risiko einer Person, in Zukunft an Typ-2-Diabetes zu erkranken, zu verringern.
Risiko für Typ-2-Diabetes um elf Prozent verringert
Blutdrucksenkende Medikamente helfen, das Risiko eines lebensbedrohlichen Herzinfarkts oder Schlaganfalls zu verringern. Die neue Studie zeigt nun, dass ihre schützenden Wirkungen weitreichender sind als bisher angenommen und das Risiko einer Person für Typ-2-Diabetes direkt reduzieren können.
Laut einer Mitteilung fanden Forschende der Universitäten Oxford und Bristol heraus, dass eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 5 mmHg – was durch blutdrucksenkende Medikamente oder Änderungen des Lebensstils leicht zu erreichen ist – das Risiko für Typ-2-Diabetes um elf Prozent verringerte.
Die Daten umfassten die von mehr als 145.000 Teilnehmenden aus 19 randomisierten klinischen Studien weltweit. Alle Probandinnen und Probanden wurden durchschnittlich 4,5 Jahre lang nachbeobachtet und 9.883 Menschen entwickelten Typ-2-Diabetes.
Wirkung nicht bei allen Medikamenten
Professor Kazem Rahimi und sein Team untersuchten dann die Wirkung von fünf Haupttypen von Blutdruckmedikamenten aus 22 klinischen Studien im Vergleich zu einem Placebo. Sie fanden heraus, dass Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE)-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-II-Blocker (ARBs) die stärkste Schutzwirkung hatten und beide das relative Risiko einer Person, an Diabetes zu erkranken, um 16 Prozent senken.
Andere Arten von blutdrucksenkenden Medikamenten waren nicht schützend. Kalziumkanalblocker hatten keinen Einfluss auf das Diabetesrisiko, während Betablocker und Thiazid-Diuretika das Risiko trotz ihrer bekannten positiven Wirkung zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen erhöhten.
Dieses Risiko ist bereits bekannt und Ärztinnen und Ärzte berücksichtigen es bei der Verschreibung dieser Medikamente. Die gegensätzliche Wirkung verschiedener Arzneimittel auf das Diabetesrisiko ist laut den Forschenden höchstwahrscheinlich auf ihre unterschiedliche Wirkungsweise im menschlichen Körper zurückzuführen.
Weitere Empfehlung zur Reduzierung des Diabetesrisikos
Diese Ergebnisse haben gezeigt, dass eine Senkung des Blutdrucks das Risiko für Typ-2-Diabetes in einem ähnlichen Ausmaß verhindern kann, wie es bereits für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt ist.
Aktuelle Empfehlungen zur Reduzierung des Diabetesrisikos sind ein gesundes Gewicht und ein gesunder Lebensstil. Nun, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sollten bereits bestehende Medikamente – insbesondere ACE-Hemmer und ARBs – bei einigen Personen mit erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes im Behandlungsplan berücksichtigt werden.
Professor Kazem Rahimi, leitender Forscher der Studie an der Universität Oxford sagte: „Die aktuellen klinischen Leitlinien geben keine klaren Empfehlungen zur Senkung des Blutdrucks als Strategie zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes. Unsere Forschung liefert klare Beweise dafür, dass die Verabreichung von ACE-Hemmern oder ARBs, die weltweit weit verbreitet und erschwinglich sind, an Patienten mit hohem Risiko die wachsende Belastung durch Typ-2-Diabetes eindämmen könnte.“
Sehr unterschiedliche Auswirkungen
„Diabetes und Bluthochdruck sind zwei wichtige und ansteigende Probleme, die das Risiko einer Person erhöhen, eine Reihe anderer schwerwiegender gesundheitlicher Komplikationen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle zu entwickeln. Diese Forschung zeigt, dass die beiden miteinander verbunden sind und dass die Senkung des Blutdrucks ein wirksames Mittel sein könnte, um das Risiko, an Diabetes zu erkranken, zu verringern“, so Professor Sir Nilesh Samani, medizinischer Direktor der British Heart Foundation, die die Studie mitfinanziert hat.
„Es zeigt sich auch, dass verschiedene gebräuchliche Medikamente zur Senkung des Blutdrucks sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Diabetesrisiko haben. Ärzte sollten daher bei der Wahl eines blutdrucksenkenden Medikaments das Diabetesrisiko des Patienten berücksichtigen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Bristol: Blood pressure drugs could protect against type 2 diabetes, (Abruf: 13.11.2021), University of Bristol
- Milad Nazarzadeh, MSc; Zeinab Bidel, MSc; Dexter Canoy, MD; Emma Copland, MSc; Malgorzata Wamil, PhD; Jeannette Majert, MD; Karl Smith Byrne, DPhil; Prof Johan Sundström, PhD; Prof Koon Teo, PhD; Prof Barry R Davis, PhD; Prof John Chalmers, PhD; Prof Carl J Pepine, MD; Abbas Dehghan, PhD; Derrick A Bennett, PhD; Prof George Davey Smith, FRS; Prof Kazem Rahimi, FRCP: Blood pressure lowering and risk of new-onset type 2 diabetes: an individual participant data meta-analysis; in: The Lancet, (veröffentlicht: 13.11.2021), The Lancet
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.