Eine kalorienarme Ernährung ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für depressive Verstimmungen verbunden. Dabei scheinen insbesondere übergewichtige Personen und Männer anfälliger für die negativen psychischen Effekte restriktiver Essgewohnheiten zu sein.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Toronto wurde die Verbindung zwischen verschiedenen Ernährungsformen und dem Auftreten von depressiven Symptomen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „BMJ Nutrition Prevention & Health“ nachzulesen.
Verschiedene Ernährungsformen analysiert
Die Forschenden analysierten die Daten von 28.525 Teilnehmenden der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES). In dieser machten die Teilnehmenden auch Angaben zu ihrer Ernährung und speziellen Diät (beispielsweise zur Gewichtsabnahme).
Die Ernährung wurde dabei in vier Formen eingeteilt: kalorienreduzierte Diäten, nährstoffreduzierte (z. B. fett- oder zuckerarm) Diäten, etablierte Diäten (beispielsweise wie für Diabetes) und keine spezielle Ernährung. Insgesamt gaben 87 Prozent der Teilnehmenden an, keine spezielle Diät zu verfolgen, berichtet das Team.
Hinweis auf mehr depressive Symptome
Die Auswertung der Gesundheitsdaten ergab, dass Teilnehmende, die eine kalorienreduzierte Diät einhielten, im Durchschnitt höhere PHQ-9-Werte aufwiesen, als Teilnehmende ohne spezielle Diät. Den Forschenden zufolge war dieser Zusammenhang besonders deutlich bei übergewichtigen und adipösen Teilnehmenden feststellbar, und PHQ-9 bilde einen wichtigen Indikator für depressive Symptome.
Die Studie legt also nahe, dass restriktive Ernährungsformen, insbesondere solche mit Kalorienreduktion, mit einem erhöhten Risiko für depressive Verstimmungen verbunden sein können. Zudem scheint dieser Zusammenhang laut den Forschenden bei Männern stärker ausgeprägt zu sein als bei Frauen.
Eine mögliche Erklärung sei, dass Glukose und die Fettsäure Omega-3 für die Gehirngesundheit entscheidend sind und eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten (Glukose) oder Fetten (Omega-3-Fettsäuren) theoretisch die Gehirnfunktion verschlechtern und kognitiv-affektive Symptome verschlimmern könne, insbesondere bei Männern mit erhöhtem Nährstoffbedarf.
Gefahren durch Nährstoffmängel in der Diät
Interessant ist die Diskrepanz zu früheren Studien, die nahelegen, dass kalorienarme Diäten depressive Symptome lindern können, erklären die Fachleute in einer aktuellen Pressemitteilung.
Dies sei damit zu begründen, dass in der Realität oft Nährstoffmängel auftreten, wenn Diäten nicht gut geplant sind, und ein Mangel an Proteinen, Vitaminen oder Omega-3-Fettsäuren könne die Gehirnfunktion beeinträchtigen und depressive Verstimmungen verstärken.
Lesen Sie auch:
- Diese Ernährung fördert Gebrechlichkeit und Depression
- Angst & Depressionen: Ungesunde Ernährung verändert das Gehirn
- Essen zum Mitnehmen & Bewegungsmangel erhöhen Depressionsrisiko
Weitere Studien sollten nun genauer untersuchen, welche Nährstoffe bei restriktiven Diäten fehlen und wie diese Mängel das psychische Wohlbefinden beeinflussen können. Außerdem wird deutlich, dass auch bei Diäten zur Gewichtsabnahme auf eine ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Nährstoffen zu achten ist.
Denn restriktive Diäten können unbeabsichtigte Nebenwirkungen haben, die auch das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Eine bewusste, nährstoffreiche Ernährung bleibt daher der Schlüssel für eine gesunde Balance zwischen Körper und Geist, und bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Gabriella Menniti, Shakila Meshkat, Qiaowei Lin, Amy Reichelt, Venkat Bhat: Mental health consequences of dietary restriction: increased depressive symptoms in biological men and populations with elevated BMI; in: BMJ Nutrition Prevention & Health (veröffentlicht 03.06.2025), BMJ Nutrition Prevention & Health
- BMJ Group: Low calorie diets linked to heightened risk of depressive symptoms (veröffentlicht 03.06.2025), BMJ Group
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.