Luftverschmutzung gefährdet das Herz und selbst eine niedrige Feinstaubbelastung kann langfristig zu Narbenbildung im Herzmuskel führen. Dies könnte bei vielen bisher unerklärbaren Herzkrankheiten eine wesentliche Rolle spielen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Toronto wurde analysiert, wie sich langjährige Feinstaubbelastung auf das Herz auswirkt. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Radiology“ nachzulesen.
Zusammenhag mit Herzschäden untersucht
Das Team untersuchte insgesamt 694 Personen, darunter 201 gesunde Teilnehmende sowie 493 Menschen mit dilatativer Kardiomyopathie. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der das Herzmuskelgewebe geschwächt ist.
Mithilfe von kardialer Magnetresonanztomografie (MRT) wurde der Grad der Myokardfibrose unter den Teilnehmenden bestimmt und mit den individuellen Langzeit-Expositionsdaten für Feinstaub verglichen, erläutern die Forschenden.
Die gemessenen Feinstaubwerte lagen dabei laut dem Team zum Großteil unter den aktuell geltenden internationalen Richtwerten.
Frühschäden auch bei Gesunden sichtbar
Wir fanden einen deutlichen Zusammenhang zwischen langfristiger Feinstaubbelastung und erhöhtem Narbengewebe im Herz, sowohl bei den Kranken als auch bei den gesunden Teilnehmenden, berichten die Fachleute. Besonders stark gefährdet seien Frauen, Menschen mit Bluthochdruck und Teilnehmende, die rauchten.
Dies deutet nach Ansicht des Teams darauf hin, dass Myokardfibrose ein zugrunde liegender Mechanismus sein könnte, durch den Luftverschmutzung zu kardiovaskulären Komplikationen führt.
Selbst geringe Luftverschmutzung schadet
„Selbst geringe Anstiege der Luftverschmutzung scheinen messbare Auswirkungen auf das Herz zu haben. Unsere Studie legt nahe, dass die Luftqualität eine bedeutende Rolle bei Veränderungen der Herzstruktur spielt und möglicherweise den Boden für zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereiten könnte“, erläutert die Studienautorin Dr. Kate Hanneman in einer aktuellen Pressemitteilung.
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Die Ergebnisse sind ein Weckruf für Gesundheitspolitik und Medizin gleichermaßen. Denn bisherige Risikobewertungen für Herzkrankheiten berücksichtigen Luftverschmutzung nur unzureichend, dabei könnte sie ein zentraler, bislang unterschätzter Faktor sein.
Zudem wird deutlich, dass es keine sicheren Grenzwerte für die Luftverschmutzung zu geben scheint, selbst niedrige Belastungen können auf Dauer das Herz schädigen. Daher sind politische Maßnahmen zur weiteren Senkung der Luftverschmutzung dringend erforderlich. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Jacques Du Plessis, Chloe DesRoche, Scott Delaney, Rachel C. Nethery, Rachel Hong, et al.: Association between Long-term Exposure to Ambient Air Pollution and Myocardial Fibrosis Assessed with Cardiac MRI; in: Radiology (veröffentlicht 01.07.2025), Radiology
- Radiological Society of North America: Exposure to air pollution may cause heart damage (veröffentlicht 01.07.2025), Radiological Society of North America
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