Menschen mit einer Amnesie (Gedächtnisschwund) können sich zwar nicht mehr an Erlebnisse erinnern, Gefühle bleiben jedoch längere Zeit erhalten.
Menschen mit einem Gedächtnisverlust (Amnesie) können sich zwar nicht mehr an Erlebnisse erinnern, die Gefühle bleiben jedoch erhalten. Bei einer US-Studie konnte nun beobachtet werden, wie sich dieser Zusammenhang auswirkt. Bislang ging man davon aus, dass bei einem Gedächtnisverlust die Erinnerung schwinden, die Emotionen zwar bleiben, jedoch nach und nach ebenfalls schwinden. Gefühle und Erlebtes, so die Annahme, sind untrennbar. Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung, reagieren anhand ihrer traumatischen Erlebnisse mit teilweise heftigen Gefühlsausbrüchen. Doch was passiert, wenn die Erinnerung nicht mehr vorhanden ist? Bleiben die erlebten Gefühle in der Erinnerung erhalten?
Für die Untersuchung wurden fünf Patienten mit Schäden am Hippocampus beobachtet. Patienten mit Schäden am Hippocampus leiden daran, dass das Kurzzeitgedächtnis Erlebtes im Gehirn nicht mehr in das Langzeitgedächtnis transportiert. Die Folge ist, Patienten mit einer Amnesie können sich nach kurzer Zeit nicht mehr erinnern. Diese Form von Amnesie ähnelt dem Frühstadium einer Alzheimer-Erkrankung.
Den fünf Probanden wurde jeweils ein Kurzfilm vorgeführt, ein Film war traurig, der andere eher lustig. Nach 10 Minuten wurden die Teilnehmer nach den Inhalten des Filmes befragt. Doch die neurlogisch erkrankten Patienten konnten sich nicht mehr an den Inhalt des Filmes erinnern. Weitere Teilnehmer, die über ein gesundes Gedächtnis verfügten, konnten sich immerhin an bis zu 30 Details des Films erinnern. Nach Filmende wurden die Teilnehmer auch zu ihren Emotionen befragt. Dabei wurde offensichtlich, dass Gefühle auch nach dem Film wesentlich präsenter waren. Traurige Emotionen waren dabei deutlich stärker vorhanden als fröhliche Gefühle. Diese beiden Emotionen überdauerten auch die Erinnerungen an den Film. Bei zwei Amnesie-Patienten blieben die Emotionen sogar deutlich länger erhalten, als bei den Gesunden.
Studienleiter Justin Feinstein von der University of Iowa erläutert: “Ein Besuch oder Telefonanruf von Familienmitgliedern kann also eine anhaltend positive Wirkung auf das Glücklichsein des Patienten haben, auch wenn er den Anruf oder Besuch schnell wieder vergisst”.
Familienmitglieder und Freunde der Patienten sollten für eine angenehme und freundliche Atmosphäre sorgen. Die Ergebnisse der Studie belegen, auch Alzheimer Patienten von positiven Emotionen profitieren. Erlebte Emotionen verschwinden im Gegensatz zur Erinnerung an das Erlebnis nicht. (sb, 14.04.2010)
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