Greenpeace-Studie: Kinderkleidung vom Discounter mit krebserregenden Stoffen belastet
23.10.2014
Kinderkleidung von den Discountern Aldi, Lidl, Rewe (Penny) und Tchibo enthält häufig gefährliche Chemikalien. Das teilt die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit. „In mehr als der Hälfte der Proben fanden unabhängige Labore umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien oberhalb der Vergleichs- und Vorsorgewerte. Einige dieser Stoffe gelten als krebserregend, schädigen die Fortpflanzung oder die Leber“, heißt es in der Pressemitteilung der Umweltschützer.
Kinderschuhe sind besonders stark mit Chemikalien belastet
„Eltern werfen gern ein paar Kinderschuhe auf Milch und Butter in den Einkaufswagen. Doch die Discounter-Kleidung ist oft mit gefährlichen Chemikalien belastet. Wir fordern Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo auf, giftfrei produzierte Kleidung zu verkaufen,“ erklärt Kirsten Brodde, Textilexpertin bei Greenpeace.
Vor allem Kinderschuhe sind der Untersuchung zufolge stark belastet. In allen elf getesteten Schuhen, meist Plastiksandalen und Clogs, waren Schadstoffe wie Dimethylformamid (DMF), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder 2-Phenyl-2-propanol (2PP) enthalten. Wie Greenpeace mitteilt, sei DMF „fortpflanzungsgefährdend, akut toxisch und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt". In Kinderschuhen des Discounters Aldi wurden 190 Milligramm DMF pro Kilogramm nachgewiesen. Das Bundesumweltamt empfehle maximal zehn Milligramm pro Kilogramm, so die Umweltschützer.
Die höchste Konzentration des möglicherweise krebserregenden Naphthalins aus der PAK-Gruppe (2,2 Milligramm pro Kilogramm) enthielten die Gummistiefel für Kinder von Tchibo. Ab Ende 2015 sind Kinderprodukte mit Hautkontakt vom Verkauf ausgeschlossen, sofern sie mehr als 0,5 Milligramm pro Kilogramm der krebserregenden Substanzen aus der PAK-Gruppe enthalten.
Häufig verrät bereits der unangenehme Geruch der Schuhe, dass schädliche Chemikalien in ihnen stecken. „Die meisten Schuhe weisen einen stechenden Geruch auf, was häufig auf 2-Phenyl-2-propanol (2PP) oder Acetophenon hinweist. Diese Substanzen können Allergien auslösen, und reizen Haut und Augen“, schreibt Greenpeace. Alle Kinderschuhe von Lidel aus dem Test wiesen eine 2PP-Konzentration oberhalb des Vergleichswerts auf.
Viel giftige Chemie in Kinder-Regenkleidung, Kinderjacken und T-Shirts vom Discounter
Auch in Regenbekleidung, Jacken und T-Shirts für Kinder entdeckten die Umweltschützer giftige Substanzen. „Während das Tragen dieser Kleidungsstücke nicht unmittelbar die Gesundheit schädigt, gelangen die Chemikalien über Produkte und Fabriken in Umwelt und Nahrungskette“, heißt es in der Mitteilung von Greenpeace.
„Die in der Studie gefundenen Chemikalien haben zum Teil Besorgnis erregende Eigenschaften und gehören unserer Meinung nach nicht in Textilien – und erst recht nicht in Kinderbekleidung", zitiert „tagesschau.de“ Lena Vierke vom Umweltbundesamt.
Hinsichtlich des Einsatzes gefährlicher Chemikalien bewerteten die Umweltschützer Aldi-Süd und Aldi-Nord als „miserabel“, Lidl als „schlecht“ und Rewe/Penny und Tchibo als „Auf dem Weg“. Giftfrei ist jedoch keiner der Discounter. Tchibo, Aldi und Lidl zählen zu den zehn größten Textilhändlern Deutschlands. Ihr Jahresumsatz liegt bei etwa einer Milliarde Euro. „Das Nebenbei-Geschäft der Discounter mit bedenklicher Billigkleidung boomt. Aldi, Lidl und Tchibo müssen ihre Marktmacht nutzen, um saubere Produktionsstandards durchsetzen,“ fordert Brodde.
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.