Gesundheitliche Vorteile durch die Nutzung von E-Bikes?
Die Beliebtheit von sogenannten E-Bikes hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Inwiefern diese einen Beitrag zur körperlichen Aktivität leisten und welches Aktivitätsniveau hierbei erreicht wird, hat eine aktuelle Studie untersucht.
In der Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Leibniz Universität Hannover wurden E-Bike fahrende Teilnehmenden mit konventionellen Fahrradfahrenden verglichen, um deren körperliche Aktivität und das Unfallrisiko zu bewerten. Die Ergebnisse sind in dem Fachblatt „BMJ Open Sport & Exercise Medicine“ veröffentlicht.
Wie beeinflussen E-Bikes die körperliche Aktivität?
Da immer mehr E-Bikes verkauft und genutzt werden, stellten sich die Forschenden die Frage, wie sich deren Nutzung auf die körperliche Aktivität auswirkt und ob sie dazu beitragen, die Empfehlungen der WHO-Richtlinien zu erreichen. Zudem untersuchte das Team auch, ob sich die E-Bike-Nutzung auf die Anzahl der Unfälle auswirkt.
Anhand von 1.250 E-Bike fahrenden Menschen und 629 normalen Radfahrenden analysierten die Forschenden, ob die Nutzung der Vehikel dazu beiträgt, die typischerweise empfohlenen 150 Minuten mäßig intensiver oder 75 Minuten intensiver körperlicher Aktivität pro Woche zu erreichen.
Alle Teilnehmenden machten Angaben zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, zu ihrer täglichen verübten körperlichen Aktivität, zu vorliegenden gesundheitlichen Problemen und zu Unfällen mit dem Fahrrad.
Herzfrequenz, Fahrzeit und Strecke gemessen
Die Teilnehmenden wurden für vier Wochen angewiesen, bei jeder ihrer Fahrradtouren die zurückgelegte Strecke und die Fahrzeit zu notieren. Außerdem trugen sie einen Smartwatch-Aktivitätsmesser, mit dessen Hilfe sie ihre Herzfrequenz aufzeichneten.
Zusätzlich wurde ermittelt, wie viele Unfälle unter den Teilnehmenden innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten auftraten.
E-Bike-Fahrende bewegten sich weniger
Insgesamt hatten E-Bike nutzende Teilnehmende tendenziell ein höheres Alter und ein höheres Gewicht. Zusätzlich litten diese Personen auch häufiger unter gesundheitlichen Problemen und gingen seltener sportlichen Aktivitäten nach, erläutert das Team.
Den Forschenden zufolge bewegten sich E-Bike nutzende Teilnehmende durchschnittlich insgesamt knapp 70 Minuten weniger bei mäßiger bis starker körperlicher Aktivität als die Personen der anderen Gruppe, die pro Woche mehr als 150 Minuten aktiv waren.
Wenn die Menschen normale Fahrräder nutzten, machten sie durchschnittlich zudem mehr Fahrten in der Woche (sechs gegenüber vier bei den E-Bike fahrenden Teilnehmenden).
Herzfrequenz höher durch normales Radfahren
Zusätzlich fand das Team heraus, dass die durchschnittliche Herzfrequenz beim normalen Radfahren ebenfalls höher ausfiel. Dies lässt darauf schließen, dass diese Teilnehmenden ein höheres Maß an Anstrengung erlebten.
So lag die durchschnittliche Herzfrequenz beim normalen Radfahren bei 119 Schlägen pro Minute, wogegen E-Bike verwendende Personen einen Wert von lediglich 111 Schlägen pro Minute aufwiesen.
Insgesamt wiesen in der Studie Teilnehmende, die E-Bikes nutzten, eine etwa halb so hohe Wahrscheinlichkeit auf, die Ziele der wöchentlich empfohlenen körperlichen Aktivität zu erreichen, verglichen mit den anderen Fahrradfahrenden.
Höheres Unfallrisiko durch E-Bikes
Im Zeitraum von zwölf Wochen kam es zu insgesamt 109 Unfällen und 157 Beinaheunfälle. Bei Berücksichtigung weiterer potenzieller Einflussfaktoren berechneten die Forschenden für E-Bikes im Straßenverkehr ein 63 Prozent höheres Unfallrisiko als bei normalen Fahrrädern.
E-Bikes für manche Personen eine Hilfe
Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass E-Bikes mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden sind, die Zielvorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur wöchentlichen Bewegung zu erreichen, jedoch die aktive Fortbewegung erleichtern können, insbesondere bei älteren Personen oder Personen mit Vorerkrankungen.
„Die Teilnehmermerkmale unserer Kohorte deuten darauf hin, dass das E-Bike vor allem für diejenigen interessant ist, die am meisten von der gesundheitsbezogenen Fitness profitieren – nämlich ältere Nutzer, übergewichtige und fettleibige Personen oder Personen mit gesundheitsbezogenen Einschränkungen und weniger sportlichen Aktivitäten“, berichtet das Forschungsteam.
Dies stehe im Einklang mit den Ergebnisse früherer Studien, die gezeigt haben, dass E-Bikes die Möglichkeit bieten, trotz körperlichen Einschränkungen weiter Rad zu fahren und damit die körperliche Aktivität und Fitness aufrechtzuerhalten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sven Haufe, Hedwig Theda Boeck, Sebastian Häckl, Johanna Boyen, Momme Kück, et al.: Impact of electrically assisted bicycles on physical activity and traffic accident risk: a prospective observational study; in: BMJ Open Sport & Exercise Medicine (veröffentlicht 11.10.2022), BMJ Open Sport & Exercise Medicine
- BMJ: E-bikes not likely to help users reach moderate-vigorous physical activity targets (veröffentlicht 11.10.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.