Die Art, wie das Herz in der Nacht schlägt, kann entscheidende Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für künftige Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder Depressionen liefern. So könnte eine Messung des nächtlichen Herzschlags auch neue Perspektiven für die Prävention eröffnen.
Auf dem „European Academy of Neurology (EAN) Congress 2025“ wurden die Ergebnisse einer neuen Studie vorgestellt, die zeigt, dass die Herzfrequenzvariabilität (HRV) während des Schlafs einen Frühindikator für verschiedene Erkrankungen darstellen könnte.
Herzfrequenzvariabilität unterschätzter Biomarker
Tagsüber ist die Herzfrequenzvariabilität in der Regel hoch – zum Beispiel aufgrund der körperlichen Aktivitäten und der Stressverarbeitung. In der Nacht (insbesondere während des Tiefschlafs) sinkt sie und signalisiert den Übergang in einen regenerativen Zustand.
Das Forschungsteam um Dr. Irina Filchenko analysierte nun den Schlaf und die Variabilität der Herzfrequenz (Schwankungen der Zeitabstände zwischen zwei Herzschlägen) von 4.170 Teilnehmenden sowie mögliche Zusammenhänge mit auftretenden Erkrankungen.
Hinweise auf erhöhte Erkrankungsrisiken
Die Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmende, welche später einen Schlaganfall erlitten, häufig auffällig hohe und unregelmäßige HRV-Werte aufwiesen. Dagegen zeigten sich bei Menschen, die später an Depressionen erkrankten, eine auffällig niedrige HRV.
Zusätzlich stellte das Team bei Teilnehmenden, die später später Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- oder hormonelle Erkrankungen entwickelten, eine hohe HRV mit veränderter Frequenzstruktur fest.
All diese Verbindungen traten bereits lange vor klinischen Symptomen auf und selbst bei Teilnehmenden, deren Schlaf laut herkömmlicher Analyse als normal galt, offenbarte die Herzfrequenzvariabilität versteckte Risiken.
Einblick in Körperfunktionen im Schlaf
„Während viele Menschen mit der Erfassung von Schlafphasen oder der Gesamtschlafzeit vertraut sind, bietet die nächtliche HRV einen einzigartigen Einblick in die Körperfunktionen während des Schlafs“, erklärt Studienautorin Dr. Irina Filchenko in einer aktuellen Pressemitteilung.
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„Dies ist besonders wichtig, da der Schlaf eine kritische Zeit für viele physiologische Prozesse ist, die der langfristigen Gesundheit zugrunde liegen, wie zum Beispiel die Zellreparatur, Gedächtniskonsolidierung und die Beseitigung von Stoffwechselabfällen aus dem Gehirn“, fügt die Medizinerin hinzu.
Prävention durch besseres Schlafverständnis
HRV-Messungen im Schlaf könnten ihrer Ansicht nach künftig helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen, auch für Erkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer oder einen Schlaganfall.
Zudem wird deutlich, dass Gesundheitsprobleme oft lange vor der Diagnose beginnen und dass guter Schlaf einen Schlüsselfaktor für die Vorsorge bildet. Und sogenannte Wearables (z.B. Smartwatch) könnten künftig HRV-Muster in der Nacht erfassen und auswerten, so dass Veränderungen im Körper rechtzeitig erkannt werden, um gezielt gegenzusteuern, noch bevor überhaupt Krankheiten entstehen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Beyond: Variability in heart rate during sleep may reveal early signs of stroke, depression or cognitive dysfunction, new study shows (veröffentlicht 20-06.2025), Beyond
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