Eltern sollten einen Hodenhochstand ihres neugeborenen Jungen rechtzeitig behandeln lassen.
(24.08.2010) Säuglinge die einen Hodenhochstand haben, sollten noch vor dem ersten Geburtstag behandelt werden. Darauf weist aktuell die Deutsche Gesellschaft für Urologie hin. Eine Behandlung sollte demnach nicht hinaus gezögert werden, da ansonsten ein gesteigertes Risiko für Folge-Erkrankungen besteht.
Bei männlichen Säuglingen kann es vorkommen, dass der Hoden während des Wachstums nicht aus dem Bauchraum in den Hodensack wandert. Mediziner nennen diese Fehlstellung Hodenhochstand (Fachbegriff: „Maldescensus testi“). Der Grund dafür ist, dass der Hoden ausgelöst durch Kälteeinflüsse nicht in den Hodensack wandert, sondern im zeitweise im Leistenkanal landet. Diese Erscheinung ist nicht selten, bei rund 4 Prozent der männlichen Neugeborenen tritt diese Fehlentwicklung auf. Doch innerhalb des ersten Jahres vor dem ersten Geburtstag zieht sich in den meisten Fällen der Hoden von selbst in die richtige Position. Wie die Mediziner der Deutsche Gesellschaft für Urologie hinweisen, ist eine Selbstregulierung nur bis zum dritten, maximal bis zum sechsten Lebensmonat zu erwarten. "Ist das nicht der Fall sprechen wir von Hodenhochstand oder Hodenfehllage, die ein- oder beidseitig auftreten kann. Es wird zwischen einem Pendel- und Gleithoden sowie Leisten- und Bauchhoden unterschieden", sagt Professor Dr. Raimund Stein, Vorsitzender des DGU-Arbeitskreises Kinderurologie.
Spätestens dann sollte eine Behandlung erfolgen. Denn bei rund einem Prozent aller neugeborenen Kinder verharrt der Hoden weiterhin in der falschen Position. Wird ein Hodenhochstand nicht rechtzeitig behandelt, so können bereits im zweiten Lebensjahr des Kindes Schäden an den Keimzellen entstehen. Die Folge daraus könnte eine Unfruchtbarkeit sowie ein erhöhtes Hodenkrebs-Risiko sein.
Doch wie können Eltern ein Hodenhochstand erkennen?
Eltern können beim Baden oder beim Wickeln in einer warmen Umgebung die Hodenstellung des Kindes untersuchen. Wichtig ist, dass eine angenehme Umgebung geschaffen wurde, damit sich der Hoden nicht aufgrund von Kälte oder Ängste zurück zieht. Im Zweifelsfall sollte ein Urologe zu Rate gezogen werden. Ein Leistenhoden kann in der Regel ertastet werden. Ein Bauchhoden kann von außen nicht ertastet werden.
Wie wird ein Hodenhochstand behandelt?
Ein Urologe spezialisiert auf Kinderurologie untersucht mit verschiedenen Verfahren die Stellung des Hoden. Die Behandlung richtet sich nach der Art des Hodenhochstands. In den meisten Fällen wird zunächst eine Hormon Therapie eingesetzt. Die Hormontherapie ist mit 20 Prozent zwar nur mäßig erfolgreich und es kommt in einem Viertel der Fälle zu einem Rezidivhodenhochstand, sie kann aber möglicherweise einen positiven Einfluss auf die Keimzellzellentwicklung haben, so die Urologie Gesellschaft. Ist die Therapie nicht erfolgreich, so wird auch eine Operation des Kindes in Betracht gezogen. In den meisten Fällen wird die Behebung des Hoden-Hochstands durch die Operation erreicht. Ursache für einen Hodenhochstand sind vermutlich Störungen im Sexualhormon-Haushalt. Deshalb wird zunächst in den meisten Fällen eine Hormonbehandlung eingesetzt.
Aktuelle medizinische Erkenntnisse zur Hodenfehllage werden auch auf der 62. Jahrestagung der Urologen in Düsseldorf unter der Leitung von DGU-Präsident Professor Dr. Wolfgang Weidner in Düsseldorf dargestellt. Das Forum „Hodenhochstand“ am 23 September 2010 beleuchtet die Aspekte "Fertilität" und "Onkologie" und befasst sich aus kinderurologischer Sicht unter anderem mit modernen OP-Techniken aus dem Bereich der Schlüsselloch-Chirurgie. (sb)
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Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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