Honorarreform: Ärzte verdienten 2009 mehr: Der Chef der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Andreas Köhler hat bestätigt, dass sich die Honorare der niedergelassenen Ärzte in Deutschland im Jahre 2009 um 3,4 statt 2,5 Milliarden gesteigert haben.
Für 2010 seien weitere 1,7 Milliarden Euro ausgehandelt worden. Niedergelassene Ärzte in Deutschland behandeln laut dem Arztreport 2010 der Barmer GEK durchschnittlich ca. 45 Patienten pro Werktag und haben für einen Patienten etwa acht Minuten Zeit.
Einige Ärztegruppen hatten zu Beginn der Honorarreform befürchtet, dass es zu Einbußen kommen würde. Deswegen war es vereinzelt zu den sogenannten Ärztestreiks und Protestkundgebungen gekommen. Dies ist nun nicht eingetroffen und die Honorare haben sich gesteigert. Köhler sagte sogar gegenüber WELT ONLINE, dass er „ noch nie eine Vergütungsreform durchgeführt“ habe, „bei der es soviele Gewinner gab“.
Allerdings lehnte der Kassenärztechef gegenüber WELT ONLINE einen Honorarstopp für Ärzte ab. Er sehe hier keinen Spielraum. Er sagte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) in soweit Unterstützung bei der Kostendämpfung im deutschen Gesundheitssystem zu, als dass er bei Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel und Arzneimittel eine Mitverantwortung bei den Ärzten sehe.
Die Barmer GEK hatte nach der Veröffentlichung ihres Arztreportes 2010 mitgeteilt, dass die Krankenkassen, die Hausarztverbände und die Kassenärztlichen Vereinigungen ein gemeinsames Vorgehen entwickeln sollten, um die Situation zu verbessern.
Beobachter erwarten, angesichts der dünner werdenden Finanzlage im Gesundheitswesen, mit Spannung die nächsten Schritte vom Bundesgesundheitsminister. Sie betrachten mit Sorge, ob er in der Lage sein wird, die Beitragskosten für die Masse der Versicherten zu senken und die ärztliche Versorgung gleichzeitig zu verbessern.
Schon jetzt sichern sich viele Menschen durch die Kombination von gesetzlichem Krankenversicherungsschutz plus private Zusatzversicherung ab, da die Zuzahlungen für sie immer zahlreicher werden. Gerade im Bereich der Zahnzusatzversicherungen sind die Zuwachsraten in den letzten Jahren enorm gestiegen. Sollte das Niveau der Versorgung noch weiter absinken, wird dieser Trend anhalten.
Angesichts der Äusserungen von KBV- Chef Köhler werden sicherlich wieder die Ärzte für die steigenden Kosten verantwortlich gemacht werden. Den Umbau des Gesundheitssystems aber haben diese nicht zu verantworten. Die Gründe für die wachsenden Kosten sind vielschichtig und komplex. Es hilft nicht, den Blick stets auf die Zahlen zu richten.
Die Arbeit im Gesundheitswesen sollte weniger durch hierarchische Strukturen gekennzeichnet sein. Darüberhinaus sollten die Berufsgruppen auch ständeübergreifend besser zusammenarbeiten: Z.B. Orthopäden bei funktionellen Beschwerden mit osteopathisch arbeitenden Therapeuten oder Chirurgen mit den anschliessend behandelnden Physiotherapeuten. Auch das sich weiter ausbauende, an die ehemaligen Polikliniken erinnernde, System der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), mit Ärzten aus mehreren Fachrichtungen unter einem Dach, ist eine sinnvolle Massnahme.
In einigen Fällen sollte die Arbeit besser entlohnt und geachtet werden. Gerade Hebammen und Krankenschwestern bilden eine häufig unterbezahlte Berufsgruppe.
Treibende Kraft der Maßnahmen sollte für Tätige und Funktionäre im medizinischen Bereich und Gesundheits- Politiker die bessere Versorgung der Patienten sein. Der ökonomische Nutzen von einzelnen Maßnahmen und bestimmten Berufsgruppen sollte an zweiter Stelle stehen und zukünftig homogener gestaltet werden. (Thorsten Fischer, Heilpraktiker Osteopathie, 03.02.2010)
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