Studie: Zu viel Trinken kann Jodmangel verursachen
05.01.2011
Viel Trinken ist wichtig für die Gesundheit, doch kann auch zu Jodmangel führen. Dies haben Forscher am Institut für Kinderernährung der Universität Bonn in einer umfassenden Studie herausgefunden, bei der sie den Zusammenhang zwischen dem Jodhaushalt und der Flüssigkeitszufuhr untersuchten.
Je mehr Flüssigkeitsaufnahme, desto höher der Jodverlust
Das Forscherteam um Professor Dr. Thomas Remer kam zu dem Ergebnis, dass mit einer zu hohen Flüssigkeitsaufnahme ein kritischer Jodverlust einhergehen kann. Die Wissenschaftler des Instituts für Kinderernährung analysierten, die Auswirkungen der Trinkmenge auf den Jodhaushalt, indem sie Testpersonen einem strikten Diätplan folgen ließen und ihnen ausschließlich jodarme Getränke zur Verfügung stellten. Dabei stellten Dr. Remer und Kollegen fest, dass mit steigender Flüssigkeitsaufnahme der Probanden die Ausscheidung von Jod über den Harnweg ebenfalls stieg. „Die Verluste sind zwar nicht groß; der durchschnittliche Jodgehalt der Getränke selbst reicht aber üblicherweise nicht, um sie auszugleichen“, erklärte Studienleiter Professor Dr. Thomas Remer. Bei der Veröffentlichung ihrer Studienergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Thyroid“ weisen die Wissenschaftler ausdrücklich daraufhin, dass eine Reduzierung der Flüssigkeitsaufnahme jedoch keine Lösung des Problems darstellt. Die Experten empfehlen weiterhin dringend ausreichend zu trinken – zwei Liter zuckerfreie Getränke täglich sollten dabei nach wie vor die Orientierungsgröße bilden. „Viel trinken ist gesund. Es entlastet die Niere und erleichtert die Ausscheidung von nicht mehr benötigten Stoffwechselprodukten“, so die Aussage der Wissenschaftler im Rahmen ihrer aktuellen Veröffentlichung
Jodmangel durch richtige Ernährung vorbeugen
Dem drohenden Jodverlust bei der Aufnahme großer Trinkmengen kann nach Ansicht von Dr. Remer am besten durch die Ernährung mit jodreicher Kost entgegen gewirkt werden. „Kinder und Erwachsene, die bewusst richtig – also reichlich – trinken, sollten daher ebenso bewusst auf eine jodreiche Ernährung achten“, erklärte der Experte. Denn abgesehen von den Küstenregionen herrsche in Deutschland ein natürlicher Jodmangel und so seien die Konsequenzen des Jodverlusts durch die Flüssigkeitsaufnahme nicht zu unterschätzen, betonten Dr. Remer. Der Jodmangel in der Bevölkerung sei erst in den letzten Jahrzehnten – nicht zuletzt durch die verstärkte Verwendung von jodiertem Speisesalz – behoben worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gruppierte Deutschland in einem Bericht aus dem Jahr 2003 als „optimal versorgt“ ein. Lediglich bei Schwangeren und Stillenden bestehen nach Ansicht der WHO auch hierzulande noch Missstände in der Jodversorgung. Dr. Remer und Kollegen empfehlen den Jodverlust beim Trinken durch jodreiche Nahrung auszugleichen, wobei relativ hohe Mengen des Mineralstoffes natürlicherweise unter anderem in Seefisch oder Milchprodukten enthalten seien.
Es bieten sich jedoch auch Nahrungsmittel an, die gezielt mit Jodsalz hergestellt werden, darunter viele fertige Nahrungsmittel wie Wurstwaren, Brot, Suppen, Käse oder Pizzen, erklärten die Experten. Empfehlenswert ist ihrer Ansicht nach allerdings eher der regelmäßige Fischkonsum (einmal wöchentlich), insbesondere von Scholle, Seelachs oder Schellfisch, da diese Fischarten einen besonders hohe Jod-Anteil enthalten.
Gesundheitliche Folgen des Jodmangels
Auch wenn die Experten raten, die Flüssigkeitsaufnahme nicht zu reduzieren, ist der mögliche Jodmangel für die Gesundheit ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Eine Unterversorgung mit Jod kann zu einer Vielzahl gesundheitlicher Problemen führen, die in erster Linie alle im Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion des Körpers stehen. Denn Jod ist als lebensnotwendiges Spurenelement vor allem für die Funktion der Schilddrüse wichtig. Auf einen Jodmangel reagiert die Schilddrüse direkt durch die eingeschränkte Bildung von Schilddrüsenhormonen. So ist die Schilddrüsenunterfunktion eine der möglichen Konsequenzen des Jodmangels, was weitere, noch relativ milde gesundheitliche Folgen wie die Einschränkung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionen, Veränderungen der Haare und Haut aber auch Beeinträchtigungen der Verdauung zur Folge haben kann.
Bedrohlicher für die Gesundheit wird die Situation bei anhaltendem Jodmangel, erklärten die Wissenschaftler vom Institut für Kinderernährung. So äußere sich chronischer Jodmangel auch in einer Größenzunahme der Schilddrüse, was zur Bildung eines sogenannte Kropfs (medizinisch: Struma) führe. Dieser Jodmangelkropf, drücke mit fortschreitendem Wachstum auf die Speise- und Luftröhre sowie auf die Blutgefäße im Halsbereich. Schluck- und Atembeschwerden mit entsprechenden Beklemmungsgefühle sind nach Aussage der Experten die Folge. Am Ende des Prozesses sind Knotenbildungen und dauerhafte Veränderungen des Schilddrüsengewebes möglich, warnen Dr. Remer und Kollegen. Zudem sei die Jodversorgung nicht nur für die Schilddrüse wichtig, sondern ebenfalls entscheidend für einen „ausgeglichenen Hormonhaushalt sowie für das Wachstum und eine gesunde Entwicklung des Gehirns“, betonte Dr. Remer. Daher gilt nach Aussage der Experten: „Wer viel trinkt, sollte seine Jodversorgung im Auge behalten.“ (fp)
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