Nutze ein Kinderarzt das sogenannte Waterboarding der Tochter für Nahtod-Studien?
15.08.2012
In den USA steht ein Kinderarzt unter Verdacht, Nahtod-Studien an seiner elfjähriger Stieftochter durchgeführt zu haben. Der für seine wissenschaftlichen Untersuchungen zu Nahtoderlebnissen von Kindern bekannte Arzt setzte laut Aussage der Ermittler die Methode des sogenannten Waterboarding bei seiner Tochter ein.
Waterboarding ist als äußerst umstrittene Verhörmethode bekannt, bei der das Ertrinken der Verdächtigen simuliert wird. US-Ermittlern setzten das Waterboarding zum Beispiel in Guantanamo bei Terrorismusverdächtigen ein. Auch der renommiert US-Kinderarzt Melvin L. Morse soll laut Anschuldigung der Ermittler diese Methode bei seiner Stieftochter angewandt haben. Der Beschuldigte weist indes alle Vorwürfe zurück und behauptet Opfer einer Überreaktion der Behörden zu sein.
Kinderarzt versetzt die Tochter in einen Tod nahen Zustand
Laut eidesstattlicher Erklärung der Ermittler, brachte der 58-jährige Kinderarzt aus Dover seine Tochter „auf einen möglichen Tod nahen Zustand durch die Simulation des Ertrinkens.“ Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass die Elfjährige in Gesprächen mit der Polizei davon berichtete, dass ihr Vater ihr Gesicht unter einen Wasserhahn gehalten habe. Der Beschuldigte bezeichnete dies laut Aussage der Tochter als „Waterboarding“. Aus der eidesstattlichen Versicherung der Ermittler geht außerdem hervor, dass sie einen möglichen Zusammenhang zwischen dem „Waterboarding“ der Tochter und den Studien des Kinderarztes in diesem Bereich sehen. „Es ist logisch, dass er deshalb über das Thema geschrieben und geforscht hat“, erklärten die Ermittler.
Verhaftung wegen tätlichen Angriff gegen die Tochter
Tatsächlich hat sich der Kinderarzt in den vergangenen Jahren mit seinen Studien zu Nahtoderlebnissen von Kindern durchaus einen Namen gemacht. Bereits 1992 fand ein Interview mit Oprah Winfrey zu seinem Buch „Closer to the Light“ statt, im Jahr 2010 war Morse bei Larry King zu Gast. Neben diesen Auftritten in bekannten Fernsehshows widmete das „Rolling Stone Magazine“ ihm im Jahr 2004 einen Beitrag. Die aktuellen Anschuldigungen erhob die Tochter, nachdem der Kinderarzt sie am Knöchel gefasst und über die den Kiesweg seiner Einfahrt gezogen hatte, woraufhin Morse am 13. Juli wegen Gefährdung eines Kindes und tätlichen Angriffs verhaftet wurde. In den anschließenden Gesprächen mit der Polizei erklärte die Elfjährige, ihr Vater habe sie seit 2009 mindestens vier Mal diszipliniert, indem er ihr Gesicht unter einem laufenden Wasserhahn hielt. Der Beschuldigte habe diese Strafe „Waterboarding“ genannt. Der Zusammenhang mit seinen Studien ist bislang jedoch nur eine Vermutung der Ermittler und so weist der Anwalt des Arztes, Joe Hurley, die Anschuldigungen als „reinste Spekulation“ zurück.
Kinderarzt fühlt sich zu unrecht verfolgt
Der mittlerweile gegen Kaution wieder entlassene Kinderarzt erklärte gegenüber Medienvertretern, die Anklagen gegen ihn seien eine Überreaktion der Behörden, aufgrund der Kritik die diesen im Zuge des sexuellen Missbrauchsskandals um den Kinderarzt Earl Bradley widerfahren ist. Bradley hatte sich über Jahrzehnte an seinen jungen Patienten vergangen, ohne dass dies jemandem auffiel. Den Ermittlungsbehörden wurden anschließend massive Versäumnisse vorgeworfen. Laut Dr. Morse hat die „post-Bradley-Hysterie“ nun auch ihn ereilt. Doch selbst wenn der Kinderarzt seine Tochter nicht mit der Foltermethode des „Waterboarding“ für Studienzwecke misshandelt hat, bleibt die Anschuldigung des tätlichen Angriffs, welche ursprünglich Anlass für die Verhaftung war. Von gewaltfreier Erziehung hat der Beschuldigte – trotz seines Renommees als Kinderarzt – offenbar kein Verständnis. (fp)
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