Neue Behandlungsmethode könnte die Blutkrebs-Therapie revolutionieren
09.12.2013
Bei der Therapie von Leukämie und anderen Blutkrebserkrankungen eröffnet die Gentherapie grundsätzlich neue Optionen, so dass vorläufige Fazit von US-Medizinern nach den ersten Jahren des Einsatzes dieser Behandlungsmethode. Bis heute leben einige Patienten ohne Anzeichen der Erkrankung, berichtet Dr. Janis Abkowitz , Präsident der American Society of Hematology, tätig an der University of Washington in Seattle. In einer Studie sei bei allen fünf Erwachsenen und 19 von 22 Kindern, die mit akuter lymphatischer Leukämie eine Gentherapie erhielten, eine komplette Remission eingetreten. Bei ihnen konnte kein Krebs mehr nachgewiesen werden. Vielfach habe dies bis heute angehalten, auch wenn einige wenige einen Rückfall verzeichneten.
Mit der Gentherapie bestehe neue Hoffnung für die Leukämie-Patienten, berichtet der Präsident der American Society of Hematology. In mehreren Studien werde die Anwendung der neuen Therapie bereits seit einigen Jahren an gezielt ausgewählten Patientinnen und Patienten getestet. Bis heute erhielten mehr als 120 Patienten mit unterschiedlichen Arten von Blut- und Knochenmarkkrebs eine entsprechende Behandlung. Überwiegend mit beachtlichem Erfolg, und das obwohl einige der Betroffenen bereits mehrere erfolglose Knochenmarktransplantationen und bis zu zehn Arten von Chemotherapie oder andere Behandlungen hinter sich gebracht hatten. Gegenüber der US-Nachrichtenagentur „Associated Press“ erklärte Dr. Abkowitz, die Ergebnisse der bisherigen Studien seien „wirklich aufregend", denn „man kann eine Zelle, von einem Patienten nehmen und sie so umkonstruieren, dass sie eine Angriffszelle wird.“ Diese würden anschließend gezielt die Krebszellen attackieren und zerstören.
Nach der Gentherapie vielfach kein Krebs mehr nachweisbar
Als eines der erfolgversprechende Beispiele nennen die US-Mediziner den Fall der achtjährigen Emily Whitehead aus Philipsburg in Pennsylvania. Ihre Krebserkrankung war bereits so weit fortgeschritten, dass die Ärzte davon ausgingen, ihre Hauptorgane würden innerhalb weniger Tage ausfallen. Sie wurde anschließend als erstes Kind weltweit mit der Gentherapie behandelt und zeigt heute – fast zwei Jahre später – keine Anzeichen von Krebs mehr. Im Rahmen der neuartigen Therapie filterten die Ärzte das Blut der Patientin, entfernten Millionen von weißen Blutzellen und veränderten diese im Labor beziehungsweise ergänzten sie um ein Gen. Anschließend verabreichten die Ärzte den Patienten die veränderten T-Zellen über drei Tage per Infusion. Im Prinzip werde den Betroffenen „eine lebende Arznei“ aus dauerhaft veränderten Zellen injiziert, erläuterte Dr. David Porter von der University of Pennsylvania. Die Zellen können sich im Körper vermehren und den Krebs effektiv bekämpfen, so Porter weiter. Vorgestellt werden die Ergebnisse des bisherigen Einsatzes der Gentherapie auf einer seit Samstag in New Orleans laufenden, viertägigen Konferenz der American Society of Hematology.
Hoffnung auf deutliche Verbesserung der Blutkrebs-Therapie
Zwar besteht auch heute schon die Möglichkeit Patienten mit Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphomen und Myelom erfolgreich auf Basis einer Chemotherapie, einer Knochenmark-oder Stammzelltransplantation zu behandeln, doch bleibt die Transplantation riskant und ein Spendern kann nicht immer gefunden werden. Zudem geht die Chemotherapie mit massiven Nebenwirkungen einher und der Erfolg ist nicht immer gewährleistet. Die Gentherapie indes müsse für jeden Patienten individuell hergestellt werden und verursache Laborkosten von rund 25.000 Dollar, ohne Gewinnspanne, berichten die US-Mediziner. Sie sei damit allerdings deutlich günstiger als viele Formen der medikamentösen Behandlung oder eine Transplantation. Die University of Pennsylvania hat sich ihr Verfahren der Gentherapie patentieren lassen und die Lizenz an den Schweizer Pharmakonzern Novartis übertragen.
Gentherapie mit vielversprechenden Erfolgen
An der Universität von Pennsylvania wurden bislang die meisten Behandlung mit der Gentherapie durchgeführt (59), wobei von den ersten 14 Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) vier eine komplette Remissionen aufwiesen, vier eine teilweise und der Rest nicht auf die Behandlung reagierte. Am National Cancer Institute haben Dr. James Kochenderfer und Kollegen elf Patienten mit Lymphomen und vier mit CLL auf Basis der Gentherapie behandelt und konnten bei sechs von ihnen eine komplette Remissionen erreichen, bei sechs eine teilweise und bei den übrigen habe sich der Krankheitsverlauf stabilisiert, so dass es ist zu früh sei, ein endgültiges Fazit zu ziehen. Als Nebenwirkungen der Behandelung sind laut Aussage der Forscher schwere grippeähnliche Symptome und andere reversible beziehungsweise vorübergehende Beeinträchtigungen aufgetreten. Damit wäre die Gentherapie immer noch deutlich schonender, als beispielsweise eine Chemotherapie. Die Mediziner kommen zu dem Schluss, dass das neue Verfahren als erste Form der Gentherapie in den USA zugelassen werden könnte und völlig neue Möglichkeiten der Blutkrebs-Behandlung eröffne. (fp)
Bild: Andreas Dengs, www.photofreaks.ws / pixelio.de
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