Wechsel in die Private Krankenversicherung wurde durch Sonderregelungen erleichtert
15.01.2011
Seit Beginn des Jahres ist ein Wechsel in die private Krankenversicherung deutlich vereinfacht worden. Nicht immer ist ein Wechsel sinnvoll, da sich die Kosten für eine private Krankenversicherung schnell maximieren können.
Wechselbedingungen deutlich vereinfacht
Der Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) wurde für Angestellte und Beamte im Zuge der Gesundheitsreform deutlich vereinfacht. Statt der Drei-Jahresfrist gilt nun die Ein-Jahresfrist, in der ein Arbeitnehmer mindestens 49.500 Euro im Jahr verdienen muss, um von der gesetzlichen Krankenkasse in die private Krankenversicherung wechseln zu können. Doch Gesundheitsökonomen warnen, wer einmal das System der gesetzlichen Krankenkasse verlassen hat, dem ist fast ausnahmslos der Weg zurück verwehrt. Aus diesem Grund sollte sich ein Wechsel im Vorfeld genau überlegt sein.
Sonderregelung beschleunigen Wechsel
Damit die PKV noch schneller in Anspruch genommen werden kann, hat die schwarz-gelbe Koalition sogar eine Sonderregelung geschaffen. Wer zum Ende des Jahres im Dezember 2010 mindestens 4125 Euro Brutto verdient hat, kann sogar noch schneller wechseln und muss nicht noch ein ganzes Jahr warten. Die eingeführte Sonderegel der Koalition soll dazu dienen, möglichst schnell den privaten Versicherungsanstalten Mitgliederzuwächse zu bescheren. Das bedeutet im Klartext, dass Betroffene einen sofortigen Wechsel in die Wege leiten können, ohne noch ein ganzes Jahr warten zu müssen.
Verbraucherschützer: Ein Wechsel in die PKV sollte gut überlegt sein
Doch bevor dieser Wechsel stattfindet, sollten sich Verbraucher genau informieren. Zwar profitieren privat Krankenversicherte von zahlreichen Privilegien wie einer bevorzugten Behandlung bei Haus- und Fachärzten, allerdings kennt die PKV zahlreiche Versicherungsleistungen nicht, die in den gesetzlichen Kassen verankert sind. So raten die Verbraucherzentralen in Deutschland, sich im Vorfeld genau darüber Gedanken zu machen, wie der eigene Lebensweg zukünftig aussehen wird. Eine Beispiel ist die kostenlose Familienmitversicherung in der GKV. Während in den Gesetzlichen Kinder und erwerbslose Partner kostenlos mit krankenversichert werden, müssen in der PKV Familienangehörige einzeln mit einer Gesundheitsprüfung und eigener Police krankenversichert werden. Durch diesen Umstand könnten sich die Kosten schnell maximieren und unter Umständen höher liegen, als bei den Gesetzlichen. Allerdings existieren auch bei den Privaten Gesundheitsleistungen, die die GKV nicht kennt. So werden zum Beispiel kostenintensive Zahnersatzleistungen von der PKV (je nach Tarif) im vollen Umfang bezahlt. Auch können Privatversicherte in den Genuss kommen, Gesundheitsleistungen wie Homöopathie und Naturheilkunde Behandlungen zu beanspruchen. Hier ist zu beachten, dass es immer auf die Tarifauswahl ankommt. Denn die PKV funktioniert wie ein sogenanntes „Baukastenprinzip“. Je nach dem welche Leistungen man in Zukunft haben möchte, können die PKV- Tarife auch gestaltet werden. Verbraucher sollten darauf achten, nur die wirklich wichtigen Leistungen zu wählen, denn um so mehr Zusatzleistungen gewählt werden, um so höher fallen auch die späteren Versicherungsbeiträge aus.
Manche können durch die PKV Kosten sparen
Wer bisher den Höchstsatz der Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt hat, kann durch einen Wechsel einige hundert Euro im Monat sparen. Denn sogenannte Einstiegstarife beginnen zumeist schon mit einem monatlichen Beitrag von rund 150 Euro. Diese Tarife sind vor allem für junge und gesunde Menschen geeignet, weil die Tarife einen hohen Selbstbeteiligungsanteil inne haben. Dafür sind die Tarife nicht an die eigene Lohnentwicklung gebunden, so dass Mehrverdiener viel Geld sparen. Zu beachten ist, dass auch die Tarife der PKV nicht für alle Ewigkeit festgesetzt sind, sondern aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen im Gesundheitssystem und aufgrund des Alters des Versicherten immer weiter steigen. Auch die PKV ist vom gesellschaftlichen demografischen Wandel betroffen, der die Kosten für Gesundheitsleistungen nach oben schnellen lässt. Während die Gesetzlichen Kassen zahlreiche Zuschüsse durch den Bund erhalten, muss die PKV als wirtschaftlich orientiertes Unternehmen die Kostensteigerungen selbst bewältigen. Das könnte nach Ansicht einiger Experten perspektivisch zu enormen Problemen führen. Allerdings verweisen Vertreter der PKV selbst auf das wachsende Problem und überdenken bereits neue Strategien.
Unabhängig informieren lassen
Bevor man also tatsächlich die neue Wechselmöglichkeit in Anspruch nimmt, sollte man sich umfassend informieren und unabhängig beraten lassen. Entsprechend kostenlose Beratungen bieten beispielsweise die Verbraucherzentralen an. Am Besten ist es, wenn man die Verbraucherschützer mit einem zuvor eingeholten PKV Angebot aufsucht und gemeinsam Tarifoptionen und Vertragsbedienungen durchgeht. In den aller meisten Fällen muss im Vorfeld ein Termin vereinbart werden. (sb)
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Bild: Barbara Eckholdt / pixelio.de
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