Pilzvergiftungen nehmen in diesem Jahr drastisch zu. Nach Informationen des Giftinformationszentrum dürfte sich die Anzahl der Vergiftungen aufgrund giftiger Pilze verdoppeln.
(22.09.2010) Das Wetter lässt Pilze aller Art wachsen. Viel Sonne und Regen sind die idealen Wetterbedingungen, um Pilzen sprießen zu lassen. Doch nicht nur erfahrende Sammler suchen nach Pilzen in den Wäldern, sondern ebenso viele Unerfahrene. In diesem Jahr werde sich die Anzahl der Pilzvergiftungen verdoppeln, wie das Giftinformationszentrum in Göttingen mitteilte.
Derzeit herrscht das ideale Pilzwetter. Feuchtigkeit, milde Temperaturen und Sonne lassen die Pilzen wachsen. Das lockt auch viele unerfahrene Sammler an. Viele Pilzarten sind kaum zu unterscheiden. Beispielsweise ist der sehr gifte Kegelhütige Knollenblätterpilz dem Wald- und Wiesen Champignon sehr ähnlich. Schon eine geringe Menge des giftigen Knollenblätterpilzes kann beim Menschen zum akuten Lebenversagen und schließlich zum Tod führen.
Nach Informationen des Giftinformationszentrums (GIZ-Nord) in Göttingen ist die Zahl der Pilzvergiftungen stark angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr werden doppelt so viele Anfragen aufgrund von tatsächlichen oder vermeintlichen Vergiftungen an das Zentrum gestellt. Die Anzahl der Verdachtsfälle liege pro Pilz-Saison normalerweise bei etwa 300, in diesem Jahr könnten es rund 600 werden, wie GIZ-Mitarbeiter Martin Ebbecke berichtet.
Als Grund führt das Zentrum an, dass das günstige Wetter das Pilzwachstum positiv beeinflusse. Es gebe Massen an Pilze und unerfahrene Sammler sammelten einfach alles ein. Am Häufigsten vergiften sich die Pilzsammler mit dem hoch giftigen Knollenblätterpilz. Bereits im August diesen Jahres sei eine 69-jährige Frau aus Braunschweig an den Folgen einer Pilzvergiftung gestorben. Die Sammlerin hatte Champignons mit dem Knollenblätterpilz verwechselt und gegessen. Andere Sammler aus dem Norden Deutschlands hätten sich in der letzten Woche derart schwere Vergiftungen zugezogen, so dass sie nun eine neue Leber benötigen. In Berlin waren am vergangenen Wochenende insgesamt acht Menschen aufgrund einer Pilzvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Giftzentrale rät daher allen Menschen davon ab, ohne Kenntnisse Pilze zu sammeln.
Erste Symptome bei einer Pilzvergiftung können Unwohlsein sowie Übelkeit und Erbrechen sein. Wer nach dem Genuss von Pilzen solche Beschwerden verspürt, sollte unbedingt einen Notarzt rufen. Denn nur bei einer schnellen medizinischen Versorgung können die gesundheitlichen Folgen einer Pilzvergiftung gemindert werden. Ein Arzt sollte auch dann verständigt werden, wenn die Beschwerden wieder nachlassen. Denn auch das kann ein typisches Symptom einer Pilzvergiftung sein. Das Giftinformationszentrum ist für die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig. (sb)
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Bild: Rita Köhler / pixelio.de
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