Pro Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt wurde mit sofortiger Wirkung entlassen.
(12.06.2010) Wie der Generika-Verband mitteilte, wurde der Geschäftsführer Peter Schmidt mit sofortiger Wirkung entlassen. Peter Schmidt hatte noch kurz vor der Entlassung im "Handelblatt" verkündet, Pro Generika werde die vorgeschlagenen Rabatt-Verträge akzeptieren. Man hätte den Widerstand gegen die Rabattverträge aufgegeben.
Mit der sofortigen Entlassung von Schmidt widersprach nun der Verband dieser Darstellung von Schmidt. Bis zur Ernennung eines neuen Geschäftsführers übernimmt die Direktorin des Pharmaunternehmens "Stada", Anne Demberg, die kommissarische Leitung des Pro Generika-Verbandes. Demberg war zuvor bis 2009 stellvertretende Verbandleiterin. Der Verbandsvorstand hatte öffentlich erklärt, man widerspeche "ausdrücklich der veröffentlichten Darstellung, wonach Pro Generika seine Haltung zu Rabattverträgen und Wirkstoff-Ausschreibungen der Krankenkassen geändert habe". Eine geänderte Strategie von Pro Generika gebe es nicht. Pro Generika e.V. ist ein Pharmalobby-Verband von insgesamt 17 Generikaherstellern in Deutschland.
Man bleibe bei der Haltung, "dass Wirkstoff-Ausschreibungen nicht geeignet sind, den Wettbewerb im Generikamarkt nachhaltig zu stärken und dem Gesundheitssystem auf Dauer Einsparungen zu garantieren", argumentierte der Verbands-Vorstand. Man wolle eher darauf hinarbeiten, dass der Gesetzgeber den Weg, Wirkstoff-Ausschreibungen zu vollziehen, nicht weiter betreibt.
Die große Koalition hatte Rabattverträge eingeführt, die zur Kostensenkung beitragen sollten. Bei diesen Rabattverträgen schließt eine Krankenkasse mit einem Arzneimittelhersteller einen Vertrag und verpflichtet sich dabei den Versicherten nur die Kosten der Medikamente eben jenes Herstellers zu erstatten. Im Gegenzug erhält die Krankenkasse einen Rabatt auf die Arzneimittel von der Phramafirma. Der Verband "Pro Generika" hatte sich bislang immer gegen solche Rabattverträge ausgesprochen.
In diesem Zusammen löste bereits Anfang Mai diesen Jahres der nun ehemalige Verbandschef einen Skandal aus. Der ehemlige Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic", Martin Sonneborn, hatte den Verbands-Geschäftsführer für das Comedymagazin "heute-show" interviewt. Schmidt wurde von Sonneborn damit gelockt, das Interview würde für das ZDF geführt werden. Man wolle das Interview "nach Möglichkeit" in der "heute" Nachrichtensendung oder im "heute-journal" verwenden. Im Verlauf des Interviews machte Sonneborn darauf aufmerksam, dass Schmidt einige Formulierungen nicht benutzen solle. Eben jene Aussagen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, wurden jedoch in der Satire-Sendung ausgestrahlt und sorgten im Anschluss für Empörungen. Sonneborn suggerierte zudem, er wolle dem Verbandschef helfen, ein postives Bild der Pharmalobby darzustellen.
Peter Schmidt war seit der Gründung des Lobby-Verbandes für "Pro Generika" tätig und wurde 2008 zum Geschäftsführer bestimmt. Davor war Schmidt Referent der Arbeitsgruppe Gesundheit und Soziale Sicherung der SPD im Bundestag. Ein persönliche Stellungnahme von Peter Schmidt liegt derzeit nicht vor. (sb)
Exkurs: Was bedeutet eigentlich Generika? Als Generika bezeichnet man Medikamente, die einen gleichen Wirkstoff haben, wie Arzneien die bereits von großen Pharmaunternehmen hergestellt wurden. Generika ist also eine wirkstoffgleiche Kopie eines schon bestehenden Medikamentes. Generika sind zumeist kostengünstiger, als die Medikamente die unter einem Markennamen hergestellt worden sind.
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