Verschiedene Heilpflanzen können einen Beitrag zur Behandlung von rheumatoider Arthritis leisten, wobei zum Beispiel Ingwer und Kurkuma eine besonders vielversprechende Wirkung entfalten. Welche Möglichkeiten die Pflanzenheilkunde bietet, zeigt eine aktuelle Studie.
Ein polnisches Forschungsteam von der Medizinischen Universität Lublin hat in einer Übersichtsarbeit die Wirkung verschiedener Heilpflanzen gegen rheumatoide Arthritis bewertet und die vielversprechenden Ergebnisse in dem Fachmagazin „Phytomedicine“ veröffentlicht.
Frühe Diagnose & Behandlung wichtig
Zunächst ist festzuhalten, dass die Behandlung der rheumatoiden Arthritis möglichst innerhalb der ersten 12 Wochen nach Symptombeginn eingeleitet werden sollte, um Gelenkschäden vorzubeugen und das Fortschreiten der Krankheit zu begrenzen, erläutern die Forschenden.
Hier zeigt sich bereits ein erstes Problem, denn viele Betroffene bringen die auftretenden Beschwerden wie Schmerzen in den Gelenken der Finger und Zehen, Gelenkschwellungen oder Bewegungseinschränkungen morgens nach dem Aufstehen nicht direkt mit einer rheumatoiden Arthritis in Verbindung und entsprechend kann sich ein Arztbesuch mit anschließender Diagnosestellung verzögern.
Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?
Ist die Diagnose gestellt, umfasst das aktuelle therapeutische Arsenal vor allem nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Kortikosteroide und verschiedene Klassen krankheitsmodifizierender Antirheumatika (disease modifying anti-rheumatic drugs, DMARD) wie konventionelle synthetische DMARD oder auch biologische DMARD und zielgerichtete synthetische DMARD, erläutert das Forschungsteam.
Diese Standardtherapieansätze seien trotz erheblicher Fortschritte jedoch mit Nebenwirkungen verbunden und nicht immer lasse sich mit deren Hilfe eine dauerhafte Remission der Erkrankung erreichen.
Können Heilpflanzen helfen?
Gleichzeitig gab es jedoch Hinweise, dass verschiedene Heilpflanzen aufgrund ihrer entzündungshemmenden und immunmodulatorischen Eigenschaften einen wichtigen Beitrag zur Behandlung leisten könnten, ergänzen die Forschenden.
In einer Übersichtsarbeit haben sie daher überprüft, ob sich Belege für die Wirkung von Kurkuma (Curcuma longa), Ingwer (Zingiber officinale), der Wilfords Dreiflügelfrucht Tripterygium wilfordii und Rotwurzel-Salbei Salvia miltiorrhiza gegen rheumatoide Arthritis finden lassen.
Anhand der Daten aus 14 randomisierten kontrollierten Studien analysierte das Team die Wirkung der Heilpflanzen und ihrer Inhaltsstoffe auf die klinischen Symptome, Laborparameter und Krankheitsaktivitätsindikatoren bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis.
Antiheumatische & entzündungshemmende Wirkungen
Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend und zeigen signifikante antirheumatische und entzündungshemmende Wirkungen für Ingwer, Kurkuma, Rotwurzel-Salbei und die Wilfords Dreiflügelfrucht, berichten die Fachleute.
Beispielsweise unterdrücke das in Kurkuma enthalte Curcumin entzündungsfördernde Signalwege und in Studien habe es zu fast identischen Therapieergebnisse geführt wie die Behandlung mit gängigen Medikamenten – ohne nennenswerten Nebenwirkungen.
Ingwer enthalte mehrere Verbindungen, die ebenfalls eine entzündungshemmende Wirkung entfalten, und die Einnahme senke die Konzentration entzündungsfördernder Zytokine sowie die Expression von Genen, die für die Regulierung der Lymphozytenreaktionen verantwortlich sind.
Die Wilfords Dreiflügelfrucht entfalte starke immunsuppressive Wirkungen, die bei der Therapie von rheumatoider Arthritis von Vorteil sind, und habe bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis in einer Studie eine vergleichbare Wirkung erzielt wie das häufig eingesetzte Medikament Methotrexat.
Allerdings seien auch schwerwiegende Nebenwirkungen für die Dreiflügelfrucht dokumentiert und die Sicherheitsrisiken sollten bei der Anwendung unbedingt Berücksichtigung finden, was eine engmaschige Überwachung einschließe.
Nicht zuletzt konnte Rotwurzel-Salbei in Studien im Vergleich zu Placebos eine statistisch signifikante Abnahme der Konzentrationen entzündungsfördernder Zytokine und der Krankheitsaktivitätsindizes erreichen und die Nebenwirkungen waren dabei geringer, als die der Placebos, berichtet das Team.
Vielversprechendes therapeutisches Potenzial
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die derzeit verfügbaren Erkenntnisse auf ein vielversprechendes Potenzial der Heilpflanzen als Zusatztherapien bei rheumatoider Arthritis hindeuten. Bei der Integration in die klinische Praxis gebe es jedoch noch einige Herausforderung und insbesondere die Wechselwirkungen mit anderen Arzneien sowie mögliche Nebenwirkungen seien zu beachten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Julia Piekarz, Natalia Picheta, Jakub Pobideł, Karolina Daniłowska, Paulina Gil-Kulik: Phytotherapy as an adjunct to the treatment of rheumatoid arthritis - a systematic review of clinical trials; in: Phytomedicine (veröffentlicht 25.09.2025), sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.







