Ein bisher unterschätztes Gen scheint einen bedeutenden Risikofaktor für eine der häufigsten erblichen Herzerkrankungen darzustellen. Diese neue Erkenntnis könnten die Diagnostik und Behandlung der Herzerkrankung grundlegend verändern.
In der aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der Tel Aviv University in Israel wurde der Einfluss von TRIM63 auf das Risiko für die hypertrophe Kardiomyopathie analysiert, die weltweit häufigste vererbte Herzerkrankung. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Circulation: Genomic and Precision Medicine“ nachzulesen.
Genetische Disposition untersucht
Die Forschenden analysierten die genetischen Profile von 107 nicht miteinander verwandten Teilnehmenden mit hypertropher Kardiomyopathie. Das Team stellte fest, dass 4,7 Prozent der Teilnehmenden eine sogenannte biallelische – also doppelt vorliegende – krankhafte TRIM63-Mutationen aufwiesen.
Diese Gruppe von Teilnehmenden zeigte besonders schwere Krankheitsverläufe mit früherem Erkrankungsbeginn, starker Muskelverdickung und häufigen Herzrhythmusstörungen, berichten die Forschenden. Einige hätten sogar einen implantierbaren Defibrillator benötigt, noch bevor die genetische Ursache bekannt war.
Zusätzlich wiesen 7,5 Prozent der Teilnehmenden eine krankhafte Variante in nur einem Genexemplar (monoallelisch) auf. Diese Form kam bei Menschen mit hypertrophen Kardiomyopathie 8,2-mal häufiger vor als in der Kontrollgruppe – ein klares Indiz für den Einfluss auch einzelner fehlerhafter Genkopien.
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„Dies ist eine lebensrettende Entdeckung. Das Erkennen von Trägern krankheitsverursachender TRIM63-Mutationen ermöglicht eine frühzeitige Überwachung und Intervention und senkt so das Risiko schwerer, sogar tödlicher Herzereignisse drastisch“, erläutert der Studienautor Dr. Ruhrman Shahar in einer aktuellen Pressemitteilung.
Bedeutung für Diagnostik & Therapie
Trotz wachsender Hinweise war TRIM63 bislang in vielen gängigen Gentests für die hypertrophe Kardiomyopathie nicht enthalten – zu groß war die Unsicherheit über seine Rolle, so das Forschungsteam. Die neue Studie liefere nun handfeste Argumente dafür, das Gen in die Standarddiagnostik aufzunehmen.
Diese Forschung eröffnet neue Wege in der personalisierten Medizin – von der Früherkennung über die gezielte Überwachung bis hin zur individualisierten Therapie. Wer ein erhöhtes genetisches Risiko für die hypertrophe Kardiomyopathie aufweist, kann künftig gezielter behandelt werden. Die Einbindung von TRIM63 in genetische Routinetests könnte so nicht nur die Früherkennung verbessern, sondern tausende Leben retten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Noa Ruhrman Shahar, Dina Marek- Yagel, Rotem Greenberg, Ofer Isakov, Michal Naftali, et al.: Mono and Biallelic Variants in TRIM63 Are Frequently Associated With a Unique Form of Hypertrophic Cardiomyopathy; in: Circulation: Genomic and Precision Medicine (veröffentlicht 27.01.2025), Circulation: Genomic and Precision Medicine
- Clalit Research Institute: Israeli breakthrough identifies key gene in common heart disease, unlocking life-saving diagnostic potential (veröffentlicht 23.04.2025), Clalit Research Institute
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.