Neurodermitis Vorsorge
Schützen Katzen vor Neurodermitis?
07.12.2010
Im Rahmen einer Beobachtungsstudie haben Forscher der Universität Zürich festgestellt, dass die Nähe von Nutztieren und Katzen eine präventive Wirkung bei Neurodermitis hat. Die Ursachen dafür konnten die Wissenschaftler im Rahmen ihrer Studie jedoch nicht klären.
Die Beobachtungsstudie an 1.063 Kindern aus ländlichen Regionen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Finnland, habe ergeben, dass schwangere Frauen, die in der Umgebung von Katzen oder Nutztieren leben, ihre Kinder damit vor Neurodermitis schützen, so die Aussage der Studienleiterin Caroline Roduit von der Universität Zürich bei der aktuellen Veröffentlichung der Studienergebnisse im Fachmagazin „Journal of Allergy & Clinical Immunology“. Caroline Roduit ergänzte: „Da es eine Beobachtungsstudie war, können die genauen Zusammenhänge für den Schutz nicht geklärt werden. Wir fanden jedoch mehrere Umweltfaktoren, die eine präventive Wirkung haben.“
Leben auf dem Bauernhof schützt vor Allergien
Von den 1.063 untersuchten Kindern stammte jedes zweite aus einer Bauernfamilie, so dass der Kontakt zu Nutztieren und Katzen während der Schwangerschaft für die Mütter keine Seltenheit waren. Die Wissenschaftler kamen jetzt zu dem Ergebnis, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft in der Nähe von Nutztiere oder Katzen gelebt hatten, einem deutlich geringeren Neurodermitis-Risiko in den ersten beiden Lebensjahren unterliegen. Dass Bauernhofkinder selten von Allergien geplagt werden, ist in der Fachwelt bereits seit längerem unumstritten, wobei jedoch die Ursachen dieser präventiven Wirkung bisher ungeklärt blieben. Verschiedene Faktoren wie zum Beispiel auch ein erst kürzlich entdecktes pflanzliches Zuckermolekül im Heu, welches das Allergie-Risiko senken soll, stehen dabei als ausschlaggebende Faktoren der präventiven Wirkung des Bauernhoflebens in der Diskussion. Fest steht, dass auch Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft auf einem Bauernhof lebten, einen entsprechenden Schutz genießen.
Nähe zu Katzen schützt vor Neurodermitis
Die aktuelle Beobachtungsstudie des Forscherteams um Caroline Roduit, hat jetzt nachgewiesen, dass nicht nur ein Leben auf dem Bauernhof sondern auch die Nähe der werdenden Mütter zu Katzen eine Verringerung des Neurodermitis-Risikos bedingt. Überraschend ist das Studienergebnis, da Katzen bisher stets als potenzielle Risikofaktoren für Allergien galten. So wurde Schwangeren bislang geraten, Katzenhaare zu meiden um Allergien des Kindes vorzubeugen. Diese These ist angesichts der aktuellen Studienergebnisse nicht mehr haltbar. Zwar können die Forscher „ohne den Wirkmechanismus zu kennen, (…) keine Empfehlung aussprechen“, doch „ungünstige Auswirkungen für die Entstehung von Neurodermitis hat eine Katze (…) nicht“, erklärten die Wissenschaftler im Rahmen der Veröffentlichung ihrer aktuellen Studienergebnisse. „Katzenbesitzerinnen müssen sich deshalb während der Schwangerschaft nicht von ihrem Haustier trennen“, ergänzte Caroline Roduit. Außerdem hätten die Wissenschaftler „auch zwei Gene identifizieren (können), bei deren Ausprägung Kinder kaum an Allergien erkranken", erklärte Roduit.
Bis zu 20 Prozent der Kinder leiden an Neurodermitis
Das als Neurodermitis bezeichneten atopische Ekzem ist durch rote, schuppende, teilweise nässende Ekzeme auf der Haut begleitet von einem starken Juckreiz gekennzeichnet. Typisch ist ein schubweiser Verlauf der Krankheit. In den Industrieländern sind nach den Angaben der Gesundheitsbehörden bis zu 20 Prozent der Kindern von einer Neurodermitis betroffen, wobei die Erkrankung bei etwa 60 Prozent der Betroffenen im ersten Lebensjahr und bei 90 Prozent bis zum fünften Lebensjahr auftritt. Die Verbreitung des atopischen Ekzems hat dabei seit Mitte des 20. Jahrhunderts stark zugenommen und Neurodermitis ist heute etwa vier- bis sechsmal häufigeren festzustellen als noch vor 50 Jahren. Als ausschlaggebend für das Auftreten von Neurodermitis wird ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen Faktoren, immunologischen Veränderungen und Umwelteinflüssen betrachtet. Zum Beispiel könne ein ständiger Kontakt mit Mehl, Desinfektions- oder Reinigungsmitteln, oder auch übertriebene Hygiene, zu der Erkrankung führen, erklärten die Wissenschaftler um Caroline Roduit. (fp)
Bildnachweis: Thorsten Müller / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.