Fälschungsskandal am Klinikum Ludwigshafen: Staatsanwaltschaft ermittelt.
Am Klinikum Ludwigshafen soll ein Professor aus Ludwigshafen mindestens eine wissenschaftliche Studie manipuliert haben, so die Aussage einer vom Klinikum einberufene Untersuchungskommission. Der ehemalige Chefanästhesist habe die Zweifel nicht ausräumen können und die Kommission habe keine Belege gefunden, dass überhaupt eine entsprechende Studie durchgeführt wurde.
Nachdem der Arzt Ende 2009 eine Studie zur Wirkung zweier Infusionslösungen bei Herzoperationen in einer Herz-Lungen-Maschine im amerikanischen Fachmagazin „Anesthesia & Analgesia“ veröffentlicht hat, meldeten sich umgehend mehrere Leser beim Herausgeber der Zeitung und monierten, dass bei bestimmten Werten eine auffällig geringe Streuung vorlag. Bei den anschließenden Nachforschungen ergab sich, dass von den beiden getesteten sogenannte Plasmaexpandern – Hydroxyethylstärke (HES) und Albuminlösung – letztere gar nicht zum Einsatz gekommen sein kann. So konnte die einberufenen Untersuchungskommission letztendliche keine Belege dafür finden, dass überhaupt eine Studie stattgefunden hat. Angesichts des Fälschungsskandals hat sich das Klinikum Ludwigshafen von dem ehemaligen Chefanästhesist getrennt. Jetzt sollen jedoch auch die rund 300 anderen wissenschaftlichen Arbeiten des Mediziners genauer unter die Lupe genommen werden. Eike Martin, Vorsitzender der Untersuchungskommission und Direktor der Klinik für Anästhesiologie an der Uni-Klinik Heidelberg erklärte bereits vorab: „Ich vermute, es ist die Spitze eines Eisbergs“, auch wenn der Fall bisher in der deutschen Anästhesiologie einmalig sei.
Neben der Tatsache, dass einer der Plasmaexpander nicht zum Einsatz gekommen sein kann, ermittelte die Untersuchungskommission, dass der Mediziner auch die Unterschriften von Co-Autoren in der Studie gefälscht und die vorgeschriebene Einverständniserklärung der Patienten nicht eingeholt hat. Zudem hatte er die Studie nicht wie vorgeschrieben einer Ethikkommission vorgelegt. Es handle sich um einen „klaren Verstoß gegen die ärztliche Berufsordnung“ wertete die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz den aktuellen Fall und prüft daher nicht nur eigene Konsequenzen für den Mediziner, sondern hat außerdem die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Diese prüft nun unter anderem eine Anklage wegen Urkundenfälschung, da die Unterschriften der CO-Autoren gefälscht waren. Patienten sind nach Angaben der Landesärztekammer und des Klinikums Ludwigshafen durch die Machenschaften des Mediziners nicht zu Schaden gekommen, es sei jedoch ein großer Imageschaden für das Klinikum entstanden.
Mit dem Problem steht das Klinikum Ludwigshafen keinesfalls alleine dar, denn in der Vergangenheit wurden schon mehrfach Forscher bei der Fälschung von Studien überführt. Unter dem Druck möglichst viele Studien zu veröffentlichen, um entsprechende Forschungsgelder zu akquirieren und die Bewertung der eigenen Institution aufzuwerten, eventuell auch ein wenig aus persönlichem Geltungsdrang, wurden schon in den verschiedensten Fachbereichen Studien vorgelegt, die so nie stattgefunden haben. Dabei stehen die Forscher insbesondere an den Universitäten teilweise unter enormen Belastungen, denn sie sollen nicht nur forschen und veröffentlichen sondern gleichzeitig noch einen Lehrauftrag wahrnehmen. So spielt auch der Zeitmangel bei den Ursachen der Fälschungen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. (fp, 01.12.2010)
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