Studie: Tuberkulose erhöht das Lungenkrebsrisiko
03.01.2011
Tuberkulose (TBC) erhöht das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Taiwanesische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass für Patienten nach einer Tuberkulose das Lungenkrebsrisiko rund elfmal höher ist als gewöhnlich.
Elfmal höheres Lungenkrebsrisiko bei TBC
Wie die Wissenschaftler der China Medical University in Taichung, Taiwan in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Thoracic Oncology“ berichten, hatten sie im Rahmen ihrer umfassenden Studie die Daten von knapp 720.000 Menschen ausgewertet. Vorab wurden 4.480 Patienten, die zwischen 1998 und 2000 an Tuberkulose erkrankt waren und rund 712.000 Menschen ohne entsprechende Tuberkulose-Diagnose (als Kontrollgruppe) für die Teilnahme an der Studie bestimmt. Keiner der Teilnehmer der Studie hatte bis dato in seinem Leben eine Krebsdiagnose erhalten. Um den Zusammenhang zwischen TBC und Lungenkrebs zu ermitteln, beobachteten die Forscher von 2001 bis 2007, wie viele Studienteilnehmer an einem Bronchialkarzinom erkrankten. Ihr jetzt veröffentlichtes Ergebnis: Das Risiko nach einem Tuberkuloseleiden an Lungenkrebs zu erkranken war rund elfmal (exakt 10,9) höher als bei den Personen der Kontrollgruppe. So ergaben sich statistisch bei 10.000 Menschen in der Kontrollgruppe 2,4 Lungenkrebsdiagnosen, bei den Tuberkulose-Patienten waren es hingegen 26,3, so die Aussage der Forscher im Fachmagazin der internationalen Vereinigung zum Studium von Lungenkrebs (IASLC).
Tuberkulose: tödlichste Infektionskrankheit weltweit
Die Wissenschaftler betonten, dass ihre Studie wissenschaftlich „überzeugende Beweise“ für ein durch TBC erhöhtes Lungenkrebsrisiko liefere, auch wenn der Zusammenhang in seiner Wirkung noch eingehender untersucht werden müsse. Die Forscher sind der Überzeugung, dass ihre Erkenntnisse in die Tuberkulose-Behandlung einfließen sollten. Dabei seien Maßnahmen zur Verbesserung der Lungenkrebs-Früherkennung und -vorsorge für TBC-Patienten ein wichtiger Schritt, erklärten die Wissenschaftler. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind aktuell mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit mit TBC infiziert und jede Sekunde kommt ein weiterer Fall hinzu. Jedoch bricht die Krankheit nur bei knapp 10 Prozent der Infizierten im Laufe ihres Lebens aus. So erkranken nach Angaben der WHO knapp neun Millionen Menschen pro Jahr an TBC, wobei über 1,6 Millionen Menschen jährlich in Folge der Erkrankung versterben. Damit ist Tuberkulose bis heute die tödlichste aller Infektionskrankheit. Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko besteht für AIDS-Patienten, da ihr Immunsystem nicht in der Lage ist die TBC-Erreger abzuwehren. Von den TBC-bedingten Todesfällen ereignet sich der Großteil in Entwicklungsländern, da hier die erforderliche langwierige Behandlung mit den relativ teuren Antibiotika nur unzureichend ausfällt. Die Hälfte aller TBC-Fälle wurde in Asien festgestellt. In Deutschland sind die Zahlen der TBC-Erkrankungen seit Jahren rückläufig und im Jahr 2008 erkrankten hierzulande nach Angaben des Robert-Koch-Instituts lediglich noch 4.543 Patienten an Tuberkulose.
Tuberkulose als Risikofaktor für Lungenkrebs
Während bereits zahlreiche Risikofaktoren (Asbest, Chrom, Tabakrauch) für eine erhöhtes Lungenkrebsrisiko identifiziert wurden, ist der festgestellte Zusammenhang mit dem Auftreten von TBC medizinisches Neuland. Es ist seit langem „weit bekannt, dass Lungenkrebs ursächlich mit Rauchen zusammenhängt“, doch die aktuellen Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass der weltweite Kampf gegen Tuberkulose auch der Vorbeugung von Lungenkrebs dienen könnte, betonte Chih-Yi Chen von der China Medical University im Rahmen der aktuellen Veröffentlichung. In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert-Koch-Instituts jährlich rund 50.000 Menschen an Lungenkrebs – Tendenz steigend. Die Zahl der Todesfälle pro Jahr liegt den Angaben zufolge hierzulande momentan bei rund 40.000, wobei Männer mehr als doppelt so oft betroffen sind wie Frauen. (fp)
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